Grappa 10 - Zu bunt für Grappa
hätte den Weg ohne Probleme befahren können. Die Fahrbahn war breit genug.
Ich kramte mein Handy aus der Handtasche, wählte den Notruf und meldete der Polizei den Fund einer Leiche auf einem Melonenfeld zwischen Cavaillon und Saint-Rémy. Als ich nach meinem Namen gefragt wurde, passte ich und beendete das Gespräch.
Ich eilte zu meinem Auto und startete. In meinem Hirn tobte ein Orkan. Thaler hatte Recht – Cortez war ein Mörder.
Ich fuhr einige Kilometer, stoppte den Wagen und wählte Cortez' Nummer. Er hatte auf Mailbox umgeschaltet, ich sprach eine Nachricht darauf. Er solle mich dringend anrufen.
Auch im Freien habe ich seit meiner Krankheit ein Gefühl schrecklicher Einsamkeit, so dass ich nicht auszugehen wage.
Die Jagd nach Geld
»Ich muss dich unbedingt sehen«, sagte ich, als Cortez sich meldete. Ich befand mich kurz vor Saignon.
»Was ist passiert?« Er musste die Aufregung in meiner Stimme bemerkt haben.
»Das sage ich dir, wenn wir uns gegenüber stehen.«
»Ich habe keine Zeit«, versuchte er mich abzuservieren.
»Du solltest dir Zeit nehmen«, sagte ich leise, aber bestimmt. »Es ist nur zu deinem Vorteil.«
»Du hast einen unguten Ton in der Stimme.«
»Das kann sein. Ich bin auch nicht gut drauf. Ich habe nämlich gerade eine Leiche gefunden.«
» Ah bon? Und wer ist tot?«
»Jean-Jacques Prébois. Er liegt ziemlich wortkarg zwischen seinen Melonen und seine Stirn ziert ein Einschussloch.«
»Das ist nicht wahr!«
»Ist es! Hast du eine Ahnung, wer es getan haben könnte?«
»Ich habe keine Idee. Vielleicht war jemand mit der Speisenfolge in seinem Restaurant unzufrieden.«
»Sehr witzig«, sagte ich. »Warst du es?«
»Ich? Um Gottes willen, Maria! Du hältst mich für einen Mörder? Warum sollte ich so etwas tun?«
»Ist das so abwegig? Immerhin glaubst du, dass er deine Mutter überfallen hat. Hast du dich rächen wollen?«
»Glaub mir«, sagte Cortez. »Ich habe mit der Sache nichts zu tun.«
»Ich habe deine Mutter im Krankenhaus besucht und sie hat vorausgesagt, dass der Mann, der sie überfallen hat, bestraft werden wird.«
»Ja und? Dass sie sich wünscht, dass der Mann, der sie so zugerichtet hat, dafür büßen muss, ist doch wohl ganz verständlich. Was beweist das?«
»Wie kommt der Hut neben die Leiche?«
»Welcher Hut?«
»Der Panamahut, den du aus Rosalies Haus mitgenommen hast. Nach dem Überfall.«
»Maria! Solche Hüte gibt es wie Sand am Meer.«
»Und wo ist der Hut?«
»Was weiß ich? Ich habe ihn irgendwo hingelegt.«
»Wirklich?«
»Ich merke, dass die Zeit des Vertrauens vorüber ist«, sagte er und es klang bitter.
»Also – kann ich zu dir nach Oppède-le-Vieux kommen?«
»Nein!« In Cortez' Stimme war Angst. »Wenn dir jemand folgt, wissen die, wo das Bild ist.«
»Ich bin vorsichtig«, versprach ich. »Ich bringe auch das Fax aus New York mit. Und den Van-Gogh – ich würde ihn gern noch mal sehen.«
»Es ist zu gefährlich.«
»Hör zu!« Meine Geduld war am Ende. »Mir reicht's langsam! Wenn du dich nicht mit mir triffst, informiere ich die Polizei und erzähle denen die Sache mit dem Hut.«
»Du kannst sehr hart sein«, stellte er fest.
»Also – was ist?«
»Alors!« , seufzte er. »Stell dein Auto unten auf dem Touristenparkplatz ab. Ich werde dort auf dich warten. Und achte darauf, dass dir niemand folgt.«
Als ich das Ferienhaus erreichte, saßen Sterner und Thaler im Garten.
»Wo waren Sie schon wieder?«, herrschte mich Thaler an.
»Ich habe mir noch mal das Melonenfeld angesehen«, antwortete ich, »und raten Sie mal, wen ich dort getroffen habe?«
Niemand löste das Rätsel und ich berichtete von meinem sensationellen Fund.
»Ich habe Ihnen gleich gesagt, dass Sie Cortez nicht vertrauen können«, meinte Thaler selbstzufrieden.
»Vielleicht will jemand auch nur den Verdacht auf ihn lenken«, wandte ich ein – allerdings wenig überzeugt von meinen eigenen Worten.
»Warum sollte das jemand tun?«, wollte Sterner wissen.
»Es geht natürlich um den Bauern im Melonenfeld . Damit Cortez aus dem Verkehr gezogen wird und das Bild schutzlos ist.«
»Jetzt wissen wir wenigstens, dass Cortez das Bild wirklich besitzt«, sagte Boris Thaler. »Und was passiert jetzt? Haben Sie die Polizei eingeschaltet?«
»Ich habe einen Notruf abgesetzt. Die Bullen werden die Leiche finden und ich kümmere mich um Cortez. Mag sein, dass ich zu vertrauensselig war«, räumte ich ein. »Aber die Sache ist noch nicht zu Ende.«
»Sie
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