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Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Titel: Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Tasche und wählte Brinkhoffs Nummer.
    »Ich bin am Rabenhügel «, berichtete ich. »Hier sitzt ein kleines Mädchen in der Küche und schaukelt mit den Beinen.«
    »Wie kommt denn ein Kind in das Haus?« Brinkhoff war perplex.
    »Das weiß ich doch nicht. Wahrscheinlich haben Ihre Leute das Haus nicht richtig durchsucht.«
    »Und warum treiben Sie sich da schon wieder rum?«
    »Ich habe einen Job, Herr Brinkhoff. Wann kommen Sie denn nun endlich? Das Kind sitzt immer noch auf dem Tisch.«
    »Sind Sie sicher, dass Sie richtig hingeschaut haben? Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
    »Natürlich. Ich leide doch nicht an Halluzinationen.«
    »Bei Ihnen würde mich so was nicht wundern«, meinte Brinkhoff trocken. »Aber meinetwegen. Ich mach mich auf den Weg. Bleiben Sie bitte da und reden mit dem Kind.« Er legte auf.
    Das Mädchen lächelte. Ich kramte meine kleine Digitalkamera aus der Handtasche. Brinkhoff würde einsehen, dass ich nicht an Wahnvorstellungen litt, wenn ich ihm ein Foto präsentieren konnte. Und den Lesern des Tageblattes konnte ich eine Exklusivgeschichte bieten.
    Ich richtete die Kamera auf das Kind und drückte ab. Das Mädchen rutschte vom Tisch und verschwand in den Tiefen des Hauses.

Die Melencolia
    Ich folgte Brinkhoff zur Haustür. Er erbrach das Polizeisiegel und öffnete.
    Vor uns erhob sich eine große schwarze Holzfigur, die über und über mit Nägeln und Eisenklingen verziert war. Der Kerl war ein Mann, denn sein Penis war halb aufgerichtet, in der linken Hand trug er einen Speer und als Brustschild die Stirnplatte eines Tieres.
    »Der sieht ja zum Fürchten aus«, meinte ich.
    »Ein afrikanischer Nagelfetisch«, erklärte Brinkhoff. »Ein Schutzgeist, der die Krankheiten von den Menschen nimmt.«
    »Was Sie alles wissen«, wunderte ich mich.
    »Recherche, Frau Grappa«, entgegnete er. »Diese Technik wenden Sie ja auch hin und wieder an.«
    »Ja, aber meistens komme ich ohne sie aus«, entgegnete ich.
    Brinkhoff grinste: »So, und nun zeigen Sie mir mal, wo das Kind ist.«
    »Es war in der Küche«, sagte ich und deutete nach vorn. »Auf diesem Holztisch hat es gesessen.«
    »Da sitzt aber kein Kind.«
    »Das sehe ich auch. Das Mädchen muss in einen anderen Raum gegangen sein.«
    »Gut, dann wollen wir mal das Haus durchsuchen.«
    Brinkhoff schaute in alle Ecken, in denen sich ein kleiner Mensch verbergen konnte – doch nirgendwo hatte sich ein kleines Mädchen versteckt.
    Die skeptischen Blicke, mit denen mich der Hauptkommissar zwischendurch bedachte, störten mich nicht. Ich wusste schließlich, was ich gesehen – und fotografiert – hatte.
    Der Rabenhügel war ein faszinierendes Haus. Die Verfasserin von kitschigen Liebesromanen lebte ganz anders, als ich es vermutet hatte. Keine Barockmöbel mit Intarsien, kuscheligen Sofas und Sessel mit Blümchenmuster oder prätentiöse Samtgardinen, sondern klare, sachliche Möbel, abstrakte Gemälde, Masken und Skulpturen und Stelen aus Übersee. Persönliche Dinge wie Fotos oder Urkunden suchte ich vergebens.
    »Keine Spur von einem Kind«, stellte der Hauptkommissar fest.
    »Es war aber hier«, sagte ich. »Ich schwöre es. Warum sollte ich lügen?«
    »Um einen Blick in dieses Haus werfen zu können«, antwortete er.
    »Das ist eine ungerechte Unterstellung«, verteidigte ich mich. »Ich habe ein Foto von dem Mädchen gemacht. Vom Balkon aus.«
    »Dann zeigen Sie mal«, forderte mich der Kommissar auf.
    Ich versuchte, die Kamera zu aktivieren, doch sie gab keinen Mucks von sich.
    »Die Akkus sind wohl leer«, entschuldigte ich mich. »Aber das Foto ist da drin. Glauben Sie mir.«
    »Dann lassen Sie uns jetzt zum Präsidium fahren und uns das Foto ansehen.«
    »Gerne«, sagte ich.
    Bei Hinausgehen fiel mein Blick auf eine gerahmte Grafik, die an der Wand im Flur hing. Das Bild zeigte eine sitzende Frau mit Flügeln und einem Lorbeerkranz. Sie hatte den Kopf in den Händen verborgen und schien nicht die beste Laune zu haben. Über ihrem linken Flügel hing eine Zahlentafel. Die Zahlen kamen mir sehr bekannt vor, sie waren identisch mit denen in dem Quadrat an der Haustür.
    Ich trat näher und merkte mir den Titel der Grafik: Albrecht Dürer – Melencolia I.
    »Kommen Sie, Frau Grappa«, herrschte mich Brinkhoff an. »Auf zur Stunde der Wahrheit.«

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