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Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Titel: Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Vermarktung. Denn schließlich hatte es ja Blätter gegeben, die ihm seine Fotos immer wieder abgekauft hatten.
    Ich schlug die Zeitung zu und räumte die Küche auf. Von dem Spiegelei war nur noch der weiße Rand übrig, ich klaubte ihn von den Fliesen.
    Jetzt noch ins Bad und die letzten Handgriffe vor dem Spiegel. Ich sah mir in die Augen und betrachtete mich. Nein, ich war keine Schönheit. Die Krähenfüße um die blauen Augen wurden stündlich tiefer, beginnende graue Haare musste ich mit Henna übertönen, was mir farblich gesehen zur Anmutung eines laufenden Feuermelders verhalf, ein beginnendes Doppelkinn erinnerte an zu viel gutes Essen und guten Wein, und neben den Mundwinkeln hatten sich zwei Linien gezeichnet, die nicht mehr so eben weggebügelt werden konnten.
    Ich verzog den Mund zu einem Lächeln. Die Falten verschwanden. Lächle öfter mal, Grappa, dachte mein heiteres Ich, das macht dich um zehn Jahre jünger.
    Du kannst doch nicht den ganzen Tag lang rumgrinsen, meinte mein trüberes Ich, da denken ja alle, du schwächelst, und tanzen dir sofort auf der Nase herum.
    Schluss jetzt, ihr beiden!, mahnte ich mich, haltet endlich die Klappe! Ich bin so jung, wie ich mich fühle, meine Haut ist makellos, der Busen prall ohne Silikon und ich habe noch jede Menge Spaß an Sex.
    Es kratzte an der Tür. Ich schreckte auf, ich hatte mich noch nicht an meinen neuen Mitbewohner gewöhnt.
    Eberhard stolzierte, wie aus dem Spiegelei gepellt, ins Bad, sprang mutig ins Waschbecken und blickte zu mir hoch.
    »Findest du mich hübsch, mein süßer Kater?«, flötete ich.
    Er schaute mich ernst an. Die Augen groß und klar, die Farbe von Tiefseen in kühlen Landschaften.
    Ob du hübsch bist, weiß ich nicht, aber du bist die, die mir das teure Katzenfutter kauft und auf meine Streiche nur mit einem Augenbrauenrunzeln reagiert, hörte ich ihn sagen.
    »Also ist es dir scheißegal, wie ich aussehe?«, maulte ich.
    Ja, ist es. Ich weiß, dass du gut riechst, ich werde gern in deiner gebrauchten Wäsche liegen, und ich weiß, dass du mir diese dämlichen Impfungen beim Tierarzt ersparst, sagte er.
    »Aber irgendwann lass ich dich kastrieren!«, kündigte ich an.
    Darüber reden wir, wenn es so weit ist, maunzte er.
    »Dann benimm dich entsprechend«, riet ich ihm.
    Eberhard murrte, als ich in der Tür stand, um die Wohnung zu verlassen.
    »Du musst hier bleiben«, sagte ich, »ich kann dich nicht mit zur Arbeit nehmen.«
    Der Kater ließ nicht locker. Er schmiegte sich an meine nackten Beine und schnurrte.
    »Ich kann dich auch nicht nach draußen lassen«, erklärte ich ihm. »Das ist zu gefährlich. Ich möchte dich nicht irgendwann von der Fahrbahn kratzen müssen.«
    Er begann mich wieder leicht in die Fesseln zu beißen.
    »Eberhard, lass das!«
    Es machte keinen Sinn, ihm gut zuzureden, ich musste massiver werden. Ich hob den Kater hoch, sah ihm direkt in die Augen.
    »Hör mal zu. Du bist das Tier und ich bin der Mensch. Deshalb bin ich hier der Boss. Capito?«

Retten und gerettet werden
    In der Redaktion wartete bereits eine Beschwerde auf mich. Oberstaatsanwalt Guardini hatte Peter Jansen angerufen und sich bitter über mich beklagt: Ich hätte den Behörden das Foto vom toten Schadewald vorenthalten. Dies sei Behinderung polizeilicher Ermittlungsarbeit.
    »Ruf ihn an und besänftige ihn«, schlug Peter Jansen vor. Er saß in meinem Zimmer – wie immer, wenn er etwas Ernstes mit mir zu besprechen hatte.
    »Und wie?«, stellte ich mich dumm.
    »Sag ihm, dass du ihm künftig keine Informationen mehr vorenthalten wirst!«
    »Aber nur, wenn ich auch was von ihm kriege! Serva me, servabo te! «
    Jansen lachte. »Jetzt, wo du mit Bibelzitaten konfrontiert wirst, bist du ziemlich latinesk. Was soll das denn nun wieder heißen?«
    »Genau übersetzt heißt es: Rette mich, dann rette ich dich. Aber ich interpretiere es so: Eine Hand wäscht die andere.«
    »Dann mach das dem Burschen klar.«
    Es klopfte. Kosmo steckte sein hübsches Köpfchen ins Zimmer. »Störe ich?«
    »Du doch nicht«, sagte ich ehrlich.
    »Sie haben wieder Post, gnädige Frau«, lächelte der Redaktionsbote, drückte mir einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange und reichte mir einen Umschlag.
    »Danke, Traumprinz.«
    »Es geht doch nichts über ein gutes Betriebsklima«, frotzelte Jansen, als ich sanft durch Kosmos Locken strich. »Pass bloß auf, Kosmo, dass sich die Frauen im Verlag nicht bei der Gleichstellungsbeauftragten

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