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Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Titel: Grappa 10 - Zu bunt für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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anders.
    Die Fledermäuse flogen nicht mehr, sogar die Nachtfalter hatten sich sonst wohin verkrochen. Der Schatten des Hauses dagegen versprach eine Idee von Geborgenheit und Sicherheit. Und jetzt öffneten sich doch die Schleusen des Himmels. Wasser ergoss sich aus den Wolken – ich floh ins Haus und war pitschnass, als ich in der Küche stand.
    Ich verschloss die Tür. Die beiden Männer hatten von dem Naturschauspiel nichts mitbekommen.
    In meinem Zimmer entledigte ich mich der nassen Kleider. Dann fiel ich ins Bett. Während des Einschlafens kam mir die Erkenntnis, dass ich etwas Wichtiges übersehen hatte. Es hatte mit dem Melonenfeld zu tun und ich würde morgen weiter darüber nachdenken. Ich machte einen Knoten in meine Seele, um es ja nicht zu vergessen.

Und meine eigene Arbeit, nun, ich setze mein Leben dabei aufs Spiel, und mein Verstand ist zur Hälfte dabei draufgegangen.
    Eine Entdeckung
    Das Gewitter tobte die ganze Nacht, doch am Morgen war alles wie immer: Die Sonne hatte noch nicht ihre ganze Kraft entfaltet, sie wärmte nur und brannte noch nicht, der leichte Wind war vielleicht eine Spur frischer und bei Bäumen und Sträuchern schien das Grün der Blätter aufpoliert – alles strahlte und glänzte, hatte aufgeatmet und neue Kraft durch die ungewohnte Feuchtigkeit entfaltet.
    Ich entknotete meine Seele und wusste, was ich zu tun hatte. Das Frühstück war schnell gemacht – die Herrschaften schnarchten hoffentlich bis zum Mittag.
    Ich trank einen großen Kaffee, mümmelte ein Croissant vom Vortag und startete. Mein Ziel war das Melonenfeld, das Vincent van Gogh auf dem Bild verewigt hatte. Genauer gesagt steuerte ich die kleine romanische Kapelle am Rand des Feldes an. Ich musste dringend etwas überprüfen, denn ein Bild hatte sich gestern Abend in mein Gehirn eingebrannt und mich nicht wieder losgelassen.
    Mein Golf-Cabrio brachte mich schnell zur gewünschten Stelle. Wieder war die kleine Kirche verschlossen, vermutlich wurde hier nur sonntags eine Heilige Messe gelesen – wenn überhaupt.
    Niemand war zu sehen. Ich strich um die Mauern herum, erreichte schließlich den Anbau. Als ich nach oben schaute, stockte mein Atem. Ich hatte mich nicht getäuscht. Die Jahreszahl, die dort in den Stein gemeißelt war, war die Zahl 1892.
    Schwer atmend glitt ich an der Wand entlang ins Gras. Ich war betrogen worden wie niemals zuvor. Das war mir jetzt klar. Behalte einen kühlen Kopf, Grappa, riet ich mir selbst, doch meine Gefühle überwältigten mich. Ein trockenes Schluchzen entrann meiner Kehle.
    Der Bauer im Melonenfeld war eine Fälschung und Cortez musste es wissen. Van Gogh war im Juli 1890 gestorben und der Anbau der Kirche, der auf dem Bild zu sehen war, erst 1892 fertig gestellt worden.
    Erschüttert erhob ich mich und entfernte mich von der Kirche. Das Feld war über und über mit Melonen bedeckt, ihr honiggelber Schimmer harmonierte mit dem dunklen Braun der Erde. Ich schlenderte durch die Furchen und da sah ich plötzlich etwas, das so gar nicht in die ländliche Idylle passen wollte. Zwei Füße ragten mir entgegen. Sie trugen zweifarbige Schuhe und gehörten zu einem Mann, der mit dem Gesicht nach unten im Feld lag.
    »Verdammt!«, entfuhr es mir.
    Ich trat zu dem Körper hin, dort oben musste der Kopf sein. Der Mann war nicht schwer zu identifizieren: Es war Jean-Jacques Prébois. Es hatte ihn zwischen seinen geliebten Melonen dahingerafft. Aber nicht durch einen natürlichen Tod.
    Prébois' Schläfe zierte ein kleines Loch. Er war noch immer oder schon wieder weiß gekleidet – wie gestern im Restaurant. Neben ihm befand sich der helle Panamahut.
    Ich hob ihn auf und eine neue Erkenntnis traf mich wie ein Blitzschlag. Es handelte sich um denselben Hut, den Cortez nach dem Überfall auf seine Mutter aus deren Haus in Saignon mitgenommen hatte.
    Ich wagte den Gedanken, der sich mir jetzt aufdrängte, fast nicht zu denken – doch es ging kein Weg daran vorbei. Cortez musste Prébois umgebracht haben, sonst würde der Hut nicht neben ihm liegen.
    Ich untersuchte die Umgebung. Es schien nicht so, als sei der Melonenmann auf diesem Feld getötet worden. Die verrenkte Körperlage ließ darauf schließen, dass ihn jemand aufs Feld geworfen hatte.
    Etwas abseits verlief ein unbefestigter Weg, der zur Straße führte. Sonne und Trockenheit hatten für einen Belag aus feinem Staub gesorgt. Ich entdeckte Abdrücke von Pferdhufeisen, Schuhmuster und breite Reifenspuren. Cortez' Lieferwagen

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