Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser
ausgefressen haben, dass jemand so großen Hass entwickelt hat.«
»Eben hast du noch auf Geldgier als Motiv getippt«, erinnerte ich ihn.
»Da kannte ich aber die Wirkung von diesem Rizinuszeug noch nicht.«
Das Handy klingelte. Auf dem Display erkannte ich die Nummer von Wayne Pöppelbaum, dem Bluthund.
»Die haben jemanden festgenommen«, berichtete er. »Kam gerade über Funk. Und sie sind unterwegs zu einer Durchsuchung. Moment, ich hab mir die Straße aufgeschrieben ...«
Er nannte Peter Jansens Heimatadresse.
Die lieben Kollegen
Natürlich hatte nicht nur Pöppelbaum den Funk abgehört, alle anderen Bluthunde hatten sich auch schon vor dem Reihenhäuschen im Süden der Stadt versammelt.
»Hallo, Grappa«, begrüßte mich ein Kollege des schlimmsten aller Blut-und-Sperma-Blätter. »Biste gekommen, um deinen Chef zu retten?«
»Fick dich ins Knie«, blaffte ich, »und wenn du irgendeinen Mist schreibst, dann mach dich auf was gefasst.«
»Jetzt schlotter ich aber vor Angst«, höhnte der Kollege.
Die Polizeiaktion war in vollem Gange. Die Beamten trugen Kartons und Plastikbeutel aus dem Haus. Blitzlichter flammten auf, einige Bluthunde trampelten im Gelände herum und versuchten, durch die Fenster des Hauses zu fotografieren und zu filmen.
Ich wollte hinein, doch ein Polizist hielt mich erwartungsgemäß zurück.
»Soll ich Bilder machen?«, fragte Wayne. Es schien ihm unangenehm zu sein, die Polizeiaktion zu fotografieren, die sich gegen seinen Hauptkunden richtete.
»Ja, knips«, sagte ich müde. »Wir sind doch Profis, oder? Das wird sich alles schon aufklären.«
Kurze Zeit später drängten die Polizisten die Journalisten von der Bühne. Die Kollegen zogen nach und nach ab, sie hatten alles, was möglich war, im Kasten. Auch Pöppelbaum verabschiedete sich.
Gerda Jansen hatte keine Erklärung für alles. Sie hatte mich hereingebeten und wir saßen im Wohnzimmer. Ich war noch nicht oft in diesem Haus gewesen und schon gar nicht unter solchen Vorzeichen.
»Wo ist Peter jetzt?«, fragte ich.
»Sie vernehmen ihn, ob er heute Abend nach Hause kommt, weiß ich nicht.«
»Was ist genau passiert?«
»Peter kam vom Notar nach Hause. Er erzählte mir von der Erbschaft und wir waren völlig außer uns. Stell dir das mal vor! Zehn Millionen Euro!«
»Kanntest du Lilo von Berghofen?«, fragte ich.
»Ich wusste nicht viel über sie«, antwortete Gerda Jansen. »Peter und Lilo sind auf dieselbe Schule gegangen. Wobei ich nicht wusste, dass es diese Schriftstellerin war. Für mich hieß Peters Schulfreundin Gerlinde Bomballa. Und ihre Bücher lese ich auch nicht – die sind mir zu schlicht.«
Eine warme Welle der Sympathie für die Frau meines Chefs durchlief mich.
»Sie hat ihr Vermögen Peter vermacht. Warum?«
Gerda Jansen strich durch ihr blondes kurzes Haar. »Das können wir uns auch nicht erklären.«
»Es gab da ja einen Brief ...«, tastete ich mich vorsichtig vor.
»Ja, den Hilferuf«, nickte sie. »Peter hat sich aber bei ihr nicht gemeldet. Er wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben.«
»Das sagt er jedenfalls.«
»War es denn nicht so?«
»Ich glaube ihm«, beruhigte ich sie. »Was stand in dem Haftbefehl?«
»Ich weiß es nicht.« Sie schüttelte den Kopf. »Sie haben Peter vor dem Haus abgefangen und festgenommen. Ich konnte nicht mehr mit ihm reden.«
Ich überlegte. Irgendwas lief hier schief. Die Erbschaft allein konnte ein solch hartes Vorgehen nicht erklären. Die Polizei musste wesentlich mehr Pfeile im Köcher haben.
»Peter braucht einen Anwalt«, stellte ich fest. »Und zwar den besten. Soll ich mich drum kümmern, Gerda?«
»Ja, bitte. Ich muss jetzt erst mal unseren Kindern alles schonend beibringen.«
Ich sprach dem besten Strafverteidiger, den ich kannte, ein paar dringende Sätze auf den Anrufbeantworter. Jansen war Untersuchungshäftling, das bedeutete, dass der Haftrichter von Fluchtgefahr ausging und ich mit Peter nicht reden konnte.
Aber dem Verteidiger musste die Staatsanwaltschaft sagen, was sie Jansen vorwarf und wie die Beweislage war.
Ich kehrte in die Redaktion zurück und verfasste eine knappe Notiz über die Festnahme. Niemand sollte uns nachsagen können, negative Nachrichten, die uns selbst betrafen, zurückzuhalten.
Die Kollegen vom Tageblatt waren geschockt und tuschelten miteinander. Ich wartete, bis alle gegangen waren. Vielleicht enthielt Peters Computer Informationen, die mir weiterhalfen. Die Polizei war noch nicht im Büro gewesen,
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