Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Titel: Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
Vom Netzwerk:
spezialisiert. Solche Frauen, die vor lauter Langeweile Probleme mit der Selbstfindung hatten. Der Mann trat in Talkshows auf, hat Bücher veröffentlicht, den Lions-Club in der Landeshauptstadt gegründet und soll in fünfter Ehe glücklich verheiratet gewesen sein.«
    Ich griff nach dem Foto. »SUPERBIA ist seine Sünde. Das heißt Hochmut, Stolz, Überheblichkeit.«
    »Wir suchen gerade nach einer Verbindung zwischen den Toten«, berichtete Brinkhoff. »Es muss da etwas geben – und wir müssen es finden! Die Toten waren etwa gleich alt – alle zwischen Mitte vierzig und Mitte fünfzig. Wenn es etwas Verbindendes gibt, finden wir es wahrscheinlich in der Vergangenheit der Opfer – und des Täters natürlich.«
    »Ja. Schon vor zwanzig oder fünfundzwanzig Jahren waren sie so erwachsen, dass sie Sünden begehen konnten. Bekomme ich die Namen der anderen Toten?«
    »Die kann ich Ihnen nicht geben, wegen der anderen Medien«, antwortete der Hauptkommissar. »Aber ich habe einen Tipp für Sie: Versuchen Sie es mal bei der Agentur, die die Villa vermietet.«

Nervengift und Wiener Schule
    Nachmittags erreichte uns ein Fax, mit dem Guardini die Ergebnisse der Obduktionen bekannt gab. Die sieben Toten waren durch ein schnell wirkendes Atemgift namens Cyanwasserstoffsäure getötet worden. Der Mörder hatte den Raum vorher abgedichtet, das unsichtbare Gas war durch eine Öffnung in der Wand in das Zimmer geleitet worden.
    Das Gas, ähnlich dem, das in amerikanischen Gaskammern zur Hinrichtung zum Tode Verurteilter benutzt wird, blockiert innerhalb von Sekunden die Atmung und man erstickt.
    Ich recherchierte und erfuhr, dass das Gas nur denjenigen schnell und fast schmerzlos tötet, der es tief einatmet. Sich wehrende Opfer haben dagegen einen qualvollen Tod.
    Ich öffnete das Fenster, sog die noch laue Spätsommerluft ein; sie roch nicht sonderlich gut, denn der Dunst der Stadt konnte nicht abziehen, weil sich kein Lüftchen regte.
    Die Sicht von meinem Zimmer ins Land rund um Bierstadt war an diesem Tag besonders gut. Ich sah die grünen Ausläufer des Sauerlandes, über dem jetzt die Sonne stand, links über dem Horizont spalteten aufgegebene Fördertürme die blaue Fläche und rechts von mir entdeckte ich Fensterputzer in einer Gondel, die außen an einem Hochhaus langsam emporschwebte. Die Sonne spiegelte sich in den Glasflächen des Hauses.
    Ich dachte an den Mörder. Was tat er wohl gerade? Empfand er Genugtuung über seine Taten? Hatte er tatsächlich das Gefühl, ein Kunstwerk geschaffen zu haben? Oder spürte er nichts mehr? Vielleicht doch ein wenig Reue?
    Nein, dachte ich, es gibt keinen Grund für dich, den Todsündenmörder heimlich zu bewundern für seine logistische Meisterleistung, seine Art, Spuren zu legen, sie wieder zu verwischen, und für seine Kunstfertigkeit, Straftaten mit Psalmen zu verklären. Er hatte kaltblütig sieben Menschen getötet – nur das allein sollte als Maßstab zählen!
    Der Hunger trieb mich in die Kantine. Es war nicht mehr viel los. Nikoll und Kosmo saßen an einem Tisch und tranken Kaffee, ineinander vertieft und misstrauisch beäugt von einigen weiblichen Verlagsangestellten.
    Kosmo saß mit dem Rücken zu mir und konnte mich nicht sehen. Nikoll blickte kurz zu mir hin, ich kniff ihr ein Auge. Dann packte ich mir zwei Brötchenhälften, warf sie auf einen Pappteller und zog mich mit meiner Ration in mein Büro zurück.
    Vor dem PC machte ich zunächst ein paar Fingerübungen, ging dann ins Internet und recherchierte Freudenreichs Vita. Es war genau so, wie Brinkhoff gesagt hatte – der Mann gehörte zu einer Art Schickimicki-Hautevolee der Landeshauptstadt.
    Ich überlegte kurz, wählte dann die Nummer seiner Praxis. Eine genormte Frauenstimme sagte mir, dass alle Anschlüsse belegt seien, mir der nächste freie Platz aber sofort zugewiesen würde.
    Während ich wartete, sann ich über eine glaubwürdige Geschichte nach.
    »Hier Praxis Dr. Freudenreich, was kann ich für Sie tun?«, wurde ich gefragt.
    »Grappa mein Name. Zunächst einmal mein Beileid zum tragischen Tod Ihres Chefs. Ich bin Journalistin und die Deutsche Psychologische Gesellschaft hat mich gebeten, ein Porträt über den verehrten Kollegen zu schreiben. Werdegang, Lebenslauf, die Anfänge seiner Karriere. Dazu benötige ich natürlich Informationen. Könnten Sie mir diesbezüglich weiterhelfen?«
    Die Maus war überfordert und verband mich weiter zu einem Kollegen von Freudenreich. Ich wiederholte meinen

Weitere Kostenlose Bücher