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Grappa dreht durch

Grappa dreht durch

Titel: Grappa dreht durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Wollenhaupt
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ab?« fragte er. Er kam gerade aus dem Fernsehstudio, in dem an diesem Morgen eine Aufzeichnung lief, und war wohl auf dem Weg in die Maske, um sich abschminken zu lassen. Seine Haut war rosig und stumpf, das Haar war noch steifer als sonst, und auf den Lippen glänzte Gloss.
    Ich ließ ihn stehen und trollte mich in mein Zimmer. In einer halben Stunde sollte ich meinen Krötenfilm mischen, der heute abend in dem Regionalmagazin gesendet werden sollte. Er war dreidreißig lang und trug den Titel Krötenmord auf Bierstadts Straßen.
    Ich griff zum Telefonhörer und klingelte Rita an. Sie meldete sich sofort.
    »Hallo, ich bin‘s. Hat sich was getan?«
    »Nein, nichts. Ich sitze seit Stunden neben dem Telefon und hoffe, daß Carola ...«
    »Still! Keine Namen! Wer weiß, wer mithört! Bleib auf jeden Fall zu Hause. Ich komme, so bald ich kann.«
    Als ich den Hörer aufgelegt hatte, sagte eine Stimme: »Hallo, darf ich eintreten?«
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Ich hob den Kopf. Im Türrahmen stand ein großer, gut gebauter Mann.
    »Guten Tag! Sie haben mein Klopfen nicht gehört. Ich bin Mike Zech, Ihr neuer Kollege.«
    »Ach ja? Dann setzen Sie sich doch einfach dort hin!« Ich deutete auf den Freischwinger. Er ließ sich fallen und streckte die langen Beine wie zwei Stelzen von sich. Über der schwarzen Cordhose saß locker ein graues Hemd mit Perlmuttknöpfen. Sein Oberkörper war breit, der Hals kräftig, die Unterarme mit schwarzem Flaum bedeckt.
    Genüßlich ließ ich meinen Blick über weitere Körperteile streifen, so weit ich sie von meinem Platz aus goutieren konnte. Er hielt ruhig.
    »Ich bin Maria Grappa.«
    »Ich weiß. Sie haben gestern nacht Ihren ersten Film gedreht. Irgendwas mit Kröten.«
    »Schön, daß sich das schon herumgesprochen hat.«
    »Ich habe es im Tagesplan gelesen«, lächelte er. »Dort ist das Programm für heute abend vermerkt. Waren Sie zufrieden? Ist der Film gut geworden?«
    »Warum interessiert Sie das? Sind Sie Kameramann?« Die Vorstellung, daß Wüsten Konkurrenz bekommen sollte, ließ mich aufatmen.
    »Oh nein«, machte er meine Hoffnungen zunichte, »nichts Technisches. Raten Sie weiter!«
    »Sieh an, ein kleines Ratespiel! Was bekomme ich, wenn ich‘s rausfinde?«
    Sein Lächeln gefiel mir auch beim zweiten Mal. Die Art zu sprechen ebenfalls. Seine Stimme klang erfrischend normal mit einem warmen Ton.
    Er hatte dichtes mittelbraunes Haar, eine leicht gebräunte Haut und Grübchen. Die Augen waren tiefblau, fast lila, die Zähne ebenmäßig und weiß.
    »Sie sind Journalist!« tippte ich.
    »Nein, kein Journalist. Ich bin Betriebswirt und soll die Logi-
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stik der Firma Teleboss überprüfen und gegebenenfalls professionalisieren!« »Das klingt nach Rationalisierung!«
    »Das muß nicht sein. In jedem Betrieb können Produktionsabläufe verbessert werden.«
    »Und wer hat Sie beauftragt?«
    »Herr Boss natürlich. Die Firma macht Verluste.«
    »Leute mit Ihrem Job nehmen anderen die Arbeit weg. Oder sehen Sie das anders?«
    »Eigentlich schon. Wenn Betriebsabläufe durchgecheckt werden, muß noch niemand seinen Arbeitsplatz verlieren. Hat es Sinn, Sie zu fragen, ob wir heute abend zusammen essen gehen? Dann kann ich Ihnen meine Ziele etwas genauer erklären.«
    Seine Stimme hatte plötzlich einen lasziven Ton, der mir einen Schlag in die Magengrube versetzte. Ich wollte empört ablehnen, doch ich hörte mich sagen: »Nein, heute abend geht es nicht. Aber morgen abend hätte ich Zeit.«
    »Ich freue mich!« behauptete er und verließ das Zimmer. Sein Gang war federnd wie der einer großen Raubkatze.
    Regungslos blieb ich eine Weile auf meinem Stuhl sitzen. Zech war ein Lichtblick im Dunkel der Männerwelt dieser Redaktion. Aber dazu gehörte auch nicht viel. Die »Männchen« im Rudel werden aufpassen müssen, frohlockte ich.
    BIG Boss würde das Alpha-Männchen der Gruppe bleiben. Rudi Mühlen, der ewige Zweite, würde sich verstärkt in seine Krankheits-Prosa flüchten. Zwischen Elvis Wüsten und Mike Zech könnte es knallen. Auf jeden Fall würde Schwung in die Gruppe kommen.
    Ich mußte bis morgen abend noch einige lebenswichtige Fragen klären. Zum Beispiel: Was ziehe ich bloß an? Ich hatte wochenlang nicht gebügelt, keine Leinenbluse lag frisch gestärkt in meinem Schrank. Mein Jackett hatte eine Reinigung nötig, die Pumps mußten besohlt werden, die Haare frisch gefärbt.
    Ich kramte den Taschenspiegel aus meinem Beutel und
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blickte hinein. Meine Nase glänzte, der

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