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Grappa dreht durch

Grappa dreht durch

Titel: Grappa dreht durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Wollenhaupt
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verläßt. Darüber wird sogar Buch geführt. Deshalb konnte der Mörder die Firma nicht verlassen. Es sei denn, er wartet ab, bis der Pförtner abgelenkt wird, aufs Klo muß oder einschläft. Genau deshalb könnten Sie es gewesen sein. Der Plan ist genial.
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Der Mörder kann die Firma nicht verlassen und inszeniert seine eigene Gefangenschaft.«
    »Schön, daß Sie mir soviel Intelligenz zutrauen«, meinte er ironisch. »Jeder weiß, daß die Pförtner ihre Listen nur ungenau führen. Als Beweis vor Gericht hätte ein Ein- oder Austrag in diesem Buch wohl kaum Bestand. Aber die Sache hat noch einen anderen Haken. Als Sie gingen, waren die beiden noch am Leben. Richtig?«
    Das stimmte.
    »Und mein Anruf im Restaurant lag rund 45 Minuten davor. Auch richtig?«
    Ich verstand nicht, worauf er hinauswollte.
    »Warum hätte ich Sie in dem Restaurant anrufen sollen? Eine potentielle Zeugin zum Tatort locken? Das wäre doch ziemlich unsinnig gewesen, oder?«
    Die Sache bekam Niveau. Er setzte sich wieder in seinen Sessel. Dann sagte er: »Gut. Gehen wir davon aus, daß ich den Mord an der Frau Schritt für Schritt geplant habe. Daß alles gelogen war. Die Einladung zum Essen war nur ein Vorwand, die Gefangenschaft im Büro hat es nicht gegeben, und ich habe die Ritzenbaum ins Jenseits befördert. Aber - warum das alles? Wo liegt mein Motiv?«
    Damit hatte er recht. Das Motiv - die Triebkraft für Mord -fehlte. Plötzlich wußte ich, was mich an der Geschichte von Anfang an gestört hatte: Es gab reichlich Verbrechen ohne erkennbare Gründe.
    Eine Erklärung hatte ich doch auf Lager: »Sie sind ein Triebtäter, der Frauen nach dem Geschlechtsakt töten muß.«
    Er lachte amüsiert auf. »Wenn Sie so denken, warum sind Sie dann hier? Wer gibt Ihnen die Garantie, daß ich mit Ihnen nicht das gleiche mache?«
    »Das ist eine gute Frage«, hörte ich mich sagen, »die Idee mit dem Triebtäter ist mir eben erst gekommen. Ich sollte jetzt lieber gehen!«
    »Dazu ist es aber zu spät!« lächelte er. »Ich habe Sie jetzt in meiner Gewalt.«
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Er wollte ein Spielchen machen. Betont langsam schob er seinen Hintern aus dem Sessel und kam auf mich zu. Er setzte sich dicht neben mich auf das Sofa, sein Oberschenkel lag eng an meinem. Das Rasierwasser zog in meine Nase. Sein behaarter Unterarm schob sich zwischen Sofalehne und meinen Rücken, dann krallten sich Finger um meine Taille.
    »Welche Todesart ziehen Sie vor?« flüsterte er in mein Ohr. »Erdrosseln, erstechen, ersäufen oder totficken?«
    »Ich habe eine andere Idee«, sagte ich ruhig, »ich möchte bei einem opulenten italienischen Essen vom Schlag getroffen werden. Aber erst in rund 50 Jahren. Könnten Sie das einrichten?«
    Er lachte und küßte mich auf die Wange. »Ich hole das Essen!« hörte ich ihn auf dem Weg in die Küche rufen.
    Ich nahm mir noch ein Gläschen Sherry und bugsierte die Gaspistole, die ich in den Falten meines Rockes versteckt hatte, zurück in die Handtasche.
    Dann inspizierte ich die Bücherkollektion. Sie wiesen Mike Zech als Liebhaber ferner Länder aus, denn ein Reiseführer stand neben dem anderen. Ansonsten die üblichen Klassiker im laufenden Meter, ein paar Kriminalromane und Kochbücher. Ich wandte mich den Büroordnern zu. In ihnen gibt es meist mehr zu entdecken, als in den Bücherecken. Ich griff wahllos zu. Auf dem Rücken stand Fälle ab 1992. Die erste Durchsicht überraschte mich.
    »Störe ich Sie?« kam seine Stimme von der Tür. Ich drehte mich herum, ohne den Ordner aus den Händen zu lassen. Sein Blick fiel auf den Aktenordner. Seine Miene gefror. Er sah reichlich unbeholfen aus. In der linken Hand balancierte er eine große Salatschüssel, in der rechten trug er kleine und große Teller.
    »Stellen Sie das Zeug auf den Tisch und sagen Sie mir, wer Sie wirklich sind und was Sie in der Firma >Teleboss< zu suchen haben!« forderte ich. Mein Ton war ausgesprochen unfreundlich.
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Er ging zum Tisch, um sich von seiner Last zu befreien. Einige Salatblätter und Radieschen rutschten auf die Tischdecke. Er beachtete sie nicht. Aufgebracht trat er auf mich zu und riß mir den Ordner aus der Hand.
    »Ich wußte nicht, daß Sie zum Spionieren gekommen sind!« stieß er hervor. »Kramen Sie immer ohne Einladung in den Sachen anderer Leute herum?«
    »Ach Gottchen!« meinte ich ironisch. »Wer mich zu sich einlädt, der darf nichts zu verbergen haben. Warum glauben Sie, bin ich hierher gekommen? Um Händchen zu

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