Grappa 14 - Grappa im Netz
schnell und lag klar in der Luft. »Es war der falsche Weg. Ich liebe diese Frau – aber wir hegen keine erotischen Gefühle füreinander.«
»Weil sie doch lesbisch ist?«
»Grappa! Sie ist überhaupt nichts. Aus bestimmten Gründen hat sie überhaupt kein Interesse an Sex.«
»Das gibt es nicht!«
»Glaub mir, Grappa, das gibt es! Und es gibt Männer, die so was akzeptieren.«
Verschollen
Kaum wieder in meinem Büro überraschte mich Tom Piny mit einem Anruf.
»Grappa-Baby«, begann er. »Wie geht es dir?«
»Bestens«, knurrte ich. »Was ist los?«
»Ich habe Neuigkeiten. Über Nagel.«
Ach ja, dachte ich, den gibt es ja auch noch. »Dann erzähl mal!«
»Dass es nicht seine beiden rechten Ohren sind, das wussten wir ja schon«, begann er.
»Eben. Sagtest du nicht was von Neuigkeiten?«
»Genau. Dieser Typ vom Auswärtigen Amt, Rumi, ist jetzt auch entführt worden. Jedenfalls ist er in der Wüste verschollen, während er Nagel suchte.«
Mir kam Eberhards Wunsch wieder in den Kopf, dass dieses Weichei zu entsorgen sei. Nein, so weit war die Welt noch nicht, dass ein einzelner Kater jemanden zu einer Entführung anstacheln konnte!
»Tut mir echt Leid für Rumi«, sagte ich ehrlich zerknirscht. »Und was hast du noch auf der Pfanne?«
»Es hat eine Geldübergabe gegeben!«
»Was? Also hat die Stadt doch für Nagel gezahlt!«
TOP lachte. »Nee, bestimmt nicht. Der SPD-Unterbezirk hat das Geld gezählt, das bei der Aktion ›Ein Lichtlein für Nagel‹ zusammengekommen ist. Damit soll jetzt eine neue Expedition in die Wüste gestartet werden. Nur leider wird es eine sehr, sehr kleine Expedition werden.«
»Wieso?«
Tom kicherte und konnte sich kaum noch einkriegen.
Mir schwante, auf was er hinauswollte. »Nun sag schon! Wie viel ist es?«
»Dreitausend Euro. Und das auch nur, weil der Westdeutsche Rundfunk die Summe aufgestockt hat.«
»Dem Sender fehlt ja jetzt auch was«, sah ich ein. »Nagel hat denen mit seinen Reden das Programm zugeklatscht. Und zwar kostenneutral.«
»Eben. Nur kriegst du für die dreitausend Euro noch nicht mal einen Esel, der freiwillig durch die Wüste trabt.«
»Ich gebe die Hoffnung trotzdem nicht auf!«, meinte ich heldenhaft. »Schlimm nur, dass fast niemand mehr über den Fall redet, keiner vermisst Nagel, alle scheinen ihn vergessen zu haben. Er hat gar keine Spuren in den Seelen der Menschen hinterlassen! Ist das nicht schrecklich?«
»Jedenfalls nicht so schrecklich wie manche seiner Auftritte.«
»Du bist so gemein!«
»Ist ja gut, Grappa! Bist ein liebes Mädchen. Der alte Gregor Gottwald macht seine Sache übrigens ganz gut. Er hat nichts verlernt«, berichtete TOP. »Im Rathaus geht es wieder richtig rund. Ach ja, und die Sache mit den Dessous hat sich geklärt!«
»Du meinst 85 Doppel-D?«
»Ja. Nagel ist unschuldig.«
»Das wusste ich schon immer! War wohl 'ne Ente?«
»Nein. Gottwald hat die Dinger bezahlt. Mein Informant hat nur was von einem Oberbürgermeister gehört, der eingekauft hat, und ist natürlich davon ausgegangen, dass es Nagel war. Aber es war halt der Alt-OB.«
»Und wen hat er damit beglückt?«
»Das recherchiere ich gerade.«
»Willst du wirklich drüber schreiben?«
»Nein. Ich will die Frau kennen lernen!«, lachte Piny. »Das Ganze ist Privatsache. Gottwald hat die Sachen aus eigener Tasche bezahlt, die Info mit dem Feuerwehrfonds war tatsächlich eine Ente.«
»Dann ist die Luft aus der Geschichte raus.«
»Was macht deine Mörderjagd?«
»Da tut sich auch nicht viel«, log ich. »Nix mehr los in Bierstadt.«
Eifersucht und eine gute Idee
Gudrun Ottawa hatte überhaupt keine Probleme damit, die Tätowierung zu erklären. Sie könne schließlich nichts dafür, dass sich eine irre Mörderin für das Motiv einer Gottesanbeterin entschieden hätte. Das Tattoo gehöre zu dem Standardangebot jedes Tätowierers.
»Und das stimmt sogar!«, sagte Kaligula. Er hatte mich zu Hause angerufen, um mir das Neueste mitzuteilen. Ich war natürlich kühl zu ihm. »Selbstverständlich hat sie mich gefragt, woher ich von dem Tattoo weiß. Ich habe aber nichts verraten.«
»Darauf wird sie schon selbst kommen, wenn sie ein bisschen grübelt. Gibt es was Neues von Guido?«
»Nein, nichts. Er ist immer noch weg. Wie wäre es denn jetzt mit einem Glas Wein? Im Catilina zum Beispiel. Hast du Lust?«
»Du gehst ja dort offenbar ein und aus. Neulich sah ich dich dort zufällig – beim Turteln mit der Rutzo. Das war an dem Abend, als
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