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Grappa 14 - Grappa im Netz

Grappa 14 - Grappa im Netz

Titel: Grappa 14 - Grappa im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Morgen – schon ein wenig herbstlich, doch mit einer goldenen Sonne, die durch Fenster und die Balkontür ins Zimmer schien. Der Kater war auf die Blumenbank auf dem Balkon gesprungen und räkelte sich in der Sonne.
    »Kann ich heute mit deinem Kollegen sprechen?«, fragte Kaligula. »Er soll sich so schnell wie möglich mit SCUM treffen, damit wir in der Sache endlich weiterkommen. Ich glaube zwar noch nicht daran, dass sie die Richtige ist, aber wir sollten jede Chance nutzen.«
    »Ich gebe dir gleich seine Nummer«, sagte ich. »Warst du eigentlich mal verheiratet?«
    »Noch nie. Die Frauen halten es nicht mit mir aus. Ich arbeite wohl zu viel.«
    »Das ist der Grund?«, wunderte ich mich.
    »Zumindest haben die Damen das immer behauptet. Und du? Was stimmt bei dir nicht?«
    Ich wollte schon antworten, aber er ließ mich nicht dazu kommen. »Warte! Ich werde es dir sagen!« Er musterte mich und meinte dann: »Du jagst dem Traum der romantischen Liebe nach. Stimmt's?«
    »Nicht mehr«, antwortete ich, »vielleicht als ich jung war. Jetzt will ich nur noch meine Lust befriedigen – und fertig. Echte Beziehungen sind anstrengend, verletzend oder todlangweilig.«
    »Es gibt ein Gedicht von Brecht. Es heißt Liebeslied aus einer schlechten Zeit. Möchtest du es hören?«
    »Natürlich. Ich mag Gedichte.«
    Kaligula beugte sich vor, nahm meine Hand und rezitierte: »Wir waren miteinander nicht befreundet / Doch haben wir einander beigewohnt. / Als wir einander in den Armen lagen / War'n einander fremder als der Mond. / Und träfen wir uns heute auf dem Markte / Wir könnten uns um ein paar Fische schlagen: / Wir waren miteinander nicht befreundet / Als wir einander in den Armen lagen.« Er legte seine Hand auf meine Wange. »Meinst du, das Gedicht trifft auf uns zu?«
    Du magst doch gar keinen Fisch, sagte Eberhard. Der Kater war unbemerkt ins Zimmer gekommen.
    »Nein«, sagte ich. »Das Gedicht passt nicht. Ich mag nämlich keinen Fisch.«
    Wenig später verließ er meine Wohnung. Beim Abräumen des Tisches fiel mir auf, dass er seine Papierserviette bemalt hatte, während ich wohl im Bad war.
    Ich faltete sie auseinander, um einen Sinn in den Runen zu entdecken. Kaligula hatte mit den Buchstaben des Namens SCUM gespielt und sie in verschiedenen Kombinationen zusammengesetzt, doch etwas Sinnvolles war nicht dabei rausgekommen. Dasselbe hatte er mit meinem Namen auch gemacht: GRAPPA, APPARG, GARAPP und RAGAPP.
    Und er hatte etwas gezeichnet. Ich brauchte eine Weile, um zu erkennen, was es war, und identifizierte schließlich eine Heuschrecke mit Flügeln, einem mächtigen Leib und sehr langen Beinen.
    Eine schöne Erinnerung an diesen Morgen, dachte ich, faltete die Serviette wieder zusammen und verstaute sie in einem Holzkistchen, in dem schon allerlei Zeug lag, an das ich liebe oder weniger liebe Erinnerungen knüpfte.

Drei Männer und ein Profi
    Sie hießen Torsten, Frank und Bernhard, waren zwischen achtunddreißig und fünfundvierzig Jahre alt und auf der Suche nach »neuen emotionalen Erfahrungen«. Gemeinsam mit der Moderatorin Gudrun Ottawa sah ich mir die Filme an, die ein Reporter über die drei gedreht hatte. So sollten die potenziellen Anruferinnen schon mal ein paar Informationen über die Kandidaten erhalten.
    »Gruselig«, meinte sie.
    »Was? Die Typen?«
    »Ja. Besonders dieser Bernhard. Selbstgefällig und dumm. Die Frau, die sich mit dem mal treffen wird, tut mir schon jetzt Leid.«
    Es war zwar nicht im Sinn einer lockeren Show, aber ich musste Gudrun Ottawa Recht geben.
    »Ich finde diesen Frank noch schlimmer. Während ich mit ihm telefonierte, kaute er ständig Kaugummi«, erzählte ich. »Ich habe ihm schon gesagt, dass er das heute Abend weglassen soll. Und dieser angebliche Manager namens Torsten mit seinem Sportwagen hätte die Kohle für den Schlitten lieber in die Einrichtung seiner Wohnung stecken sollen.«
    »War denn nichts Besseres zu kriegen?« Gudrun Ottawa machte ein leicht angesäuertes Gesicht.
    »Nein. Kein Mann mit Niveau präsentiert sich in so einer Show. Das ist leider so. Sie sind ausgewählt und werden heute Abend da sein. Ist das ein Problem für Sie?«
    »Aber nein. Ich bin schließlich Profi. Wenn ich im Studio stehe, mache ich das, wofür ich bezahlt werde – und zwar gut.«
    »Das habe ich auch nicht anders von Ihnen erwartet«, meinte ich versöhnlich. »Mir ist klar, dass diese Show keine Sternstunde der Fernsehgeschichte sein wird. So, jetzt muss ich mit dem

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