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Grappa 09 - Grappa-Baby

Grappa 09 - Grappa-Baby

Titel: Grappa 09 - Grappa-Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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und ich gingen schweigend zur Tür. Draußen auf dem Flur bemerkte ich einen Polizisten in grüner Uniform.
    »Er bleibt so lange hier, bis wir wissen, wer hinter dem Anschlag steckt«, erklärte der Hauptkommissar. »Morgen weiß ich mehr, dann legt die Spurensicherung einen ersten Bericht vor. Ich bringe Sie jetzt nach Hause, Frau Grappa. Sie sehen nicht gut aus.«
    »Mir geht es auch schlecht. Was tun Sie jetzt?«
    »Ich versuche, diesen Oberarzt ausfindig zu machen.«
    Im Schwesternzimmer ermittelte Brinkhoff, dass Dr. Henri Cornett in dieser Nacht keinen Dienst hatte.
    »Ich setze Sie an Ihrer Wohnung ab und fahre dann bei dem Mann vorbei«, sagte Brinkhoff entschlossen.
    Ich schaute auf die Uhr. Es war kurz nach halb zwei nachts.
    »Ich komme mit«, kündigte ich an. »Ich will wissen, was da los war.«
    »Es ist besser, wenn Sie ausschlafen, Frau Grappa.«
    »Glauben Sie wirklich, dass ich mich jetzt seelenruhig ins Bett legen kann?«
    Das sah er ein. »Also gut.«
    Brinkhoff hatte sich die Privatadresse des Oberarztes aus dem Klinik-Computer geben lassen. Dr. Cornett wohnte gleich um die Ecke – in einer schmalen, völlig zugeparkten Straße mit renovierten Jugendstilhäusern. Brinkhoff stellte seinen Wagen in der dritten Reihe ab – direkt vor dem rosafarbenen Haus, in dem der Doktor wohnen sollte.
    Der Hauptkommissar klingelte, dann warteten wir.
    Nach etwa zwei Minuten fragte eine müde Frauenstimme: »Ja, bitte? Wer ist da?«
    »Kriminalpolizei. Ich muss dringend Dr. Cornett sprechen. Öffnen Sie bitte!«
    Es klang so unmissverständlich, dass einige Sekunden später der automatische Türöffner gedrückt wurde.
    Der Arzt wohnte im dritten Stock. Oben erwartete uns eine junge Frau im Morgenmantel. »Kann ich Ihren Ausweis sehen?«
    Brinkhoff zeigte ihr das Papier, stellte mich als Kollegin vor und trat ein.
    »Ich habe ihn schon geweckt«, sagte die Frau. Sie kam mir bekannt vor.
    »Arbeiten Sie auch in der Klinik?«, fragte ich.
    »Ja. Ich bin Krankenschwester.«
    »Schwester Petra. Richtig?«
    »Ja. Petra Belmont«, meinte sie überrascht.
    Sie kam nicht mehr dazu nachzufragen, denn Oberarzt Dr. Cornett kam aus dem Schlafzimmer in den Flur geschlurft. »Was ist passiert?« Er hielt die Hand vor den Mund und gähnte.
    Cornett war mittelgroß, untersetzt und hatte eine Halbglatze. Der Pyjama war verwaschen und ungebügelt. Im weißen Kittel konnte er auch nicht wesentlich attraktiver aussehen. Ich musterte Schwester Petra. Sie war ziemlich hübsch, Typ blasse Blondine.
    »Ein Kriminalbeamter ist heute Abend durch zwei Schüsse schwer verletzt worden«, erklärte Brinkhoff. »Wir wissen, dass er sich mit Ihnen getroffen hat. Sein Name ist Nikolaus Kodil.«
    »Was? Ich habe mich mit keinem Beamten getroffen ...«
    Brinkhoff und ich warfen uns einen Blick zu.
    »Herr Kodil hat es mir aber erzählt«, erklärte ich. »Sie hätten ihn angerufen und ihm Informationen über den Vergewaltigungsfall in Ihrer Klinik angeboten. Hauptkommissar Kodil ermittelt in der Sache.«
    »Ich? Ich habe niemandem Informationen angeboten!«
    »Wo waren Sie heute Abend?«, stellte Brinkhoff die Standardfrage nach dem Alibi.
    »Zu Hause. Seit vier Wochen war das mal wieder ein freier Tag und eine freie Nacht. Glauben Sie, dass ich mich ausgerechnet an diesem seltenen Jubeltag nachts im Stadtpark herumtreibe, um auf Polizisten zu schießen?«
    Cornett log. Ich roch das. Auf seiner Stirn hatten sich Schweißperlen versammelt.
    »Ich kann das bezeugen«, mischte sich Schwester Petra ein. »Henri war den ganzen Abend hier.«
    »Ich nehme Ihre Aussagen morgen im Polizeipräsidium auf«, meinte Brinkhoff. »Kommen Sie bitte dort vorbei. Und jetzt wünsche ich Ihnen noch eine ruhige Nacht.«
    »Ruhige Nacht?« Dr. Cornett lächelte bitter. »Ich muss in zwei Stunden schon wieder aufstehen. Aber das interessiert einen Beamten ja nicht – für Sie gibt es ja den täglichen Büroschlaf.«
    Brinkhoff ließ sich nicht provozieren. Er verbeugte sich höflich, wir verabschiedeten uns.
    »Komisches Paar«, sagte ich, als wir wieder im Freien waren. »Was sie bloß an dem dicklichen Gnom findet?«
    »Ist Ihnen nichts aufgefallen?«, fragte Brinkhoff.
    »Nö. Was könnte das sein?«
    »Er hat gesagt, er habe keine Zeit sich an seinem freien Tag im Stadtpark herumzutreiben.«
    »Und?«
    »Woher weiß er, dass der Anschlag auf Ihren Freund im Stadtpark geschah? Ich habe den Ort überhaupt nicht erwähnt.«

Eine Stimme am Telefon
    Im Morgengrauen

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