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Grappa dreht durch

Grappa dreht durch

Titel: Grappa dreht durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Wollenhaupt
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private Initiative gefragt.«
    »Ich habe ja gar nichts dagegen!« schrillte Rita. Ein bißchen enttäuscht war sie schon. Aber sie schien die Sache geschluckt zu haben.
    »Ich bin furchtbar müde«, gähnte ich, »seid nicht böse, wenn ich euch rausschmeiße. Ich will nur noch schlafen.«
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Die Großwildjagd an sich und im Besonderen
    Nach zwei Wochen war ich wieder arbeitsfähig. Die Wunden waren gut verheilt. Um den Brustkorb mußte ich noch einen strammen Verband tragen, damit die gebrochenen Rippen wieder ordentlich zusammenwachsen konnten.
    In meinem Büro schraubte ich die Wanze aus dem Telefon und verpackte sie in einem Umschlag, den ich an Rudi Mühlen adressierte. Wenn er mich darauf ansprechen würde, wüßte ich, daß er sie installiert hatte. Wenn er aber schweigt, dachte ich, bin ich genauso schlau wie vorher. Jeder hätte mein Büro aufschließen können, um sich am Telefon zu schaffen zu machen, denn es existierte ein Generalschlüssel.
    Betty Blasius holte mich aus meinem Tief. Ihre grüne Haarsträhne in der Drahtfrisur war inzwischen pinkrosa gefärbt und schillergelockt. Die Beine steckten in hautengen Hosen, die kurz unter dem Knie endeten. Die Stöckelschuhe waren grellrot und lackglänzend.
    »Du siehst vielleicht scharf aus«, attestierte ich, »sind das verspätete Frühlingsgefühle, oder was?«
    »Ich habe eingekauft!« verkündete sie stolz. »Einen Tausender auf einen Schlag. Mike hat mich begleitet.«
    Ich schluckte. Dann ist ja alles klar, dachte ich, Betty hat das Rennen doch noch gemacht. Rosi Ritzenbaum hatte wohl in die Röhre geguckt.
    »Dann hattest du ja einen netten Tag«, meinte ich lahm. »Wie weit ist Herr Zech denn mit seiner Arbeit gekommen? Ist sein Bericht über die Organisationsstruktur dieses Senders schon fertig? Hat er schon einen Plan gemacht, welche Mitarbeiter künftig eingespart werden können?«
    »Ach was! Er stellt zwar jede Menge Fragen, aber ich glaube, er meint es nicht so richtig ernst damit.«
    »Welche Fragen stellt er denn so?«
    »Alle möglichen.«
    »Auch über Leute?«
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»Ja, sicher. Er will wissen, was jeder hier zu tun hat. Er hat sogar nach deinem Vorgänger John Masul gefragt.«
    »Was will er denn von dem? Der ist doch tot! Den braucht er nicht mehr wegzurationalisieren!«
    »Er ist eben neugierig. Wenn er unseren Sender untersuchen soll, gehört das Betriebsklima wahrscheinlich auch dazu.«
    »Und was hat er über mich wissen wollen?«
    »Gar nichts. Eine Frau namens Maria Grappa scheint ihn überhaupt nicht zu interessieren.«
    »Da habe ich ja Glück gehabt!« Mein Ton sollte ironisch klingen, aber irgendwie bekam ich das nicht so richtig hin. In Wirklichkeit fuchste mich sein Desinteresse.
    »Eigentlich bin ich ja gekommen, um mich nach deinem Befinden zu erkundigen«, lenkte Betty ab. »Wer hat dich eigentlich so zugerichtet?«
    »Ein Profischläger, der im Auftrag eines Herrn namens Alfons Brokkoli gehandelt hat.«
    »Brokkoli? Was hast du denn mit diesem Typen zu tun?«
    »Ich habe eine kleine Recherche über die Geschäfte dieses Herrn angestellt«, behauptete ich und ließ sie nicht aus den Augen, »das hat ihm wohl nicht gepaßt.«
    »Warum hast du nicht BIG Boss gefragt? Er verkehrt mit Brokkoli!«
    »Ich weiß. Aber wie freundschaftlich ist diese Beziehung wirklich?«
    »Keine Ahnung. Ich weiß nur, daß Boss und Brokkoli sich kennen.«
    »Hörst du eigentlich gern Musik?« wechselte ich das Thema.
    »Klar. Ich habe früher mal in einer Frauen-Combo Schlagzeug gespielt. Hat mir eine Menge Spaß gemacht. Warum fragst du?«
    »Ich habe Karten für ein Klavierkonzert. Beethovens Fünftes. Das Schönste von ihm. Hast du Interesse?«
    »Ich höre fast jede Musik gern«, wehrte sie ab, »aber mit Klassik kannst du mich jagen!«
    »War ja nur ‚ne Frage!«
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»Ich danke dir trotzdem!« sagte sie freundlich und entschwand.
    Sie mag also keinen Beethoven, dachte ich, aber das bedeutet überhaupt nichts. Irgendwann würde ich sie direkt fragen, ob sie mit Masul ein Verhältnis gehabt hatte. Doch dieser Zeitpunkt war noch nicht gekommen.
    Kurzentschlossen betrat ich das Chefbüro. BIG Boss war da. Er lümmelte sich in einem Ledersessel und sah sich gerade einen Film im Sichtgerät an: Eine grüne Landschaft, irgendwo in Afrika. Männer in Safarianzügen lagen hinter Büschen versteckt und zielten auf ein Huftier, das einer Antilope ähnelte. Ihre Gewehre waren mit Zielfernrohren ausgerüstet.
    BIG Boss wandte den Kopf

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