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Grappa 14 - Grappa im Netz

Grappa 14 - Grappa im Netz

Titel: Grappa 14 - Grappa im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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beschloss der fünfte die Vorstellungsrunde.
    »Ihr seid alle Abschaum«, stellte ich fest. »Ihr wollt eure Frauen hintergehen, denkt nur an euern Spaß. Und jetzt sprecht mir nach: Ich bin ein Dreck, ein schmutziger, gemeiner Dreckskerl.«
    Die Männer folgten meinem Befehl und wiederholten immer wieder diesen Satz ... bis er wie eine Melodie in der Luft lag. Dabei liefen ihnen Tränen übers Gesicht.
    »Eberhard, die Drinks bitte!«
    Der Kater hatte plötzlich ein Tablett mit Gläsern zwischen den Vorderpfötchen und ging aufrecht. Er blieb vor jedem der fünf stehen und sie nahmen sich jeweils ein Glas.
    »Und jetzt zum Wohl!«, sagte ich laut und deutlich. Die fünf hoben das Glas an die Lippen und tranken.
    Der Kater hatte das Tablett abgestellt und folgte mit halb geöffneten Opalaugen dem Schauspiel, das jetzt begann: Nach und nach kippten die Männer in den Unterhosen um, lagen auf dem Boden, die Gliedmaßen verrenkt, keuchend und winselnd.
    »Du hättest etwas mehr von dem Pulver nehmen sollen«, meinte ich zu Eberhard. »Es dauert ziemlich lange, findest du nicht?«
    Vielleicht brauchen wir noch was für später, sagte mein neunmalkluger Kater.
    Wir warteten noch zwei Minuten, dann zuckten die fünf Körper nicht mehr. Besonders ästhetisch sah das Ganze nicht aus, aber Job war Job.
    »Kann ich das nochmal haben?«, fragte plötzlich Barbara Rutzo, die Kamerafrau. »Ich habe vergessen, einen Weißabgleich zu machen. Außerdem kommt das Licht von der Seite. Tut mir echt Leid.«
    Barbara trug ein ähnliches Kleid wie ich und hatte die Kamera geschultert. Auch auf ihrer Stirn hatten sich Schweißperlen gebildet.
    »Wie soll ich das machen?«, fragte ich.
    »Nimm doch die nächsten fünf«, schlug Barbara vor. »Und die anderen räumen wir weg. Das merkt später im Film niemand.«
    »Ich will nicht sterben«, hörte ich plötzlich die Stimme von Jakob Nagel. Er stand in der zweiten Reihe und ich hatte ihn bisher nicht bemerkt.
    »Ich dachte, Sie seien entführt worden«, rief ich verblüfft. »Wie kommen Sie denn hierher?«
    »Ich habe ihn befreit!« Rumi stellte sich neben Nagel und legte ihm triumphierend die Hand auf die Schulter. Der Mann vom Auswärtigen Amt war wie ein Tuareg-Krieger gekleidet – mit einem blauen Turban, der nur die feurigen schwarzen Augen frei ließ.
    »Was ist das denn?«, nörgelte Barbara Rutzo. »Nun mach schon weiter, Grappa! Die nächsten fünf! Ich habe nicht die ganze Nacht Zeit.«
    »Stopp!«, schrie ich. »Aufhören! Die Sache läuft aus dem Ruder. Ich habe nie gewollt, dass ...« Panik ergriff mich.
    Jetzt sprang auch noch Eberhard auf meine Schulter, glitt ab, versuchte sich mit den Krallen festzuhalten und verpasste mir einige Kratzer. Es tat weh und ich bäumte mich auf ...
    »Was ist?«, fragte ich konsterniert. Ich befand mich nicht mehr in dem Raum mit den vielen Männern, sondern in meinem Bett – und sah in die glühenden Augen des Katers.
    Ich musste dich wecken, sagte Eberhard, du hast schlecht geträumt.
    »Echt?« Noch immer nicht ganz in dieser Welt knipste ich die Nachttischlampe an. Mein Nachthemd klebte am Körper.
    »Ich habe geträumt, dass ich diese Mörderin bin«, erklärte ich dem Kater, »und du warst mein Komplize. Guck mal, was du mit mir gemacht hast!«
    Anklagend hielt ich dem Löwen meinen Arm hin, er war von den Krallen gezeichnet.
    Ich kann nichts dafür, du bist plötzlich im Bett hochgeschnellt, verteidigte er sich.
    »Nicht schlimm. Es wird schon wieder heilen«, meinte ich und kraulte Katers Köpfchen. »Wir sind vielleicht ein Pärchen, was? Streifen nachts herum und vergiften lüsterne Kerle.«
    Der Löwe schnurrte und schmiegte sich fest an mich. Die Idylle war nur von kurzer Dauer, denn mein Handy klingelte. Eberhard machte vor Schreck einen Satz und landete unsanft auf dem Boden.
    »Ja, bitte?«, fragte ich.
    »Hier ist Brinkhoff. Entschuldigen Sie, dass ich um diese Zeit störe. Aber es ist etwas passiert. Es gibt einen neuen Toten. In einem Hotel in Bierstadt.«
    »In Bierstadt? Also hat der Stramme Hengst Recht gehabt!«
    »Scheint so. Das Opfer stammt auch aus Bierstadt.«
    »Das hat er nicht vorausgesagt. Wer ist es? Kennen Sie seinen Namen schon?«
    »Er heißt Ulrich Urban.«
    »Wer?« Ich war elektrisiert.
    »Kennen Sie ihn?«
    »Ja, klar. Ein Kollege von mir. Er war für die Gerichtsreportagen zuständig. Wir nannten ihn Quincy.«

Quincys Vermächtnis
    Uli Urban, der Gerichtsreporter von TV Fun. Er war die fleischgewordene

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