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Grappa und die keusche Braut

Grappa und die keusche Braut

Titel: Grappa und die keusche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Hunderte von kleinen Grablichtern brannten auf dem Schulhof. Daneben lagen Blumen und ich sah Banner mit Aufschriften wie: Warum? Und: Wir denken an Euch!

    Pöppelbaum wurde müde, die Maus zu bedienen, und stellte auf Diashow. Die Fotos blätterten sich nun in kurzen Abständen automatisch auf.
    »Halt!« In meinem Kopf hatte sich etwas festgesetzt. »Kannst du mal rückwärts klicken?«
    Der Bluthund konnte – und zwei Fotos zurück sah ich das Bild, das in meinem Unterbewusstsein die Irritation ausgelöst hatte. Es zeigte eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern, die auf dem Schulhof standen und offensichtlich in eine Diskussion verwickelt waren. Mit dabei ein katholischer Geistlicher im Habit eines Mönches. Ein Mädchen fiel mir auf. Ich holte das ausgedruckte Foto, das die beiden Schulsprecher zeigte, verglich und war mir sicher: Das Mädchen neben dem Geistlichen, das Pöppelbaum vor einigen Stunden fotografiert hatte, war Caroline von Fuchs. Ich musste mich an diese Caroline hängen. Und zwar so bald wie möglich. Sie lebte – und das allein war schon eine Sensation.
    »Dieses Mädchen hier ist die Schulsprecherin«, sagte ich und deutete auf das Foto.
    Pöppelbaum nickte. »Das habe ich auch bemerkt.«
    »Ich muss an sie ran«, meinte ich entschlossen. »Sie kennt die toten Schüler und vielleicht auch die näheren Umstände. Uns fehlt das Fleisch an der Geschichte, verstehst du?«
    »Klar, Grappa«, nickte der Bluthund. »Du willst Emotionen pur. Die Fakten reichen dir nicht. Kann ich verstehen. Aber – erhoffe dir nicht zu viel.«
    »Wieso?« Ich verstand nicht.
    »Dieses Mädchen hat allen anderen Journalisten, die sich dort rumtrieben, die kalte Schulter gezeigt. Und ihren Mitschülern geraten, nicht mit den Medien zu reden. Und die Jungs und Mädels haben gekuscht.«
    »Nicht, wenn Grappa kommt!«, gab ich an. »Ich hab noch jeden zum Sprechen gebracht. Früher oder später.«
    »Außer denen, die dir nichts gesagt haben«, grinste Wayne.
    »Ach ja? Gibt es die denn?«, muffelte ich.
    »Wenn ich mal Zeit habe mach ich dir eine Liste«, versprach er.
    »Ich werde dafür sorgen, dass du keine Zeit hast.«
    »Trotzdem wirst du dir bei ihr eine blutige Nase holen, ich hab dir nämlich was mitgebracht«, tönte der Knipser geheimnisvoll und zog ein Blatt Papier hervor.
    Es war eine Art Flugblatt, überschrieben An die Damen und Herren Journalisten . Ich überflog es.
    Es enthielt die Bitte, dass die Journalisten die Betroffenheit und Trauer der Schüler und Schülerinnen respektieren möchten und davon absehen sollten, die jungen Leute um Stellungnahmen anzugehen. Den Schülern wurde empfohlen, auf Fragen nicht einzugehen und sich wortlos zu entfernen, wenn sie angesprochen wurden. Unterzeichnet war der Schrieb mit Für den Schülerrat: Caroline von Fuchs, Schulsprecherin .
    Ich seufzte. Wer sich so gegen Kontakte mit Journalisten aussprach, würde wohl kaum auf mich eingehen. Caroline musste warten.

     
    Pöppelbaum und ich bezogen Beobachtungsposten im Foyer des Hotels. Dem Mann an der Rezeption hatten wir erzählt, dass wir mit einem Gast verabredet seien. Wir setzten uns so, dass wir den Eingang im Auge hatten.
    »Ich komm mir vor wie ein Geier, der auf seine Beute wartet«, gab ich meinem flauen Gefühl Ausdruck. »Und die Beute hat keine Ahnung, dass auf sie gewartet wird. Und sie ist völlig verzweifelt und traurig.«

    »Grappa!« Pöppelbaum schaute mich empört an. »Wessen Idee war es denn, dem Vater im Hotel aufzulauern?«

    »Auflauern? Nun mach mal halblang!«

    »Was willst du nur?«, seufzte der Fotograf. »Eine Exklusivgeschichte oder nicht?«

    »Natürlich will ich die Story. Aber wenn Sello nicht mit uns reden will, verschwinden wir sofort. Wir sind schließlich kein billiges Boulevardmagazin!«

    »Genau! Wir doch nicht, Grappa!«

    In diesem Augenblick beobachtete ich durch die Glastür des Hotels, wie ein Wagen vorfuhr, dessen Fahrer mir bekannt vorkam. Ich duckte mich. Kleist brachte höchstpersönlich einen Gast zum Hotel. Welch noble Geste. Das konnte nur Sello sein.
    »Alarm!« Auch der Bluthund hatte die Szene verfolgt.

    »Bleib ruhig«, flüsterte ich. »Wird schon nichts passieren.«

    Ich behielt recht. Kleist und der Fremde verabschiedeten sich voneinander. Der Mann betrat das Hotel.

    Er war genauso attraktiv wie sein toter Sohn – nur ein paar Jahrzehnte älter. Ich verspürte das Bedürfnis, mein Make-up aufzufrischen, doch es war zu spät.

    Er fragte nach seinem

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