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Grappa dreht durch

Grappa dreht durch

Titel: Grappa dreht durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Wollenhaupt
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erzählt, daß John Freundinnen hatte. Sie war eine von ihnen.«
    »Was? Diese verblühte Blondine mit ihrem Erdnuß-Tick?«
    »Genau die. Er liebte einfache Verhältnisse. Keinen Streß mit Ehemann oder Familie seiner Flittchen.«
    »Hat er es dir erzählt?«
    »Natürlich nicht. Sie hat es mir gesagt. Einfach so. Das Tele-
    82fon klingelte, und sie war dran. Sie würde ihn lieben, ich sollte ihn ziehen lassen ... und so weiter!«
    »Und was hast du gesagt?«
    »Daß sie ihn haben kann.«
    »Wie großherzig! Und weiter?«
    »Nach dem Anruf hat sie John unter Druck gesetzt. Wollte mit ihm zusammenleben. Er hat dann reagiert wie immer. Er beendete die Beziehung!«
    »Meinst du, daß sie etwas mit seinem Tod zu tun haben könnte?«
    Rita lachte. Es klang bitter. »Nein. Der Grund für seinen Tod waren nicht seine Affären. Da muß es um mehr gegangen sein, um viel mehr! John hatte jede Menge Liebschaften. Er benutzte die Ehe als Ausrede, um seine Mätressen in die Wüste zu schicken, falls sie Forderungen stellten. Seine Ermordung hat damit nichts zu tun. In der Sache steckt Geld!«
    »Vermutlich hast du recht. Obwohl verletzte Gefühle immer ein gutes Motiv für einen Mord sind. Wie lange hat die Geschichte zwischen deinem Mann und der Ritzenbaum gedauert?«
    »Ein paar Monate«, antwortete Rita. Sie sah plötzlich müde und verbraucht aus.
    »Weißt du, Maria«, kam es dann, »du hast John nicht gekannt. Er war nicht attraktiv - auf den ersten Blick. Aber er strahlte eine sanfte Melancholie aus, die die Frauen anzog. Sie erkannten ihre eigene Einsamkeit in ihm wieder. Das schuf ein Gefühl des Vertrauens. So, als würde man sich schon jahrelang nach dem anderen sehnen. Das eigene Lebensgefühl kam durch ihn als Echo zurück. Verstehst du, was ich sagen will?«
    »Irgendwie schon. War diese Melancholie nur Masche, oder war er wirklich so?«
    »Er hat natürlich schnell begriffen, welche Mittel er einsetzen mußte, um seinen Willen zu bekommen. Sein Sexualleben war ausgesprochen munter - mit anderen Frauen.«
    »Du hast ihn trotz allem geliebt, nicht wahr?«
    Sie nickte. »Das habe ich. Aber ich habe mich dafür manch-
    83mal gehaßt, daß ich immer nur ihn gewollt habe.« Tränen liefen über ihr Gesicht.
    »Rita! Bitte nicht jetzt! Wir haben nicht viel Zeit, denn draußen stehen die Leute, die deinen Mann vielleicht auf dem Gewissen haben. Könnte der Schönling mit der Krähenstimme was damit zu tun haben?«
    »Elvis? Kann sein. Aber ich kann wirklich nichts zu den einzelnen Leuten sagen. John hat nie gern über seine Arbeit erzählt. Das mußt du alles rauskriegen, Maria!«
    »Ich weiß. Das Leben könnte so schön sein ohne deinen Auftrag. Was ist mit BIG Boss? Welche Rolle spielt er?«
    »Er hält den Laden zusammen. John kam gut mit ihm aus. Bis zu dem Tag ...« Sie stockte.
    »Bis zu welchem Tag?«
    »Es ging um diese Blasius. Die Volontärin. John hatte ein Auge auf sie geworfen. Das hat den Alten gestört. Vermutlich hatte er selbst Interesse an ihr, und John ist ihm ins Gehege gekommen.«
    Ich stöhnte auf. »Wird denn in diesem Sender auch gearbeitet oder nur rumgevögelt?« knurrte ich. »Und wer hat den ersten Preis bei ihr geholt?«
    »Ich weiß es nicht. Der Streit um diese Blasius ist noch gar nicht so lange her. Vielleicht drei Monate.«
    Wir hatten lange genug geredet.
    »Ich muß wieder zu den anderen. Wir sehen uns heute abend bei dir. Hier, nimm den Karton. Übrigens - ist Carola wieder aufgetaucht?«
    Rita schüttelte den Kopf. »Nein, noch nicht. Ich war heute früh noch mal auf dem Polizeirevier. Die sind nicht besonders interessiert. Carola ist ja nicht das erste Mal verschwunden.«
    Wir waren schon in der Tür.
    »Die Versicherung hat mir geschrieben«, flüsterte mir Rita zu, »sie will nicht zahlen. Ich habe eine Klage angedroht. Sie wollen jetzt eigene Ermittlungen anstellen!«
    »Interessant. Aber sei still! Niemand darf wissen, daß wir uns kennen. Also raus hier! Kennst du deinen Text noch?«
    84»Klar.«
    Gemeinsam hievten wir den Karton ins Vorzimmer. BIG Boss, Elvis Wüsten und Rosi Ritzenbaum hatten die Platte mit den Schnittchen fast verdrückt. Die Sektflaschen waren halbleer, die Stimmung gut. Die Runde beachtete uns kaum.
    Bevor Rita den Raum verließ, sagte sie: »Ich wünsche Ihnen viel Freude in dieser Hölle von Eitelkeit und Bösartigkeit, Frau Grappa!! Seien Sie vorsichtig, daß Sie die Arbeit hier überleben. Meinem Mann ist das leider nicht gelungen. Wer von Ihnen hat

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