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Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Titel: Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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rein, aber ich hab sie zurückgehalten.«
    Wayne versenkte den Löffel ins Eigelb und löffelte eine Runde.
    »Lecker!«, meinte er dann. »Genau so, wie ich es mag. Festes Eiweiß und weiches Eigelb.«
    »Könntest du bitte weitererzählen?«
    »Ich nahm meine Kamera – ganz automatisch. Von der Straße aus konnten wir in die Zimmer im Erdgeschoss gucken. Und ich konnte diese Fotos machen.«
    Er stellte die Diashow seiner Kamera an. Stumm betrachteten wir die Fotos. Sie waren wirklich sensationell. Sie zeigten einen Übergriff auf eine Romafamilie – ausgeführt von Männern mit Sturmmasken. Sie traten die wenigen Möbel zusammen, pissten auf die Matratzen, fegten Essen von den Tischen und schlugen auf die Menschen ein. Eine junge Frau – fast noch ein Kind – wurde von zwei Männern festgehalten. Ein dritter riss ihr die Bluse vom Leib.
    »Das ist ja furchtbar«, entfuhr es mir. »Leider sind diese Kerle maskiert.«
    »Warte ab.«
    Ich klickte weiter. Wayne hatte immer und immer wieder abgedrückt und schließlich die Filmfunktion gestartet.
    Das Mädchen wehrte sich. Ein älterer Mann stürzte zu den Masken-Männern und schlug auf sie ein.
    Der Mann, der dem Mädchen an die Wäsche gegangen war, drehte sich um und versetzte dem Roma einen Hieb ins Gesicht. Der taumelte, ging aber nicht zu Boden.
    »Jetzt pass auf«, sagte Wayne.
    Der Roma griff den Maskierten erneut an und riss ihm dabei die Maske vom Gesicht. Ich blickte in ein wutverzerrtes Gesicht, das ich kannte.
    Die Fotos, die dann folgten, erinnerten mich an Bilder aus dem Warschauer Getto. Zum Beispiel dies: POM Krüger steht aufrecht und drückt den Roma auf die Knie. Dabei hält der Polizist sein Opfer mit einer Art Peitsche in Schach.
    »Wenig später hat der Bulle was gemerkt«, berichtete Pöppelbaum. »Der Blitz ging plötzlich los. Hier!«
    Auf dem nächsten Bild schaute uns der Polizeiobermeister direkt in die Augen – neben ihm noch immer der verschüchterte alte Mann. Ideal!
    »Das ist ein Beweisfoto, wie es besser nicht gelingen kann«, konstatierte ich zufrieden.
    »Danach mussten wir verschwinden«, sagte Pöppelbaum. »Und zwar ganz schnell. Der Bulle hat vermutlich noch mein Nummernschild sehen können. Darum traue ich mich nicht nach Hause.«
    »Das war clever von dir«, lobte ich. »Lass uns die Bilder schnell in die Redaktion schicken, bevor POM Krüger auf die Idee kommt, dich bei mir zu suchen.«
    Ich überprüfte, ob alle Türen verriegelt waren, und fuhr den PC hoch. Wir trafen keine Auswahl, sondern verschickten den kompletten Fotosatz. Dann zog der Bluthund den Chip aus dem Lesegerät und reichte ihn mir.
    »Pass gut drauf auf«, bat er. »Für den Fall, dass Krüger später behauptet, wir hätten die Fotos manipuliert. Experten können anhand des Chips feststellen, dass alles echt ist.«

Alles nur gefälscht
    Der Redakteur, der Sonntagsdienst hatte, stellte die Zeitung für Montag zusammen. Für den Notfall lagen einige zeitlos schöne Artikel wie Ausstellungs- und Buchbesprechungen auf Halde, um vier Seiten füllen zu können. Der Dienst ging reihum. Am heutigen Sonntag war Harras dran.
    Ich hatte ihn schon informiert, dass ich eine heiße Geschichte anschleppen würde. Im Verlagshaus angekommen, erzählte ich ihm, worum es ging.
    »Gutes Timing, Grappa«, meinte er. »Ohne Schnack ist das Leben einfacher. Hau rein.«
    Ich haute rein. Die Fotos befanden sich in meinem Mailaccount und ich reihte die aussagekräftigsten aneinander. Das Nah-Foto von POM Krüger und dem gequälten Mann würde als Solitär über meinem Artikel gezeigt werden.
    Als seriöse Journalistin musste ich POM Krüger allerdings Gelegenheit zu einer Stellungnahme geben. Ich versuchte, ihn über die Polizeileitstelle zu erreichen. Vergebens. Also bat ich um seine private Handy- oder Festnetznummer.
    »Die geben wir nicht heraus«, lautete die lapidare Antwort.
    »Machen Sie bitte eine Ausnahme«, entgegnete ich. »Es ist sehr wichtig.«
    »Ich darf keine Ausnahmen machen. Wenden Sie sich an die Pressestelle.«
    »Die ist sonntags nicht besetzt, das wissen Sie doch.«
    »Ach ja. Aber ich darf Ihnen die Privatnummern dennoch nicht geben.«
    »Wie Sie wollen. Ich schreibe jetzt eine Aktennotiz über unser Gespräch. Für den Fall einer juristischen Auseinandersetzung.«
    »Ich kann den Polizeiobermeister anrufen und ihn bitten, Sie zu kontaktieren«, wurde der Diensthabende plötzlich kreativ.
    »Dann tun Sie das.« Ich gab ihm die Nummer der Redaktion. »Und

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