Grappa dreht durch
selbst!«
BIG Boss, Rudi Mühlen, Betty Blasius, Maria Grappa und Rosemarie Ritzenbaum hatten zu unterschiedlichen Zeiten das Haus verlassen. Wüstens und Zechs Name tauchten nicht auf.
»Kann jemand das Haus unbemerkt verlassen und betreten?«
»Das ist nicht möglich!« behauptete er.
»Ich habe das Haus heute früh um zehn Uhr betreten. Schauen Sie, hier ist die Eintragung! Und ich bin um 16 Uhr gegangen. Hier steht aber 18 Uhr, also zwei Stunden später. Wie erklären Sie sich das?«
»Manchmal werden die Eintragungen vergessen«, räumte er ein. »Wenn wir unsere Runden machen, zuviele Leute auf einmal ins Haus strömen, dann ist es schwer, alles korrekt nachzuhalten. Gegen Abend schreiben wir dann irgendeine Uhrzeit ins Buch.«
»Also doch keine hundertprozentige Kontrolle!« stellte ich fest. Der Portier klappte das Buch zu.
Ich erzählte ihm nicht, daß im »Teleboss«-Büro zur Zeit - unbemerkt von Kontrollen - ziemlich viel Verkehr herrschte.
Vor der Tür schaute ich auf die Uhr. Es war noch nicht einmal neun. Zeit genug, um noch ins Kino zu gehen. Im »Roxy« lief eine Shakespeare-Verfilmung. Balsam für meine geschundene Seele. Ich schwelgte in toskanischen Landschaften, goldener Sonne, Renaissance-Architektur und vergleichsweise harmlosen Intrigen um Liebe, Eitelkeit und Macht. Alles vorgetragen von schönen Menschen in possierlichen Versen. Es gab auch
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böse Menschen in diesem Streifen, doch sie waren eindeutig am Gesicht zu erkennen. Alles so wunderbar einfach!
Nackter Männerhintern sucht Besitzer
Als ich am nächsten Tag pünktlich um zehn Uhr die Tür zur Firma aufdrückte, sah ich eine Menge fremder Männer in den Räumen. Verdutzt fragte ich: »Was ist denn hier los?«
Niemand antwortete. BIG Boss stand in einer Ecke und sprach wild gestikulierend mit einem großen Mann, der das, was er zu hören bekam, eifrig notierte. Elvis Wüsten und Rudi Mühlen hockten mit starren Gesichtern auf den schwarzen Empfangssesseln. Rosemarie Ritzenbaum war nicht da. Betty Blasius stand in einer Ecke, den Kopf gesenkt, die Augen verweint. Ich ging auf sie zu. Sie hatte den Schock noch im Gesicht, als sie mir sagte: »Rosemarie Ritzenbaum ist tot.«
Ich schluckte. Es muß in der Nacht passiert sein, schoß es mir durch den Kopf, gestern abend noch war sie mehr als munter. Zech hatte sie nicht nur gebumst, sondern auch umgebracht!
»Wie ist das passiert?« Ich bemühte mich, meiner Stimme einen beiläufigen Klang zu geben, was mir nicht ganz gelang. Hitzewellen nahmen Besitz von mir, gleichzeitig fröstelte ich.
»Ich habe sie heute morgen gefunden. Die Tür zu BIG Boss‘ Büro stand sperrangelweit auf. Sie lag tot auf dem Schreibtisch des Chefs, mit weit geöffneten Augen. Außerdem ist ihr Schreibtisch durchwühlt worden.«
Jetzt sah ich es auch. Auf Ritzenbaums Schreibtisch herrschte das Chaos. Die Schubladen waren aufgerissen, Papiere beiseite gefegt, und überall lagen diese schrecklichen Erdnußkekse herum. Die Polizeibeamten hatten einige von ihnen schon zu Mehl getrampelt.
Betty begann zu schluchzen. Ihre pinkfarbene Haarsträhne
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hatte sich entsetzt zur Seite gelegt. Ich legte den Arm um ihre Schultern.
»Ganz ruhig, Betty. Die Männer dort, sind das Polizisten?« Sie nickte.
»Wie hat es der Mörder getan?«
»Erwürgt. Und vorher vergewaltigt, denn sie war halbnackt.« »Wer ist der Mörder?« »Sie haben Mike Zech festgenommen.« »Wie hat die Polizei das herausgefunden?« Ein kräftiger Mann in Blouson und Jeans unterbrach meine Gedanken. Er kam mir bekannt vor. »Sie sind Maria Grappa, Redakteurin?« Ich nickte.
»Wir kennen uns bereits, erinnern Sie sich?«
»Ich dachte gleich, daß ich Sie schon mal gesehen habe. Welcher Fall war das?«
»Der Gattenmord unterm Weihnachtsbaum. Die Managergattin, die am Heiligen Abend auf ihren Mann losgegangen ist und ihn erdrosselt hat. Mit dem Hermes-Seidenschal.«
»Jetzt hab ich‘s wieder präsent, Herr Hauptkommissar!« strahlte ich. »Das war damals einer meiner Lieblingsfälle. Wissen Sie schon, was gestern nacht hier passiert ist?«
»Wir haben‘s noch nicht ganz. Aber wir kommen der Sache näher. Sie muß ihren Mörder zu einem Schäferstündchen hineingelassen haben. Oder er war schon im Büro.«
Hauptkommissar Brinkhoff galt als penibler Ermittler. Einer, der nichts übersah und der merkte, wenn er belogen wurde.
»Können wir reden?« fragte er.
Ich nickte und sagte: »Wir können in mein Büro gehen!«
Ich
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