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Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Titel: Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Digitalkamera an und wartete, bis die Fotos, die auf dem Chip waren, geladen worden waren.
    Das letzte musste das Kind vom Rabenhügel sein. Mit bebendem Herzen beobachtete ich den Ladevorgang und da war es auch schon: Ich hatte den Holztisch in der Küche fotografiert.
    »Schöner Tisch«, stellte der Hauptkommissar fest.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte ich fassungslos. »Das Mädchen saß auf dem Tisch. Bitte glauben Sie mir!«
    Ziemlich verstört verließ ich das Präsidium, hatte Mühe, mich auf den Verkehr zu konzentrieren, und parkte endlich vor dem Verlagshaus. Etwas Merkwürdiges war geschehen, aber was? Der Nachbar hatte Lilo von Berghofen als Hexe bezeichnet. War das Kind ein Geschöpf, das sie herbeigezaubert hatte?
    Nein, dachte ich, so ein Quatsch, es gibt keine Hexerei und keine Magie – alles auf der Welt hat seine natürlichen Ursachen, auch wenn die Menschen sie nicht sofort erklären können.
    Mir fiel ein Beispiel dafür ein: Die Wikinger sahen in den Polarlichtern Walküren, die nach jeder großen Schlacht über den Himmel ritten und die Helden auswählten, die an Odins Tafel speisen durften. In Wirklichkeit aber prallten elektrisch aufgeladene Teilchen des Sonnenwindes aufeinander, woraus diese leuchtenden Erscheinungen hervorgingen. Die Erkenntnis über die wahren Zusammenhänge kam allerdings erst viele Jahrhunderte nach den Wikingern.
    Ich fuhr mit dem Aufzug nach oben und betrat das Großraumbüro. Es war nicht viel los, die Kollegen waren unterwegs, um die morgige Ausgabe des Blattes mit wichtigen und weniger wichtigen Informationen füllen zu können.
    Stella und Sara, zwei der drei Redaktionssekretärinnen, machten ihre vierte Kaffeepause an dem Tag, Simon Harras saß in ihrer Mitte und ließ sich von den beiden mit Kuchen und Geplapper verwöhnen.
    Männer, dachte ich, am wohlsten fühlen sie sich als Hähnchen im Korb. Ich wollte die traute Dreisamkeit nicht stören, meine Ohren konnten Harras' lautem Organ aber nicht entkommen.
    »Was ist der Unterschied zwischen erotisch und pervers?«, fragte er die beiden Damen.
    Stella und Sara schüttelten die Köpfe.
    »Erotik ist, wenn ein Mann eine Frau mit einer Feder streichelt«, erläuterte Harras und nahm einen Schluck aus dem Kaffeebecher, um die Pause zu zelebrieren. »Und pervers ist«, fuhr er fort, »wenn an der Feder noch das tote Huhn hängt.«
    Gelächter. Ich wusste, dass ich wieder auf der Erde und im Diesseits angekommen war.

Ein romantisches Millionenpaket
    Am späten Nachmittag wurde das Ergebnis der Obduktion bekannt gegeben. Lilo von Berghofen war durch Gift gestorben. Welches Gift es gewesen war, musste erst noch analysiert werden – aber die Behörden gingen jetzt von einem Kapitalverbrechen aus.
    Auch den angeblichen Abschiedsbrief hatte die Kriminaltechnik inzwischen untersucht. Die Tinte auf dem Papier war mehrere Jahre alt und die Staatsanwaltschaft glaubte, dass es sich um eine zufällige Notiz handelte. Die Nachricht hatte sowieso nur aus einem Satz bestanden: Ich kann nicht mehr.
    Ich lief mit dem Fax in der Hand in Peter Jansens Büro.
    »Hier, der Obduktionsbefund.« Ich legte ihm das Papier auf den Tisch. »Es handelt sich um einen Giftmord. Der Abschiedsbrief war nicht echt.«
    »Verdammt! Ich hatte gehofft, dass mir das erspart bleibt.«
    »Was heißt das? Hast du der Polizei Lilos Hilferuf in dem Brief an dich etwa immer noch nicht gezeigt?«, rief ich.
    »Noch nicht.«
    »Das solltest du aber jetzt unbedingt tun«, meinte ich. »Außerdem war da noch was.«
    Ich erzählte, was mir am Vormittag widerfahren war, und endete: »Die Nachbarn halten Lilo für eine Hexe. Vielleicht haben sie recht. Sie hat das Kind auf den Tisch gezaubert.«
    »Schon als Teenager hatte Lilo etwas Übersinnliches an sich, experimentierte gern mit magischen Sachen, legte Karten und brachte Gläser zum Rutschen. In der Schule spielte sie sich damit locker in die Liga der interessantesten Schüler. Natürlich gibt es für diese Phänomene eine physikalische Erklärung.«
    »Auch für kleine Mädchen, die auf Küchentischen sitzen und sich dann in Luft auflösen?«
    »Ach, Grappa«, seufzte Jansen. »Ich habe es mir abgewöhnt, für alles auf dieser Welt logische Erklärungen zu suchen. Wie sah die Kleine denn eigentlich aus?«
    Ich beschrieb das Kind.
    »Genau so hat Lilo früher ausgesehen«, murmelte Jansen. »Schwarzes Haar, blaue Augen und eine blasse Haut. Vielleicht war sie es und wollte dir etwas mitteilen ...«
    »Das

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