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Grappa 14 - Grappa im Netz

Grappa 14 - Grappa im Netz

Titel: Grappa 14 - Grappa im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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dein Leben so gleichförmig verläuft, ohne besondere Höhepunkte«, begann ich. Tom Piny und ich saßen im Catilina.
    »Ich habe mich nie über ein langweiliges Leben beschwert«, widersprach TOP. »Du musst mich mit jemandem verwechseln. Außerdem kenne ich ja dich – deshalb kann mein Dasein gar nicht so öde sein. Hast du den Body schon anprobiert?«
    Das war nun nicht die thematische Richtung, in die ich wollte.
    »Ich habe dich ja auch sehr gern«, beteuerte ich. »Und das Wichtigste an einer Freundschaft ist, dass man Vertrauen zueinander hat, nicht wahr?« Mein Lächeln war das zarteste, was ich zu zeigen im Stande war.
    »Grappa-Baby«, wunderte sich TOP. »Du bist ja so handzahm. Alles in Ordnung?«
    »Also?« Mein Messer bearbeitete leicht hektisch die knusprige Kante der Pizza. »Hast du Vertrauen zu mir oder nicht?«
    »Kommt drauf an«, meinte Tom vorsichtig. »Wenn du mich nicht wieder dazu bringen willst, zweihundertfünfzig Euro für ein Dessous zu bezahlen, das ich dann noch nicht mal zu sehen bekomme.«
    Es hat keinen Sinn, um den heißen Brei Pirouetten zu drehen, dachte ich.
    »Ich habe eine tolle Story für dich«, versuchte ich es anders. »Es geht um diese Frau. Die sich im Internet Männer sucht und sich mit ihnen in Hotels trifft. Sie vielleicht umbringt. Mir ist es gelungen, Kontakt zu ihr aufzunehmen.«
    »Echt?« Tom ließ vor Überraschung die Gabel fallen. »Wie hast du das geschafft?«
    »Fantasie, Intelligenz und Erfindungsreichtum – gewürzt mit einer Prise Mut und dem unbedingten Willen zum Erfolg ... Du kennst doch mein Rezept, Süßer«, legte ich los. »Ich habe so getan, als sei ich ein verheirateter Mann, der fremdgehen will. So ein Typ, der alles hat: trautes Heim, Kinderlein und die Gattin, die ihm die Unterhosen wäscht. Und jetzt sucht er nur noch geilen Sex ohne Verantwortung bei Frauen, die er im Internet kennen lernt.«
    »Ja, ja – Männer sind Schweine«, mümmelte TOP seine Pizza.
    »Nun will sich die Frau mit mir treffen. Gut, nicht? Dann können wir sie kriegen.«
    »Und wie soll das gehen?«, fragte Tom. »Willst du dich als Mann verkleiden? Wird wohl nicht so einfach – bei 85 C.«
    »Sie wird mich auf jeden Fall für einen Mann halten ... Ich habe ihr nämlich ein Foto von einem Mann zugeschickt. Um sie anzulocken. Und es hat sofort geklappt.«
    »Das hilft dir nicht viel weiter. Du musst sie doch auf frischer Tat ertappen.« TOP lustwandelte noch immer im Tal der Ahnungslosen, während mir der kalte Schweiß auf der Stirn stand.
    »Deshalb muss ja der Mann von dem Bild die Mörderin treffen. In der Kriminologie nennt man so was Lockvogel. «
    »Ach, was?« Er hatte nach wie vor keinen Schimmer. »Halt mich nicht für blöd, Grappa. Ich hab auch schon mal einen Fernsehkrimi gesehen.«
    So, dachte ich, alles oder nichts. »Ahnst du wirklich nicht, wer auf dem Foto drauf ist?«
    TOP sah mich an, kauend, doch langsam hörten seine Kiefer auf zu mahlen und sein Blick verengte sich.
    »Willst du etwa sagen, dass du mein Foto verschickt hast?«
    »Es kann dir nichts passieren«, sagte ich schnell, »überall wird es von Polizei nur so wimmeln und du wirst vollständig verkabelt. In dem Hotelzimmer werden jede Menge Abhörgeräte installiert, und wenn du willst, verstecke ich mich höchstpersönlich im Kleiderschrank und springe im richtigen Moment hervor und rette dich – mit der geladenen Pistole in der Hand.«

Stiefelchen und Lockvogel
    Es lief doch noch ziemlich glimpflich für mich ab. Tom Piny war zwar geschockt, aber auch ein bisschen geschmeichelt, denn er war ja ab sofort die Hauptperson einer spannenden Story. Journalistisch jedenfalls würde er an der Quelle sitzen. Ich – das Mordopfer ... Ich sah die Überschrift schon vor meinem geistigen Auge. Oder vielleicht auch: Wie ich der Serienmörderin entkam.
    In einem Feinkostladen kaufte ich allerhand teure Sachen, holte das bestellte Weißbrot in der Bäckerei Schmitz ab und fuhr noch schnell zu meinem Weinladen. Dort stöberte ich herum und entschied mich dann für einen Weißen, der es in sich haben sollte: Er hat eine animalische Nase mit einer Spur Petrol, ist fleischig-voll im Ansatz, kiesig und ein wenig barriquegeschminkt. Die Tannine nicht allzu rau, das Finale ist lang und im Abgang entwickelt er sich etwas breit.
    Diese geschliffene Weinlyrik war überzeugend, auch wenn ich sie nicht zu interpretieren verstand. Animalisch sagte mir natürlich etwas, und wenn Kaligula und ich vom Genuss des

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