Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grappa 14 - Grappa im Netz

Grappa 14 - Grappa im Netz

Titel: Grappa 14 - Grappa im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
Vom Netzwerk:
Ignoranz, Bequemlichkeit und Herzlosigkeit.
    »Der hat aber zugelangt«, murmelte ich, scheuchte den Kater vom Tisch und klappte die Zeitung zusammen. Es war Eile angesagt, denn ich hatte gleich einen Auftritt in der Programmkonferenz zu absolvieren.
    »Kommst du?«, fragte ich den Kater. Ich hatte ihm für heute wieder Auslauf versprochen. Aufgeregt lief Eberhard vor mir die Treppe hinunter, warf mir draußen noch einen flüchtigen Blick zu und bog zügig um die Ecke, als habe er die Befürchtung, ich könnte es mir noch anders überlegen.
    Fast alle Kollegen hatten sich im Konferenzraum von TV Fun versammelt, auch Peter Jansen nahm wieder an der Runde teil. Der Königspudel saß mit versteinerter Miene neben Ada Hecke. Er wirkte angeschlagen, hatte die Prügel seiner Chefin wohl nicht so ohne weiteres weggesteckt. Nach der Programmkritik und der Besprechung der Magazinthemen war ich an der Reihe.
    Ich legte zuerst die Kopien einer Untersuchung auf den Tisch. Das machte sich immer gut, spiegelte Kompetenz und Souveränität vor.
    » Affäre gesucht – so der Titel des Piloten«, referierte ich. »Natürlich ist das moralisch nicht so ganz einwandfrei, aber das Thema liegt voll im Trend. Ich lese Ihnen kurz die Ergebnisse einer Untersuchung vor, die ein Meinungsforschungsinstitut zum Thema Ehe durchgeführt hat.«
    Ich griff zu dem Papier: »Die Mehrheit der Deutschen hat Frust mit der Lust. 58 Prozent der Männer und 51 Prozent der Frauen fühlen mehr Stress als Spaß beim Sex, ergab eine Umfrage der Hamburger Zeitschrift Fit and Fun. Vor allem Zeitmangel, zu wenig Gespräche und zu wenig Zuneigung wurden als Grund dafür angegeben, dass die schönste Nebensache der Welt oft nur noch nervt.«
    Ich machte eine kleine Pause, um meine Worte wirken zu lassen, und fuhr dann fort: »In bundesdeutschen Betten herrscht also die Tristesse. Und ihr soll unsere Sendung auf spielerische Weise abhelfen. Wir wollen Menschen zueinander bringen, die sich sonst vielleicht nicht kennen lernen würden. Wir testen ihre Kompatibilität durch einen Astrologen, der den Kandidaten eine Zukunftsprognose erstellt.«
    Dann ging ich ins Detail und erklärte das Spiel. Drei Männer als feste Kandidaten, zwei als Reserve und für jeden der drei eine eigene kostenlose Telefonnummer. Natürlich würden erfahrene Mitarbeiter an der Hotline sitzen, um Spaßvögel oder Irre im Vorfeld auszusieben. Die Anrufe sollten während der Werbepausen angenommen werden.
    »Anschließend telefonieren die Anruferinnen mit den Kandidaten – ein erster Kontakt sozusagen. Dann schaltet sich der Astrologe ein und fragt nach den Daten. Es folgt eine weitere Werbepause und danach erstellt der Große Lamborghini sein Horoskop.«
    »Und dann treffen sich die Kandidaten zum Vögeln, oder was?«, fragte Peter Jansen. »Seid ihr dann auch mit der Kamera dabei?«
    Eine solche Breitseite von ihm gegen mein schönes Konzept hatte ich nicht erwartet. Irritiert sah ich Peter Jansen an: »Was erwachsene Menschen nach dem Ende der Sendung am Abend oder in der Nacht machen, geht uns ja nicht wirklich was an, oder?«
    »Herr Jansen hat schon Recht mit seinen Bedenken«, ergriff Ada Hecke das Wort. »Wir müssen jede Zweideutigkeit und Anzüglichkeit vermeiden. Sonst haben wir die Landesmedienanstalt am Hals. Deshalb sollten wir auch unbedingt den Titel ändern. Die Sendung soll ja fester Bestandteil unseres Unterhaltungsprogramms werden, wenn alles gut läuft. Affäre gesucht – das ist zu eindeutig sexuell besetzt. Ich habe mir Gedanken darüber gemacht und schlage den Titel Herzflimmern vor.«
    Die Idee gefiel mir auf Anhieb. Ich wollte gerade meine Begeisterung äußern, doch Jansen kam mir zuvor. »Das ist genial!«, strahlte er den Eiszapfen an.
    »Ich finde den Titel auch gut«, sagte ich mit Blick auf Peter Jansen. » Herzflimmern! Okay, versetzen wir also die Herzen in einen Unruhestand! Hoffentlich wird kein Infarkt draus!«
    »Die Kosten dieser Sendung halten sich im Rahmen«, ergriff wieder die Programmchefin das Wort. »Der Sternendeuter hat sich mit einem reduzierten Honorar einverstanden erklärt, wenn er einen Spot in der Werbeunterbrechung schalten kann. Das wird die Gesellschafter unseres Senders besonders freuen.«
    Allgemein wurde das Konzept meiner Sendung durchgewunken. Selbst der Königspudel stimmte zu. Es blieb ihm auch nicht viel anderes übrig.
    »Haben Sie sich schon entschieden, wer die Sendung moderiert?«, fragte ich Hecke.
    »Ja. Eine Kollegin, die

Weitere Kostenlose Bücher