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Grappa 09 - Grappa-Baby

Grappa 09 - Grappa-Baby

Titel: Grappa 09 - Grappa-Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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seiner Hand, die locker auf dem weißen Oberbett ruhte. Zuerst fühlte sie sich an wie eine Hand, die nicht berührt werden wollte, doch dann entspannten sich die Muskeln, die Finger spreizten sich, ich verwob meine Finger mit seinen und faltete sie. Es war unsere Geste. Er kannte sie im Schlaf.
    Dann öffnete er die Augen. Sein Blick verstand zunächst nicht.
    »Ich bin's«, flüsterte ich.
    Der junge Grünrock verzog sich dezent in die hinterste Ecke des Zimmers.
    »Grappa«, murmelte Nik. Seine Lippen waren trocken und aufgesprungen, die Augen glänzten fiebrig.
    »Du sollst nicht sprechen«, sagte ich zärtlich. Ihn, der immer so viel Wert auf Fitness und Gesundheit gelegt hatte, in diesem Zustand zu sehen, machte mich ebenfalls krank.
    Ich streichelte seine Wange, wuschelte in seinem dunklen Haar, küsste ihn auf die Nasenspitze.
    »Es wird alles wieder gut«, flüsterte ich. »Ich werde das Schwein schon kriegen, das auf dich geballert hat.«
    Nik reagierte auf meine Ankündigung mit einem leichten Kopfschütteln. Es wirkte ein wenig erschreckt.
    »Jaja«, sagte ich, »ich weiß, dass das Sache der Polizei ist. Ich mische trotzdem mit und bin ganz, ganz vorsichtig.«
    Niks Lippen wollten ein Wort formen, doch er schaffte es nicht.
    »Willst du mir was sagen?«, fragte ich.
    Kopfnicken.
    »Okay. Ich frage dich was, Baby. Du musst nur mit ja oder nein antworten. Wenn du ja meinst, dann drücke meine Hand einmal, bei nein zweimal. Ist das in Ordnung?«
    Ein weiteres Nicken zeigte mir, dass er mich verstanden hatte.
    »Hast du dich an dem Abend mit Dr. Cornett getroffen?«
    Ja.
    »Hat er dir Informationen gegeben?«
    Nein.
    »Warum nicht? Wurde vorher auf dich geschossen?«
    Ja.
    »Hast du den Schützen erkannt?«
    Ja.
    Ich stutzte. Merkwürdig. Brinkhoff hatte gesagt, dass sich Nik an nichts erinnern könne. »Wer war der Schütze?«
    Keine Antwort. Ich musste die Frage anders stellen.
    »Ich nenne jetzt ein paar Namen. Wenn der richtige dabei ist, dann drückst du meine Hand einmal. Okay?«
    Es war Okay.
    »Burger?«
    Nichts.
    »Dr. Berggrün?«
    Nichts.
    »Libussa Faber?«
    Nichts.
    Welchen Namen sollte ich jetzt noch nennen?
    »Der Pfleger ... wie hieß er doch noch ... Schlagholz?«
    Nichts.
    Niks Lippen formten ein Wort, ich legte meine Wange an seinen Mund.
    »Frank«, hörte ich.
    »Was?« Geschockt setzte ich mich wieder.
    »Du meinst wirklich, was du sagst?«, hakte ich nach.
    Kopfnicken.
    »Und du willst, dass ich den Namen für mich behalte, richtig?«
    Er drückte meine Hand einmal.
    »Darf ich mit Frank reden?«
    Ein erschrecktes Zweimaldrücken.
    »Keine Angst, mir passiert schon nichts. Möchtest du wissen, was inzwischen geschehen ist?«
    Ja.
    Ich gab Nik eine gestraffte Version der Ereignisse, er hörte mir mit geschlossenen Augen zu, ließ meine Hand dabei nicht los.
    Als ich fertig war, perlte Schweiß auf Niks Stirn. Ich hatte ihn überfordert.
    »Wir reden über alles, wenn du gesund bist«, flüsterte ich und streichelte seinen feuchten Haaransatz. »Auch über uns beide. Ist das so gut?«
    Ja.
    »Jetzt muss ich los.« Ich zog meine Hand weg, drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. Er roch nicht mehr nach Nik, sondern nach irgendwelchen Produkten der Pharmaindustrie, die desinfizieren und heilen sollten.
    Als ich mich Richtung Tür bewegte, ging diese auf und Libussa Faber stand im Türrahmen. Schlagartig spukte in meinem Hirn zum tausendsten Mal das Bild aus jener Nacht: Libussa satt in meinen Kissen, Nik matt auf ihrem Oberschenkel.
    Ich blickte zu Nik. Nein, es gab kein Zurück. Jetzt wusste ich es.
    »Er gehört Ihnen«, sagte ich zu der Blonden. »Er ist noch ein bisschen schwach. Lassen Sie ihn also zugedeckt, ja?«

Liebe und Lüge
    Petra Belmont saß in der Kaffeeküche der Inneren. Sie sah nicht besonders gut aus, ihr ohnehin blasses Gesicht war grau. In ihrem Mundwinkel steckte eine Zigarette.
    »Hallo, Frau Belmont«, sagte ich. »Mein Beileid zum Tod Ihres Lebensgefährten. Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
    »Wozu soll das gut sein?«, raunzte sie mich an. »Ich hab der Polizei schon alles gesagt.«
    »Lebten Sie beide schon lange zusammen?«, fragte ich. Vielleicht öffnete die Erinnerung an schöne Zeiten ihren verkniffenen Mund.
    »Seit einem halben Jahr«, nuschelte sie. Eine Rauchschwade ihres Brennstabes bewegte sich in meine Nähe. Ich versuchte, ihr durch heftiges Wedeln mit der Hand eine andere Richtung zu geben.
    »Und? War's die große Liebe?«
    »Das geht Sie

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