Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf
Oberschwestermasche beeindruckte ihn überhaupt nicht. »Antworten Sie gefälligst, oder ich nehme Sie in Beugehaft!«, schrie er.
»Sie sind ein sehr ungeduldiger Typ«, meinte ich mild, »der offenbar Schwierigkeiten im Umgang mit Menschen hat. Warum haben Sie mich nicht einfach angerufen und mir gesagt, dass Sie an den Bildern interessiert sind? Ich bin den Ermittlungsbehörden doch gern bei der Aufklärung von Straftaten behilflich.«
»Lassen Sie Ihr Gesülze«, sagte Klima grob. »Raus mit den Bildern, aber dalli!«
»Sind Sie sicher, dass Sie die Zeichnungen wirklich sehen wollen?«
»Warum, glauben Sie, sind wir gekommen? Um Ringelreihen zu spielen?« Die Frage klang leise und gefährlich.
»Okay. Kommen Sie!« Ich ging in meine Einzelzelle, Klima folgte.
Wütend schloss ich meine Schreibtischschublade auf, zog die Mappe heraus und knallte sie auf den Tisch. »Bedienen Sie sich!«
Der Oberstaatsanwalt öffnete die Pappdeckel und betrachtete die Bilder. Ich hatte ihn genau im Blick. Oben auf lag das Deckblatt mit der Aufschrift Die Fantastischen Fünf , es folgte das Porträt des Airport-Chefs.
»Das ist Thilo May«, erklärte ich, »der Geschäftsführer der Flughafengesellschaft.«
Klima blätterte um und hatte nun Kossmanns Konterfei in der Hand.
»Und hier haben wir es mit James Kossmann zu tun. Ratsmitglied und Apotheker in der Innenstadt. Sein Laden liegt nur wenig vom Fundort der Leiche entfernt.«
Klima reagierte nicht, seine Augen hatten sich am eigenen Bild festgesaugt. Jetzt wirkte er nicht mehr besonders souverän.
»Das ist Oberstaatsanwalt Dr. Hasso Klima«, machte ich mit der Vorstellungsrunde weiter. »Er ermittelt im Mordfall Tabibi und versucht, unbekannte Erpresser zu finden, die sich den Namen Die Fantastischen Fünf gegeben haben. Eine schwere Aufgabe, denn es scheint, dass Dr. Klima selbst Mitglied der Erpresserbande ist – genauso wie Mustafa Rotberg, Fotograf und Entdecker der Tabibi-Leiche. Sein Porträt ist auch in dieser Mappe.«
Klima hob den Kopf und sah mich an. Er war kreidebleich und sichtlich verwirrt. »Wie ist das möglich?«, stammelte er.
Ich zuckte die Schultern. »Sind Sie nicht derjenige, der Fragen stellt?«
Der Oberstaatsanwalt lief ein paar Schritte durch mein Büro – noch immer völlig fassungslos. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn.
»Ich habe für all das keine Erklärung«, sagte er leise. Der Kasernenhofton war ihm gründlich vergangen. Fast tat er mir leid, doch solche Gefühle waren fehl am Platz. Er war angeschlagen, und ich musste das so weit wie möglich ausnutzen.
»Haben Sie irgendwelche Verbindungen zu den vier Männern, deren Bilder in der Mappe sind?«, fragte ich streng.
»Tabibi habe ich nie getroffen, May kenne ich aus der Zeitung, doch wir sind uns nie persönlich begegnet. Den Fotografen habe ich vernommen, weil er die Leiche des Iraners gefunden hat. Auch den Apotheker kenne ich seit Kurzem. Ich habe ihn im Zuge meiner Ermittlungen nach dem Geigenspieler befragt. Das war alles.«
»Irgendeine Verbindung zwischen Ihnen muss es geben«, beharrte ich. »Können Sie sich erinnern, irgendwann mal porträtiert worden zu sein?«
»Von einer Straßenmalerin?« Klima lachte auf. »Bestimmt nicht. Ich gehe kaum spazieren – schon gar nicht auf irgendwelchen Plätzen, wo solche Leute für gewöhnlich ihrem Gewerbe nachgehen.«
»Sie sollten über solche Leute nicht die Nase rümpfen«, riet ich ihm, »die versuchen auch nur, über die Runden zu kommen. Außerdem ist die Frau – sie heißt Lena Pirelli – verschwunden. Ihr Bruder ist der Augenzeuge, den ich in meinem Artikel erwähnt habe. Sie sollten Lena suchen und die Sache klären.«
»Es ist alles wie ein schlechter Witz«, stöhnte Klima. »Ich arbeite fünfzehn Stunden am Tag, um die Erpresser zu erwischen, und jetzt das! Jemand bewirft mich mit Dreck, will mich aus dem Verkehr ziehen, mich ruinieren ...«
»Und wer sollte das sein ... und warum?«
»Dieses saubere Geschwisterpaar steckt dahinter! Hauptkommissar Brinkhoff hat mich über alles informiert. Ich weiß auch, dass der Mann bei Ihnen Unterschlupf gefunden hat. Warum das alles, Frau Grappa?«
»Ich hatte Mitleid mit ihm«, behauptete ich. »Er hatte Angst.«
»Ach ja?« Klima versprühte Hohn und war wieder ganz der Alte.
»Tut mir leid«, sagte ich zerknirscht. »Ich konnte nicht anders. Ich bin von Nonnen erzogen worden.«
»Irgendwann kriegen Sie ordentlich was aufs Maul«, prophezeite Klima. »Ich
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