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Grappa 14 - Grappa im Netz

Grappa 14 - Grappa im Netz

Titel: Grappa 14 - Grappa im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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ich.
    Wahrscheinlich ich, sagte der Kater.
    »Wahrscheinlich er«, sagte Kaligula und deutete auf den Löwen.
    »Verstehen Sie ihn?«, wollte ich wissen.
    »Wen?«
    »Ich dachte, Sie verstehen, was der Kater sagt.«
    »Wenn Sie möchten, dass ich ihn verstehe, antworte ich mit einem uneingeschränkten Ja.«
    Alter Schleimer, mischte sich der Kater erneut ein.
    »Haben Sie das gehört?«, grinste ich. »Eberhard sagte, dass er Sie gern mag.«
    »Ich mag ihn ja auch.« Kaligula streckte die Hand aus und wollte den Kopf des Katers tätscheln.
    »Vorsicht«, warnte ich und der Profiler zog den Arm wieder zurück.
    Ich holte den Wein und wir nahmen einen Begrüßungsschluck. Beim Anstoßen schaute ich in seine Augen. Der Blick war heiter, mit einer Spur Ironie angereichert – eine Mischung, die mir gefiel, und wenn er lächelte, tauchten plötzlich zwei Grübchen in den Wangen auf.
    »Darf ich den ersten Teil meiner Beichte schon vor den Antipasti ablegen?«, fragte ich.
    »Ist es so schlimm, dass Sie es mir nur bröckchenweise zumuten können?«
    »Ich muss Ihnen etwas demonstrieren. Aber dazu müssen wir in ein anderes Zimmer gehen. Keine Angst – es ist nicht mein Schlafzimmer.«
    »Das lässt mich aber aufatmen«, seufzte er.
    »Sind Sie eigentlich gut in Ihrem Beruf?«
    »Ich glaube schon. Meine gelösten Fälle können sich wohl sehen lassen.«
    »Wie schön«, strahlte ich, »dann können Sie vielleicht bald Ihr Meisterwerk vollbringen. Kommen Sie!«
    Im Arbeitszimmer stellte ich den PC an und loggte mich unter dem Namen Magic-Phalle im Single-Service ein.
    »Setzen Sie sich neben mich«, empfahl ich Kaligula, »dann können Sie besser sehen, was ich mache.«
    »Aber gern.« Er griff sich einen Stuhl. Sein rechter Oberschenkel berührte meinen linken, und der Geruch eines dezenten Herrenparfums zog in meine Nase. Ich tat so, als sei ich voll auf das Geschehen auf dem Monitor konzentriert, und erklärte ihm kurz, wie die Internet-Partnerschaftsbörse funktionierte, dass ich unter Urbans bevorzugten Profilen SCUM entdeckt hätte und dass ich sie für die Mörderin hielt.
    »Und diese SCUM will sich jetzt bald mit mir treffen«, schloss ich den ersten Teil meines Berichtes.
    »Dann brauchen Sie also einen Mann«, erfasste Kaligula messerscharf die Situation.
    »Ja. Ich brauche einen Mann«, stimmte ich zu. »Aber nicht, um ihn ihr als Fraß vorzuwerfen.«
    »Und wozu brauchen Sie einen Mann?«
    Er saß schon dicht neben mir, schien jetzt aber noch näher zu kommen, denn ich spürte seinen Atem auf meinem Hals.
    »Es gibt einfach Dinge, die machen allein keine richtige Freude«, antwortete ich und meine Stimme hatten jenen Ton, der zwar schon lockte, aber noch eine leichte Distanz ausdrückte.
    »Ich verstehe, was Sie meinen«, sagte er leise und pustete auf meinen Hals. Sein Atem war kühler als die Temperatur meiner Haut. In dem Augenblick bewegte ich mich und der Wickelrock fiel ein wenig auseinander. Ob ich den Trick noch draufhatte?
    »Erkälten Sie sich nicht«, lächelte mein Gast, nahm den Stoff und deckte meine Schenkel wieder zu.
    »Und jetzt müssen wir darüber reden, welchen Mann wir in die Höhle von SCUM schicken«, kam er zum Thema zurück.
    »Ich habe schon einen«, gestand ich zerknirscht, erklärte ihm die Sache mit TOP und auch, dass ich SCUM bereits ein Bild meines Kollegen geschickt hatte.
    »Ist er denn bereit, als Lockvogel zu dienen?«, fragte Kaligula.
    »Ich glaube schon, dass er den Lockvogel geben würde«, antwortete ich. »Doch lassen Sie uns eine Pause machen. Die Antipasti warten!«
    Kaligula folgte mir ins Wohnzimmer. Er setzte sich und beobachtete mich, wie ich peu à peu die Vorspeisen aus der Küche holte und sie auf dem Tisch drapierte.
    »Was wissen Sie noch über diese Frau?«, fragte Kaligula, als wir schließlich beide saßen.
    Kurz und knapp erläuterte ich ihm den Namen SCUM und erzählte, dass der Name mit Valerie Solanas zu tun hatte – der fast vergessenen Feministin.
    Nach gefüllten Paprikaschoten und gebratenen Auberginen sagte er: »Wir sollten die Chance aber auf jeden Fall nutzen. Auch wenn ich nicht so richtig an den Erfolg glaube.«
    »Warum nicht?«, fragte ich. »Es passt doch alles. Eine Frau, die untreue Männer hasst und sie umbringt. Umbringen muss.«
    »Meine Erfahrung spricht dagegen«, erklärte er. »Hass als Motiv – das mag es geben. Doch die hochprofessionelle Vorbereitung der Taten spricht gegen jemanden, der psychisch gestört ist. Wie schon

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