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Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Titel: Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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– Fußballer genauso wie die Jungs vom Ruderachter.
    Die Bude war übervoll und verräuchert. Länger als eine Stunde würde ich meine Lungen dem herumwabernden Gift nicht aussetzen können. Zumindest nicht ohne einige Gläser Wein.
    »Weißt du, was ich klasse finde?«, fragte ich meinen Kollegen.
    »Nein, sag mal.«
    »Dass demnächst in solchen Spelunken nicht mehr gequalmt werden darf.«
    »Dann wird der Schuppen hier aber leer sein«, meinte Harras. »Was macht eigentlich deine tote Schriftstellerin?«
    »Sie ist immer noch tot«, antwortete ich. »Und ich komme nicht voran. Da gibt es einen hinkenden Mann und ein kleines Mädchen. Beide sind verschwunden. Und Jansen macht mir auch Sorgen.«
    »Warum das denn?«, wurde Harras neugierig.
    Mist, dachte ich. Warum konnte ich meine Klappe nicht halten?
    »Er ist vielleicht nur ein bisschen überarbeitet«, wich ich aus. »Unser Chef wirkt etwas angeschlagen.«
    »Es gibt Gerüchte in der Redaktion«, sagte Harras.
    »Und welche?«
    »Dass er die Tote gekannt hat. Die Sekretärinnen haben ein paarmal Anrufe der Schriftstellerin entgegengenommen und sie mit Jansen verbunden.«
    »Na und?«
    »Ich sag's ja nur, Grappa«, meinte Harras. »Du weißt doch, dass es keine Geheimnisse in unserer Quatschbude gibt. Willst du dir noch weiteren Alkohol zuführen?«

Jansen vor dem Nervenzusammenbruch
    Nur zwei Tabletten im Morgengrauen verhinderten, dass mich ein fetter Kater am Wickel hatte. Ich schminkte mich etwas gründlicher als üblich, frühstückte und schleppte mich in die Redaktion. Jansen war schon da.
    »Wie war's bei Brinkhoff?«, fragte ich. »Was hat er zu dem Brief gesagt?«
    »Er war nicht gerade erfreut, dass er ihn so spät zu Gesicht bekommen hat«, antwortete Jansen. »Und er hält Lilo für ziemlich durchgeknallt. Immerhin hab ich rausgekriegt, dass sie sehr vermögend war. Und es gibt ein Testament.«
    »Dass sie Geld hatte, wusste ich.« Ich erzählte ihm von meinem Gespräch mit der Lektorin.
    »Ich bin froh, dass ich das hinter mir habe«, meinte Jansen. »Dieser Brief lag mir im Magen und mir tut es total leid, dass ich Lilo nicht angerufen habe. Vielleicht wäre dann alles anders gekommen.«
    »Hat sie eigentlich mal versucht, dich telefonisch zu erreichen?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung.«
    Warum lügt er?, dachte ich. »Verstehe ich nicht. Das wäre doch naheliegend gewesen.«
    »Sie hat mich aber nicht angerufen, Grappa!«, entgegnete er scharf.
    »Ist ja gut«, zog ich mich zurück. »Wer weiß, was dir erspart geblieben ist. Manches im Umkreis dieser Frau scheint mir höchst merkwürdig.«
    Am frühen Nachmittag schickte die Staatsanwaltschaft ein weiteres Fax. Dr. Heiko Pudel ließ verlauten, dass die Autorin durch ein Pflanzengift namens Rizin ums Leben gekommen sei.
    Ich lief erneut in Jansens Büro. Mein Chef saß mit versteinerter Miene in seinem Bürostuhl.
    »Hast du es schon gehört?«, fragte ich. »Das Gift heißt Rizin.«
    »Ich brauche einen Kaffee«, murmelte er.
    »Was ist passiert?«
    Jansen war bleich und hatte Schweißperlen auf der Stirn. »Erst den Kaffee.«
    »Okay.« Ich stürzte in die Küche, brachte die Maschine zum Glühen, verschüttete die Hälfte der Brühe und spurtete zurück in Jansens Einzelzelle.
    »Und jetzt red endlich!«
    Jansen nahm den Becher, die Hand zitterte. »Mich erreichte gerade ein Anruf«, berichtete er. »Von einer Anwaltskanzlei. Lilo hat mir ihr ganzes Vermögen hinterlassen. Rund zehn Millionen Euro.«
    Ich begriff sofort, dass Jansen nun ein dickes Problem hatte.

Nicht nur ein Abführmittel
    Eine Stunde später verschwand mein Chef, um Lilo von Berghofens Testamentsvollstrecker in seiner Kanzlei zu besuchen.
    Er hatte mich zum Schweigen verdonnert. Ich kannte Jansens chronische Geldknappheit – drei Kinder in der Ausbildung, ein noch nicht abgezahltes Haus und die Angst vor einem Alter in Armut.
    Hatte der Mann ein Glück! Andererseits – je länger ich über den unverhofften Millionensegen nachsann, umso mehr schlichen sich finstere Gedanken in meinen Kopf. Jansen würde sich unangenehme Fragen gefallen lassen müssen – auch von mir.
    Um mich abzulenken, bereitete ich meinen Artikel für die morgige Ausgabe vor. Immerhin gab es ja etwas Neues zu berichten in dem Fall, der sich behäbig wie ein Urwaldfluss durch den Dschungel bewegte. Meine Schuld, dachte ich, ich kam genauso wenig in die Gänge wie die Polizei.
    Ich suchte nach Rizin und las:
    Rizin ist einer der giftigsten

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