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Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Titel: Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Behinderten-WC. Und dann der Clou: Es wird einen speziellen Raum geben, in dem Behinderte die Dienste unserer Damen in Anspruch nehmen können, erreichbar mit einem speziellen Fahrstuhl. Das ist einmalig in Deutschland.«
    »Barrierefreies Vögeln«, raunte Wayne.
    »Der Bordellbetrieb soll nonstop, also vierundzwanzig Stunden lang laufen. Neben dem Kontakthof ist die Diskothek als Kontaktbereich konzipiert. Wer angesprochen werden will, wird einen speziellen Aufkleber tragen.«
    »Wie hoch ist die Investionssumme?«, fragte ein Kollege.
    »Rund vier Millionen Euro.«
    »Und wer steckt hinter der Investorengruppe Amiga? «, fragte ich. »Wer sind die Leute, die vier Millionen investieren, um es Männern zu ermöglichen, ihre Partnerinnen zu betrügen, andere Frauen sexuell auszubeuten und die christliche Moral zu unterwandern?«
    Sikowitz stutzte.
    »Grappa! Du bist nicht in einer lila Gruppe!«, flüsterte Wayne erschrocken.
    »Ich werde mit Ihnen nicht über den tieferen Sinn der Prostitution diskutieren«, grinste Sikowitz. »Ich sage nur: ältestes Gewerbe der Welt. Und über die angeblichen Hintermänner können Sie sich im Handelsregister informieren. Es handelt sich um solvente Geschäftsleute aus dem In- und Ausland. Unser Projekt wird eine neue urbane Landmarke in der Region werden.«
    »Wie hoch wird die Miete sein, die die Frauen bezahlen müssen? Wie werden die gewerbetreibenden Frauen ausgewählt? Und – hat die Schließung des Straßenstriches etwas mit Ihrem Projekt zu tun?«
    »Diese Fragen gehen schon viel zu sehr ins Detail, meine Dame.« Sikowitz hatte einen gönnerhaften Ton drauf. »Erst einmal warten wir auf die Genehmigung des Bauantrages.«
    »Also können sich die Romafrauen aus dem Norden bei Ihnen bewerben?«, bekam ich Unterstützung aus der Kollegenrunde.
    »Ach, wissen Sie«, seufzte Sikowitz. »Um es geradeheraus zu sagen: Diese Damen wollen wir eigentlich nicht. Elend, Krankheiten, Drogen, Schwangerschaften, Schmutz, ungeschützter Verkehr und gewaltbereite Zigeunerclans – nein, danke.«
    »So ein Arsch!«, schimpfte ich, als wir wieder im Auto saßen. »Der ist keinen Deut besser als die Romamänner, die ihre Frauen anschaffen schicken. Die wollen alle einfach nur Geld machen. Die einen, um zu überleben, die anderen, weil sie den Hals nicht vollkriegen können. Wer hat da die größere Moral?«
    Pöppelbaum antwortete nicht.
    »Was ist los?«
    »Ich denke nach, Grappa«, sagte der Bluthund.
    »Das kann grundsätzlich nicht schaden«, meinte ich. »Verrätst du mir auch worüber?«
    »Ob alle siebenhundert Romafrauen, die angeblich in Bierstadt leben, auf den Strich gehen.«
    Ich ahnte, worauf er hinauswollte.
    »Ivana?«, fragte ich.
    Wayne nickte und zeigte jenes leicht debile Lächeln, das nur Verliebte beherrschen.
    »Habt ihr euch wiedergesehen?«
    »Ja. Ich bin in die Mission gefahren. Hab denen Abzüge von meinen Fotos gegeben. Und ich hatte Glück. Ivana war da.«
    »Und?«
    »Wir waren in der Kaffeebude am Nordmarkt. Sag mal ehrlich, Grappa, weißt du, ob Ivana …?«
    »Wayne! Frag sie selbst.«
    Hupen hinter uns. Der Bluthund hatte nicht mitbekommen, dass die Ampel auf Grün gesprungen war. Erschrocken gab er Gas und würgte prompt den Motor ab. Die Ampel zeigte Gelb, dann Rot. Das Hupen wurde ohrenbetäubend. Typisch Bierstadt.
    »Verdammt!«
    Es gelang Wayne, den Motor zu starten. Bei Grün legte er einen Kavaliersstart hin. Reifen quietschten und es roch nach Nürburgring.
    »Ich weiß nicht, ob ich damit klarkommen könnte, wenn sie eine Hure war.«
    »Jetzt ist sie jedenfalls Dolmetscherin. Und du hast sie als solche kennengelernt. Ist das nicht das Wichtigste?«
    Mein Artikel versetzte Schnack fast in Entzücken. So hatte er sich den Einstieg in eine Kampagne gegen ein Großbordell am See vorgestellt, versicherte er.
    Harras grinste, als wir uns später beim Kaffeeautomaten begegneten. Der Sportreporter trug ein Hemd, das mit kleinen bunten Luftballons bedruckt war – ein modisch sehr fragwürdiges Muster.
    »Was grinst du wie ein Honigkuchenpferd?«, fragte ich.
    »In der Beliebtheitsskala des Chefs wirst du Bärchen Biber von der Spitze in den Orkus der Bedeutungslosigkeit katapultieren«, orakelte Simon Harras.
    »Wer bei Schnack oben liegt, ist mir egal«, behauptete ich. »Hauptsache, ich kann machen, was ich will. Bärchen wird seinen Stammplatz schon wieder einfordern, wenn er aus dem Urlaub zurück ist. Wo ist er eigentlich hin?«
    »Nach Goa – glaube

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