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Grappa 14 - Grappa im Netz

Grappa 14 - Grappa im Netz

Titel: Grappa 14 - Grappa im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Unauffälligkeit. Gab niemals Widerworte, ordnete sich immer unter, ging jedem Streit aus dem Weg und beteiligte sich nur selten an den Diskussionen übers Programm. Ich hatte ihn immer ganz gut leiden können – wie man halt jemanden mag, der einen nicht besonders interessiert.
    Ich saß in der Konferenz. Die Programmchefin war schon informiert. In einem dunklen klassischen Kostüm bat sie uns, eine Minute lang zum Angedenken an den Kollegen Ulrich Urban zu schweigen.
    Natürlich polterte Peter Jansen in die Stille. Ada Hecke schaute irritiert auf. Dem Blick, den Peter dem Eiszapfen zuwarf, entnahm ich, dass er noch immer heftig verliebt war.
    »Ich bitte Sie alle, der Polizei bei der Aufklärung des Mordes an dem Kollegen Urban behilflich zu sein«, sagte Dr. Ada Hecke. »Wer also Vermutungen oder Hinweise hat, sollte sich bei den Behörden melden. Außerdem werden wir heute Abend einen kurzen Nachruf auf den Kollegen Urban bringen. Ich habe bereits einen freien Autor mit einem Zweiminutenfilm beauftragt.«
    »Um die Mordserie will ich mich kümmern«, sagte ich. »Drei Tote sind ja kein Pappenstiel. Alle drei suchten Frauen im Internet und ich hatte Kontakt zu einem der Opfer. Der sollte nämlich in meiner Single-Show auftreten.«
    »Aber was ist mit der Entführung des Oberbürgermeisters?«, widersprach Ada Hecke. »Wer kümmert sich dann um diese Sache?«
    »Der Fall ruht zurzeit«, behauptete ich. »An die deutsche Botschaft in Sanaa ist ein abgetrenntes Ohr geschickt worden. Jetzt wird erst einmal geprüft, ob es überhaupt Nagels Ohr ist. Das dauert vermutlich einige Zeit.«
    »Mich gibt es ja auch noch«, half mir Peter Jansen. »Ich bin eh an der Sache dran. Wann immer etwas passiert, werde ich Frau Grappa informieren.«
    »Vielen Dank für Ihr kollegiales Angebot, Herr Jansen.« Ada Hecke ließ ihren Eiszapfenblick wohlwollend über Jansen schweifen, der sie anschmachtete.
    »Über das abgetrennte Ohr mache ich heute Abend einen Nachrichtenfilm«, versprach ich. »Ich stehe in Kontakt mit Herrn Rumi vom Auswärtigen Amt. Er ist nach Berlin geflogen und wartet dort auf das Päckchen aus dem Jemen.«
    Der Rest war Alltagsroutine. Wir besprachen das Programm des heutigen Abends inklusive Rezept des Tages. Ada Hecke regte an, ein vegetarisches Rezept zu empfehlen – wegen der Mischung. Ein toter Gerichtsreporter und ein abgeschnittenes Oberbürgermeisterohr passten wohl nicht zum Schweinerollbraten oder einem ungarischen Gulasch. So viel Sarkasmus hätte ich ihr gar nicht zugetraut!
    Nach der Konferenz ließ ich mir den Schlüssel für Uli Urbans Büro aushändigen. Vielleicht würde ich dort einen Hinweis auf die Mörderin finden.
    Zur Sicherheit schloss ich die Tür von innen ab. Wo sollte ich beginnen?
    Das Büro war so schäbig eingerichtet wie alle anderen, nur wenige persönliche Sachen waren zu sehen. Auf dem Schreibtisch stand ein Fotorahmen. Er enthielt zwei Bilder, eins zeigte eine Frau mittleren Alters, das andere einen zotteligen schwarzgrauen Hund.
    Auf dem Schreibtisch lagen nur belanglose Schriftstücke herum, Gerichtspläne, Schnittlisten und ein paar Zeitungsartikel über Verhandlungen und ein alter Gehaltszettel. Sehr gut, denn oben links auf der Abrechnung war Quincys Personalnummer zu lesen, die bei uns allen gleichzeitig der Zugangscode für den PC war. Jetzt musste ich nur noch das richtige Passwort wissen.
    Ich überlegte. Alle vier Wochen musste es geändert werden und Urban hatte es sich bestimmt irgendwo notiert. Genauso wie ich es immer tat.
    Ich untersuchte den Schreibtisch, drehte die Schreibunterlage um; schließlich schaute ich unter die Tastatur des Computers. Da! Urban hatte ein Stück Papier darunter geklebt, auf dem einige Worte standen. Das einzige, das nicht durchgestrichen war, hieß Zausel. Ob das der Name von dem Hund war?
    Ich tippte den Begriff ein, loggte mich dann ins Internet ein. Die Startseite öffnete sich und ich rief seine Bookmarks auf – das waren die von ihm gesicherten Seiten, die er häufiger besucht haben musste.
    Tatsächlich – Urban hatte einen Single-Service gespeichert, jetzt fehlten nur noch Nickname und Passwort. Ich versuchte es mit dem Pseudonym Quincy ... und einige Sekunden später war ich im System, denn er hatte tatsächlich zum zweiten Mal das Passwort Zausel genommen. Männer hatten ja so viel Fantasie!
    Sein Postfach war nicht besonders voll, doch er hatte einige Frauenprofile gespeichert. Ich ging sie nacheinander durch und suchte

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