Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser
um den Rechner zu beschlagnahmen. Diesmal würde ich schneller sein.
Zu meinem Glück ging Peter nachlässig mit seinem Passwort um. Er hatte es sich unter seiner Schreibtischunterlage notiert. Zuerst checkte ich die dienstlichen Mails, fand aber nichts, was mit Lilo oder dem Fall zu tun haben konnte. Dann klickte ich auf einen Ordner, der den Namen Private E-Mails trug.
Ich entdeckte eine Adresse bei einem Mailanbieter. Ich klickte noch mal und der Nickname schrieb sich von selbst, als ich den ersten Buchstaben eingab: Jansen. Auch das Passwort war gespeichert.
Das Herz schlug mir bis zum Hals bei der Durchsicht der ein- und ausgegangenen Mails. Jansen hatte regen Kontakt mit Lilo von Berghofen unterhalten.
Verdammt, Peter, dachte ich, warum tust du das? Warum diese vielen Lügen?
Was sollte ich machen? Die Mails lesen und löschen? Sie lesen, ausdrucken und den Behörden übergeben?
Ich hatte gar keine Zeit, alle Nachrichten jetzt zu lesen. Es waren etwa dreißig Mails. Ich markierte sie und leitete sie an meine eigene Mailadresse weiter. Danach löschte ich den Ordner und fuhr den PC herunter. Natürlich konnten die Behörden die Dateien wiederherstellen und würden dann auch wissen, dass jemand mir die Mails geschickt hatte, aber das würde eine Weile dauern. Aus meiner Adresse war nicht auf meinen Namen zu schließen und die Behörden müssten ihn erst über den Provider abfragen. Dieser Zeitvorsprung könnte eine Chance sein, Peter zu helfen.
Auf dem Weg zum Verlagsparkplatz zitterten mir die Knie.
Gerda zweifelt
Zu Hause öffnete ich meinen privaten Mail-Account. Die Weiterleitung hatte geklappt. Nach einer Stunde Lektüre und drei Gläsern Wein stellte sich mir die Situation folgendermaßen dar:
Jansen hatte auf den Hilferuf seiner Jugendfreundin doch reagiert und sie besucht. Aber Lilo von Berghofen hatte ihm nicht erzählt, vor wem oder was sie Angst hatte. Sie tat alles als Irrtum ab.
Peter und Lilo hatten sich mehrmals getroffen, doch die Dates waren – zumindest nach dem Inhalt der E-Mails zu schließen – harmlos gewesen. Die beiden schienen ihre erotische Schulaffäre nicht wieder aufgefrischt zu haben.
Ich atmete auf. Warum nur hatte er gelogen? Wenn er ein Alibi für die Tatzeit hatte, würde er schnell wieder auf freiem Fuß sein. Doch der Todeszeitpunkt war noch nicht bekannt.
Durch meine Recherchen über das Gift Rizin wusste ich, dass die tödliche Substanz bei jedem Menschen anders wirkte, und noch war nicht bekannt, wann und wie der Mörder es der Autorin eingeflößt hatte. Vielleicht ein bisschen Pulver in Wein, Kaffee oder eingebacken in einen Kuchen. Alles war möglich.
Ich rief Gerda Jansen an.
Sie meldete sich nur mit: »Hallo?«
»Grappa hier. Ich stelle jetzt mal eine dumme Frage«, begann ich. »Welche Pflanzen wachsen in eurem Garten?«
Brav zählte sie das übliche Zeugs auf, das einem massenhaft in Gartencentern für ein paar Cent nachgeworfen wurde.
»Warum fragst du?«, wollte sie dann doch wissen.
»Die Frau ist mit Gift aus der Rizinuspflanze getötet worden«, erklärte ich. »Könnten die Beamten irgendwas bei euch gefunden haben, was auch nur entfernt einem Pulver gleicht oder einer Samenkapsel?«
»Nein. Sie haben Akten mitgenommen, Bankauszüge und Peters Computer.«
Dann haben sie auch die Mails gefunden, dachte ich.
»Danke. Ich hab den besten Anwalt informiert. Halte durch, Gerda, und stärke Peter den Rücken. Es wird noch ein paar Überraschungen geben.«
»Überraschungen?«
»Peter unterhielt einen regen Kontakt mit Frau von Berghofen.«
»Was?«, fragte Gerda Jansen.
»Du solltest das wissen, falls die Polizei fragt.«
»Heißt das, dass er und sie ...?«
»Nein, nein«, beruhigte ich sie. »Da war nichts. Jedenfalls nichts Sexuelles.«
»Und warum erzählt er mir das dann nicht?«
»Das klärst du besser mit ihm selbst, wenn er wieder draußen ist. Und jetzt gute Nacht.«
Weiße Mäuse in der Küche
Dr. Bernd Ridder war ein Wadenbeißer. Uneitel und beinhart. Er war der Richtige, um Peter Jansen freizubekommen.
Als er anrief, frühstückte ich gerade. Ich schilderte ihm den Fall im Schnelldurchlauf und er versprach, sich sofort zu kümmern.
Bevor ich zur Redaktion fuhr, stoppte ich vor der Bäckerei.
»Tach auch«, sagte ich und schnupperte. Nichts riecht besser als frisch gebackenes Brot.
Frau Schmitz hielt die Blöd-Zeitung in der Hand. »Oweia«, sagte sie unheilvoll.
»So isses. Kann ich mal sehen?«
Sie reichte mir das
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