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Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Titel: Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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eine um? Geld macht eben nicht glücklich.«
    »Irgendwelche Sorgen hat jeder Mensch«, antwortete ich. »Aber ich glaub nicht an Selbstmord.«
    »Das hätt' ich auch nicht von Ihnen erwartet, Frau Grappa«, strahlte mich Frau Schmitz an. »Sie prokeln doch immer so lange, bis was rauskommt.«
    »So isses. Und deshalb fahr ich jetzt noch mal nach Berghofen. Packen Sie mir zwei belegte Brötchen ein, bitte.«

Eisenhut und Küchentisch
    Das rot-weiße Sperrband war noch da und die Tür trug das Polizeisiegel. Unwillkürlich schaute ich zu den Bäumen und auf das Grasdach: Der Rabe schien unterwegs zu sein.
    Ich ging zu dem Haus, das dem Rabenhügel direkt gegenüberstand. Fünfzigerjahrebau mit bravem Vorgarten und Fenstern mit zugezogenen Gardinen, hinter denen man stehen konnte, ohne selbst gesehen zu werden.
    Ich drückte auf die unterste Schelle, dann auf die zweite und die oberste – und wartete. Nichts.
    Ich hatte mich schon vom Haus entfernt, als sich doch noch jemand rührte. Ein älterer Mann guckte aus einer Garage heraus, die an das Haus herangebaut war.
    »Hallo!«, rief ich. »Darf ich Sie mal was fragen?«
    Der Mann hatte an seinem Auto gewerkelt, die Hände waren ölverschmiert und das Unterhemd zeigte Flecken. Ich schätzte sein Alter auf siebzig Jahre.
    »Ich bin vom Bierstädter Tageblatt «, erklärte ich. »Ihre Nachbarin ist gestern tot aufgefunden worden und ich schreibe eine Geschichte darüber. Kannten Sie Frau von Berghofen näher?«
    »Die kleine Bomballa. Ja, die kenn ich schon lange. Seit sie noch 'n Kind war.«
    »Haben Sie gestern was beobachtet? Kam irgendwer aus dem Haus gelaufen?«
    »Gestern nicht«, antwortete der Mann. »Aber sonst war immer viel los bei der. Rein und raus ging's da – besonders am Wochenende.«
    »Sie war eine berühmte Schriftstellerin«, meinte ich. »Das wussten Sie doch, oder?«
    »Ich les keine Bücher nich. Aber gehört hab ich davon, ja. Ist sie umgebracht worden?«
    »Wie war sie denn so?«
    »Die Bomballa war 'ne Hexe«, sagte der Alte allen Ernstes. »Die hat mit Kräutern rumgemacht, der ganze Garten ist voll mit dem Zeuch, und mit Toten gesprochen hat sie auch. Das musste ja so enden mit der.«
    Eine Frau steckte den Kopf aus dem Fenster und musterte mich eingehend. »Hugo, kommst du ma?«
    »Hatte sie einen Mann oder einen Freund?«, fragte ich.
    »Verheiratet war die nicht.«
    »Männerbesuche?«
    »Ich sach doch, da ging's immer rein und raus.« Er warf einen Blick zu seiner Frau, die noch im Fenster hing. »Jetzt muss ich ins Haus. Tach auch.«
    Die Berghofen war also eine Hexe. Typisch für Dorfmenschen, dachte ich, jede Frau, die nicht verheiratet ist und sich noch dazu künstlerisch oder geistig betätigt, wird gleich der Hexerei verdächtigt. Vor dreihundert Jahren wäre Lilo von Berghofen wahrscheinlich auf dem Marktplatz verbrannt worden.
    Mich zog es wieder zur Rückseite des Hauses, vom Balkon konnte ich ins Innere blicken.
    Ich drückte mich am Maschendraht entlang, die Öffnung war noch da, und gelangte in den Garten.
    Die Spurensicherer der Polizei hatten gründliche Arbeit geleistet, wenig Rücksicht auf die Pflanzen genommen, Pfingstrosen und Schwertlilien lagen zertreten auf dem Natursteinweg.
    Sonst war der Garten gut in Schuss. Viele Pflanzen waren mir fremd, doch einige kannte ich: Digitalis, auf Deutsch Fingerhut, Aconitum napellus, der Eisenhut, Küchenschelle, Rittersporn und Maiglöckchen. Soweit ich wusste, war das alles hochgiftiges Zeugs, das es allerdings in vielen Gärten gab. Kaum einer hatte eine Ahnung, was er dort angepflanzt hatte.
    Beherzt nahm ich die Stufen zur Terrasse hoch, ging zum Fenster und schaute in die Küche.
    Meine Augen brauchten eine Weile, um etwas erkennen zu können. Doch was ich dann sah, versetzte mir einen Schreck. Auf dem Küchentisch saß ein Mädchen und blickte auf den Boden. O nein, dachte ich, die haben ein Kind eingeschlossen!
    Ich klopfte an die Scheibe. Die Kleine sah auf. Sie hatte blaue Augen und schwarze Haare, war altertümlich gekleidet und sehr blass.
    »Was machst du denn hier?«, schrie ich.
    Das Kind reagierte nicht.
    »Nun sag doch was!«, rief ich. »Was machst du da drin?«
    Die Kleine lächelte und begann, mit den Beinen zu schaukeln. Sie trug weiße Kniestrümpfe und Spangenschuhe.
    »Mach die Tür auf!« Ich deutete auf den Riegel. »Du kannst nicht allein in diesem Haus bleiben.«
    Keine Reaktion. Das Kind schien mich nicht zu verstehen.
    Ich zog mein Handy aus der

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