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Grappa 14 - Grappa im Netz

Grappa 14 - Grappa im Netz

Titel: Grappa 14 - Grappa im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Weißweines ordentlich breit werden würden, war das ziemlich erwünscht.
    Schwer bepackt kam ich zu Hause an. Eberhard sah mich, begrüßte mich kurz und sprang auf den Küchentisch, um mir beim Auspacken zu helfen.
    »Keine Zeit für Katerspiele! Tüten bleiben zu«, winkte ich ab. »Du weißt, wir kriegen gleich Besuch. Der liebe Onkel Profiler rückt an. Und ich rate dir, dich zu benehmen. Ich habe gehört, dass er Katzen in Formalin sammelt.«
    Was?
    »Vergiss es! Nun muss ich mich hübsch machen.«
    Na, dann viel Erfolg, grinste Eberhard spöttisch und verzog sich.
    Ich duschte, überlegte, was ich anziehen sollte, wusste nur, dass ich den scharfen Body tragen würde. Vielleicht darüber einen langen Wickelrock, der beim Übereinanderschlagen der Beine an der richtigen Stelle aufzuklappen pflegte, was mir gewöhnlich ein »Huch« entlockte und meine männlichen Gäste dazu brachte, mich die nächsten zwei Minuten, während ich züchtig an dem widerspenstigen Rock nestelte, nicht aus den Augen zu lassen. Nach der Rock-Schau war die Stimmung meist prickelnder als zuvor.
    Ich hatte diesen Supertrick allerdings lange nicht mehr angewandt und war mir nicht sicher, ob ich ihn noch beherrschte. Ich hatte gerade das rechte Auge mit dem Kajalstift umrundet, als es an der Haustür klingelte. Verdammt, fluchte ich, und warf mir meinen Mantel über.
    Barfuß lief ich zur Tür und fragte, wer da sei. Es war Kaligula! Warum denn bloß jetzt schon? Ich drückte mürrisch auf und der Mann kam leichtfüßig die Treppe hoch.
    »Oh, komme ich zu früh?«, fragte er mit einem Blick auf mein Outfit.
    »Nur unwesentlich«, meinte ich trocken. »Suchen Sie sich irgendwo einen Stuhl und fühlen Sie sich wie zu Hause. Hatten wir nicht acht gesagt?«
    »Tut mir Leid.« Er tat zerknirscht. »Ich hatte halb in Erinnerung.«
    »Jetzt ist es eh zu spät. Sie haben mir ja nun meinen Auftritt versaut«, muffelte ich. »Ich verschwinde nochmal ins Bad. Und wenn Ihnen etwas Schwarzes entgegenkommt, dann erschrecken Sie nicht. Das ist mein Kater. Seien Sie nett zu ihm, dann dürfen Sie bleiben.«
    Ich zog die Badezimmertür hinter mir zu, schminkte mich fertig und zog mich an. Erst den neuen Body, dann Pullover und Wickelrock. Noch ein wenig Parfum und fertig.
    Meinen Gast fand ich im Wohnzimmer in eins meiner Bücher vertieft. Sie lagen überall rum, meist aufgeklappt und mit dem Buchrücken nach oben, weil mir immer die Lesezeichen fehlten. Kaligula hatte Petronius Arbiters Gastmahl des Trimalchio erwischt, die satirische Schilderung einer römischen Fressorgie. Hoffentlich erwartete er keine mit Würsten gefüllte Schweine oder in Wein marinierte Lerchenzungen von mir.
    Neben Kaligula saß der Kater – und betrachtete ihn prüfend. Der Profiler tat so, als sei Eberhard nicht da, und ich schloss mich ihm an.
    »Sie mögen die römische Geschichte?«, fragte Kaligula.
    »Klar, besonders wenn es um Fress- und Saufgelage geht.«
    »Dann sollten Sie mal bei Catull nachschlagen«, empfahl er. »Er hat in seiner achten Carmen ein üppiges Mahl beschrieben und seinen Freund mit dem Gedicht eingeladen: Du wirst gut speisen bei mir in wenigen Tagen – wenn die Götter dir gnädig sind – wenn du gutes und reichliches Essen mitbringst – nicht ohne ein schönes Mädchen und Wein und Witz und lautes Gelächter .«
    »Der Freund musste das Essen mitbringen«, stellte ich fest. »Und bekam ein schönes Mädchen dafür.«
    »Essen ist da, Mädchen auch. Alles perfekt!«, strahlte Kaligula. »Die Zivilisation macht doch Fortschritte. Dafür geht unser nächstes Festmahl auf meine Rechnung.«
    »Ich werde darauf zurückkommen. Haben Sie eigentlich wirklich nichts mit dem römischen Kaiser zu tun? Nein, kann ja nicht sein. Sie kommen ja aus Bayern. Wie heißen Sie eigentlich mit Vornamen?«, fragte ich scheinheilig.
    Wahrscheinlich Seppel, mischte sich Eberhard ein.
    »Julius. Wie der römische Kaiser. Gaius Julius Caesar Germanicus. Den Namen Caligula bekam er nämlich erst von den Soldaten verpasst. Das Stiefelchen – so die Übersetzung.«
    »Wie süß«, meinte ich. »Warum die ihn wohl so genannt haben? Wollen Sie ein Glas Wein?«
    »Sie wollen mich wohl betrunken machen!«
    »Mit einem Glas Wein?«
    »Vielleicht werden es ja auch mehrere.«
    »Ich mag willenlose Männer.«
    »Dann sollten wir beide jetzt ganz schnell ganz viel Wein trinken. Ich mag nämlich willenlose Frauen.«
    »Und wer von uns beiden behält den Überblick?«, fragte

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