Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Titel: Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
Vom Netzwerk:
ich. In Indien. Soll ein Schwulenparadies sein. Die liegen da den ganzen Tag nackt in der Sonne und versichern sich gegenseitig, wie geil sie aussehen, und dann wird im Rudel …«
    »Keine Details bitte«, unterbrach ich den Kollegen. »Hoffentlich holt sich Bärchen Hautkrebs.«
    »Ich mag dein gutes Herz, Grappa.«
    Die Tür zur Küche stand offen und Pöppelbaum schlich mit ernster Miene und abwesendem Blick über den Flur.
    »Sag mal, stimmt was nicht mit Wayne? Der wirkt so somnambul.«
    »Frag ihn doch selbst«, schlug ich vor.
    »Na, komm schon«, drängelte Harras. »Du weißt doch immer, was los ist.«
    »Hör auf! Ständig werde ich über andere ausgefragt. Steht Auskunftei auf meiner Stirn geschrieben?«
    Harras betrachtete den oberen Teil meines Gesichts. »Du hast recht, Grappa. Ich gratuliere zu dem Tattoo.«
    Ich tat ihm den Gefallen zu fragen: »Was für ’n Tattoo?«
    »Wart mal.« Er kniff die Augen zusammen und trat einen Schritt auf mich zu. Mit festem Blick auf einen Punkt über meiner linken Braue murmelte er: »Da steht das Wort Zicke .«
    Eine Stunde später war für mich die Arbeitswoche zu Ende. Dachte ich zumindest. Ich fuhr den Rechner runter, schaufelte überflüssiges Papier in die Rundablage und räumte die benutzten Kaffeebecher in die Küche.
    Im Supermarkt ließ ich mir eine exquisite Käse-Kollektion zusammenstellen, die notfalls auch für zwei Personen reichen würde.
    Und tatsächlich rief er an – um zu sagen, dass er keine Zeit habe.
    »Ich muss die bulgarischen Kollegen empfangen«, erklärte Friedemann Kleist. »Sie kommen heute Abend am Flughafen an. Bevor ich die zwei in der Nordstadt auf die Roma loslasse, will ich mir die Burschen persönlich anschauen.«
    »Hast du Bedenken?«
    »Sie haben mir eine Mail geschrieben. Sie fordern, Waffen zur Verfügung gestellt zu bekommen. Sie fühlen sich jetzt schon von den Roma bedroht.«

Diashow mit Dynamit
    Am nächsten Morgen studierte ich als Erstes die Online-Ausgaben der regionalen Zeitungen. Es gab viele negative Äußerungen zu den Bordell-Plänen am See und die üblichen Begründungen: Angst vor Kriminalität, Angst vor Autolärm und Angst vor Angriffen auf die ach so heiligen Familien strukturen – als ob in der Menschheitsgeschichte noch nie ein Ehemann oder ein Familienvater einen Puff besucht hätte!
    Viel Zeit, um über die Verlogenheit unserer Gesellschaft zu jammern, blieb mir nicht, denn mein Handy meldete sich. Der Bluthund war dran.
    »Letzte Nacht ist ein Romahaus überfallen worden«, berichtete er aufgeregt. »Und ich habe Fotos davon.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich komme bei dir vorbei«, kündigte er an. »Machst du mir Frühstück?«
    Zehn Minuten später war er da. Sein Haar war wirr und er müffelte.
    »Kann ich bei dir duschen?«, fragte er.
    »Sicher. Warum bist du denn so aufgelöst?«
    »Ich will vorläufig nicht in meine Wohnung. Den Grund dafür findest du auf meiner Kamera.«
    Er machte es spannend. Schnell stellte ich ein Frühstück zusammen. Waynes Kamera lag auf dem Küchentisch. Wie viel Dynamit konnten die Fotos enthalten?
    Das Wasserrauschen endete.
    »Grappa, hast du ein T-Shirt für mich?«, rief Wayne aus dem Bad. »Meins ist total durchgeschwitzt. Irgendeins von dir, das oben rum nicht so ausgebeult ist?«
    »Schau in den Schrank im Flur«, rief ich zurück. »Ich würde das rosa mit den Rüschen vorschlagen. Ist ungetragen. Geschenk von Mama.«
    Wenig später betrat er die Küche – obenrum in Dunkelblau. Er hatte eins von Kleists Shirts erwischt. Auch gut.
    »Kaffee?«
    Wayne nickte. Ich schenkte ein und er kippte den braunen Sud in sich hinein, als wäre er ein kaltes Bier. Prompt verbrannte Wayne sich und fluchte.
    »Jetzt erzähl endlich!«, forderte ich.
    Er setzte sich. »Ich habe mich gestern Abend mit Ivana Rose getroffen.«
    »Sie heißt Rose? Wie hübsch.«
    »Wir waren in einem Restaurant. Es wurde spät. Plötzlich klingelte Ivanas Handy. Sie ging dran und redete mit jemandem. Was sie sagte, konnte ich nicht verstehen, aber ihrem Ton und ihrer Körpersprache konnte ich entnehmen, dass etwas Schlimmes passiert war.«
    Er knibbelte die Schale des Eis ab – in atemberaubender Langsamkeit.
    »Ivana wollte sich gar nicht beruhigen. Sie hat mir nicht gesagt, was los war, nur dass sie irgendwohin musste. Also sind wir ins Auto. Sie lotste mich zu einer Adresse in der Nordstadt. In dem Haus war der Teufel los. Aus den Fenstern flogen Sachen. Schreie waren zu hören. Ivana wollte

Weitere Kostenlose Bücher