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Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Titel: Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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in den weißen Anzügen und den Schuhüberzügen waren ausgeschwärmt. Die Bluthunde kamen noch vor dem Leichenwagen, der den Körper von Gerlinde Bomballa in die Gerichtsmedizin bringen sollte.
    Manchmal waren die Bluthunde sogar schneller als die Polizei, denn sie hörten rund um die Uhr den Polizeifunk ab, um keine der alltäglichen Katastrophen zu verpassen. Sie lebten vom Blut der anderen, ob es nun bei einer Schießerei, bei einem Massenunfall auf der Autobahn oder bei einer Messerstecherei im trauten Familienkreis vergossen wurde. Die Bluthunde nannten sich selbst Videoreporter.
    Ich hatte den Bluthund des Bierstädter Tageblattes, Wayne Pöppelbaum, informiert und er turnte auf dem Feld herum, bewaffnet mit einer leistungsfähigen Digitalkamera. Sein merkwürdiges Outfit mit kahl geschorenem Schädel, Pferdeschwanz und langem, schwarzem Mantel passte zu einem Ort wie diesem, der Rabenhügel hieß und an dem hinkende Gestalten die Flucht ergriffen. Ich ging zu Brinkhoff.
    »Wie ist sie getötet worden?«, fragte ich.
    »Dazu kann ich nichts sagen«, zeigte sich der Hauptkommissar reserviert.
    »Sie können mir doch wenigstens verraten, ob sie einen Strick um den Hals oder ein Messer in der Brust hat«, sagte ich. »Ob der Täter sie zerstückelt, mit den Händen erwürgt oder erschlagen hat.«
    »Sie gehen mir auf die Nerven, Frau Grappa«, sagte Brinkhoff ärgerlich. »Der Staatsanwalt macht mich einen Kopf kürzer, wenn ich Ihnen etwas erzähle – das wissen Sie doch.«
    »Versuch macht kluch«, scherzte ich.
    »Es sind keine äußeren Verletzungen zu erkennen«, gab er nun doch preis. »Vielleicht handelt es sich um einen Selbstmord oder einen natürlichen Tod. In diesem Fall müssen wir wirklich die Obduktion abwarten.«
    Pöppelbaum hatte seinen Job auf dem Feld erledigt und gesellte sich zu uns.
    »Hallo, Wayne«, sagte ich. »Alles im Kasten?«
    »Das, was ging«, antwortete der Bluthund und blickte den Hauptkommissar an. »Ist ja nicht viel, was man hier so darf.«
    Brinkhoff fühlte sich nicht angesprochen. »Was für Bücher hat die Frau eigentlich geschrieben?«, fragte er stattdessen.
    »Die kennen Sie bestimmt nicht«, antwortete ich. »Sie tragen Titel wie Sturm der Leidenschaft oder Die Herrin im Moor. «
    »Also Frauenromane«, schlussfolgerte der Kommissar.
    »Nicht alle Frauen lesen so einen Kitsch«, widersprach ich.
    »Grappa liest nur Krimis«, sagte Jansen. »Und Kochbücher.«
    Ein Spurensicherer näherte sich uns. »Es gibt einen Abschiedsbrief«, plauderte er aus.
    Jansen, Pöppelbaum und ich sahen uns vielsagend an.
    »Danke, Kollege. Sie haben der örtlichen Presse gerade sehr geholfen«, gab Brinkhoff ihm einen drüber.
    »Was dagegen, wenn wir in die Redaktion fahren?«, fragte Jansen.
    Der Hauptkommissar ließ uns ziehen.
    Ich bat Bluthund Pöppelbaum, so lange zu warten, bis der Sarg mit der Leiche aus dem Haus geschafft wurde. Sargfotos waren schön final und eigneten sich für blumige Unterzeilen.
    Jansen und ich stiegen in unsere Autos und verließen Berghofen Richtung City.

Lilo ist müde
    Die jahrelange Hinwendung zur mediterranen Küche hatte mich für die gehobene westfälische Küche untauglich werden lassen. Das Töttchen lag mir wie ein Stein im Magen.
    »So schnell kann eine seichte Homestory zur spannenden Geschichte werden«, bemerkte ich, als uns der Aufzug im Verlagshaus nach oben beförderte.
    »Freut dich das etwa?«, fragte mein Chef irritiert.
    »Aber nein«, beeilte ich mich zu versichern. »Doch Spannungsvolles liegt mir mehr als sonnige Porträts. Wie war sie denn so, deine Lilo?«
    »Komm erst mal mit in mein Büro, Grappa«, bat Jansen. »Ich habe dir noch nicht alles erzählt.«
    Ich folgte ihm. Auf dem Flur begegnete uns Sekretärin Stella.
    »Bitte zwei starke Kaffee für Frau Grappa und mich«, sagte Jansen. »Und zwar zügig.«
    Stella, für die eine Aufforderung dieser Art normalerweise einer Verletzung ihrer Menschenwürde gleichkam, zirpte: »Sofort, Chef.«
    Ich grinste. Jansen ließ nicht oft den Boss raushängen, aber wenn, dann wussten ein jeder sofort, dass er zu spuren hatte. Manchmal sogar ich.
    Er schloss die Tür hinter uns und ließ sich schwer in seinen Stuhl fallen.
    »Was ist denn bloß los mit dir?«, fragte ich. »Du siehst völlig fertig aus.«
    »Sie hat sich nicht umgebracht.«
    »Woher willst du das wissen?«
    Stella öffnete die Tür und brachte zwei Becher Kaffee herein. Sie musterte uns neugierig. »Kann ich sonst noch etwas

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