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Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Titel: Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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glaubst du nicht wirklich, oder?«
    Peter Jansen zuckte mit den Schultern. »Es würde zu ihr passen. Und jetzt werde ich Brinkhoff den Brief geben. Schreibst du vierzig Zeilen für die Eins?«
    »Mit dem Mädchen auf dem Küchentisch oder ohne?«
    »Lass es lieber weg, Grappa. Bleib bei den Fakten«, riet er. »Sonst halten dich unsere Leser noch für eine Märchentante.«
    Ich fuhr den Computer hoch.
    Autorin starb durch unbekanntes Gift. Diese Überschrift hielt sich nun wirklich an die Fakten. Ich tippte weiter:
    Lilo von Berghofen (59), die bekannte Bierstädter Liebesromanautorin, starb durch Gift. Um welches Gift es sich handelt, müssen weitere Analysen ergeben. Einen Selbstmord schließt die Polizei aus. Der Abschiedsbrief mit dem Satz Ich kann nicht mehr bezeichnen die Ermittler inzwischen als »zufällige Notiz«. Eine Untersuchung der Tinte ergab, dass die Worte vor langer Zeit geschrieben worden sind.
    Von einem ihrer direkten Nachbarn im Stadtteil Berghofen wurde die Schriftstellerin als Hexe bezeichnet. Ihre Art zu wohnen und zu leben erregte wohl das Misstrauen der dörflichen Bevölkerung.
    Ich beschrieb den Rabenhügel, die Giftpflanzen im Garten, machte noch einen kleinen Ausflug in die Nackenbeißerszene und erwähnte die Millionenauflagen. Das Ganze garniert mit einem Foto aus Lilos besseren Tagen und fertig.
    Wer erbte eigentlich das Vermögen der Autorin? Von Verwandtschaft war nirgendwo die Rede. Ich erinnerte mich an die Lektorin und rief sie an.
    »Wissen Sie noch, wer ich bin? Ich wollte eine Homestory über Frau von Berghofen schreiben.«
    »Das Ganze ist eine Katastrophe für unser Haus«, sagte Emma Born. »Die Auflage ist kontinuierlich gestiegen und wir hatten noch große Pläne mit ihr. Acht ihrer historischen Liebesromane sollten in den nächsten Jahren verfilmt werden. Sie wäre eine zweite Rosamunde Pilcher geworden, noch romantischer und noch beliebter. Die Vertragsverhandlungen sind gerade abgeschlossen.«
    »Ein Millionenprojekt also?«
    »Das kann man so sagen.« Emma Borns Stimme klang sehr betroffen. »Bei der zu erwartenden Zuschauerquote und weil es sich um ein sogenanntes Buy-out handelt, ist dieses Paket tatsächlich ein paar Millionen Euro wert.«
    »Was heißt Buy-out?«
    »Bei dieser Vertragsform tritt der Urheber sämtliche Verwertungsrechte ab. Ein Buy-out hat den Vorteil, dass die Autoren schneller zu mehr Geld kommen und nicht auf Wiederholungen warten müssen. Andererseits kann der Film aber auch immer wieder gesendet werden, ohne dass ein weiteres Honorar an die Autoren gezahlt werden muss.«
    »Was für ein Mensch war Frau von Berghofen?«, fragte ich.
    »Eine sehr professionelle Schreiberin«, urteilte Emma Born. »Wir hatten keine Probleme miteinander. Aber befreundet waren wir nicht – falls Ihre Frage darauf abzielt.«
    »Und wer bekommt jetzt das viele Geld?«
    »Das entzieht sich meiner Kenntnis«, antwortete Emma Born kühl. »Irgendjemand wird seine Ansprüche schon geltend machen. Derjenige kann sich glücklich schätzen, denn der Vertrag über die Verfilmungen ist sogar schon unterschrieben.«
    Auf dem Verlagsparkplatz traf ich Simon Harras. »Lust auf 'n Absacker?«, fragte er.
    »Warum nicht?«, willigte ich ein. Zu Hause wartete niemand auf mich und für ihn galt vermutlich das Gleiche.
    Als hätte er meine Gedanken erraten, meinte er: »Wollen wir nicht zusammenziehen, Grappa? Ohne Erotik? Eine Wohngemeinschaft für Singles, die es bleiben wollen?«
    Ich musterte ihn. Groß, grobschlächtig – aber ein guter Kerl. Der tägliche Anblick seiner Pullover würde mich allerdings in den Wahnsinn treiben.
    »Lass mal, Süßer«, sagte ich. »Ohne Erotik geht nicht. Wenn ich mit einem Mann zusammenziehen sollte, will ich jeden Abend schmutzigen Sex.«
    »Grappa! So eine Libido hast du noch? In deinem Alter?« Er kicherte. »Da bleibt bei den meisten Mädels die Küche schon kalt.«
    »Wenigstens hast du Libido nicht mit Libero verwechselt«, grinste ich.
    »Kennst du eigentlich den Unterschied zwischen erotisch und pervers?«
    Ich verdrehte die Augen nach oben. »Ich mag tote Hühner nur auf dem Grill.«
    »Du kennst den schon?«, fragte er enttäuscht.
    »Klar. Was ist denn nun mit dem Absacker?«, erinnerte ich ihn.
    »Wo willst du hin?«
    »Die Wahl des Etablissements überlasse ich dir«, antwortete ich.
    Er schleppte mich in einen Schuppen, der Sportlertreff hieß. Dem Namen entsprechend, pflegten sich hier die Bierstädter Sportler herumzutreiben

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