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Grappa und die keusche Braut

Grappa und die keusche Braut

Titel: Grappa und die keusche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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ist, dass ich ein Verlierer bin. In den ersten Jahren in diesem Scheißschloss war ich der Konsumgeilheit verfallen. Ich habe danach gestrebt, Freunde zu gewinnen. Aber es war der falsche Weg. Ich erreichte nur Menschen, die mich nicht als Person, sondern als Statussymbol sahen.

    Aber dann bin ich aufgewacht! Ich habe erkannt, dass die Welt, wie sie mir erschien, nicht existiert, dass sie eine Illusion ist, die hauptsächlich von den Medien erzeugt wird. Eine Welt, in der Geld alles regiert. Auch in der Schule: Man muss das neueste Handy haben, die neuesten Klamotten und die richtigen »Freunde«. Ich konnte sehr gut mithalten, ich komme aus wohlhabendem Hause. Aber dann widersetzte ich mich dem Konsum. Ich hörte auf mit den Markenklamotten und kleidete mich betont schlicht. Das teure Handy tauschte ich gegen ein altes ein. Plötzlich war ich es nicht mehr wert, beachtet zu werden. Ich war kein Jock mehr und bekam die Quittung. Jocks sind die, die meinen, sich aufgrund ihrer teuren Klamotten oder der schönen Mädchen an ihrer Seite über alle anderen erheben zu können. Ich verabscheue diese Menschen. Nein, ich verabscheue Menschen.

    Ich habe in den achtzehn Jahren meines Lebens erfahren müssen, dass man nur glücklich werden kann, wenn man sich der Masse fügt, der Gesellschaft anpasst. Aber ich bin frei! Niemand darf in mein Leben eingreifen, und tut er es doch, hat er die Konsequenzen zu tragen! Kein Politiker hat das Recht, Gesetze zu erlassen, die mir Dinge verbieten. Kein Bulle hat das Recht, mir meine Waffe wegzunehmen, schon gar nicht während er selbst eine am Gürtel trägt.

    Ihr habt diese Schlacht begonnen, nicht ich. Meine Handlungen sind ein Resultat eurer Welt, einer Welt, die mich nicht sein lassen will, wie ich bin. Ihr habt euch über mich lustig gemacht, das Gleiche werde ich nun mit euch tun. Aber ich habe einen ganz anderen Humor!

    Ich will, dass ihr erkennt, dass niemand das Recht hat, unter einem Deckmantel aus Gesetz und Religion in fremdes Leben einzugreifen!

    Ich will, dass sich mein Gesicht in eure Köpfe einbrennt!

    Ich will nicht länger davonlaufen!

    Ich will Rache!

    Als Letztes möchte ich den Menschen, die mir was bedeuten oder die jemals gut zu mir waren, danken und mich für all dies entschuldigen!

    Ich bin weg …

     
    »Unfassbar«, sagte ich. »Patrick sagt, dass er Rache will. Und sein Vater hält ihn für unschuldig. Was für ein Traumtänzer!«

    »Die Dinge, die der Junge anprangert, haben schon Hand und Fuß«, meinte Jansen nachdenklich. »Ich hab mir als junger Mensch ähnliche Fragen gestellt. Die Warum-Frage, die Wer-bin-ich-Frage und vor allem die Was-soll-der-ganze-Scheiß-Frage.«

    »Stimmt, ich auch. Auch Konsumterror gibt es schon seit ewigen Zeiten und immer wurden Menschen ausgegrenzt und für bekloppt gehalten, wenn sie nicht mit der Masse schwimmen wollten.«

    »Hast du deshalb Leute, mit denen du nicht klargekommen bist, abgeknallt, Grappa?«

    »Nö. Aber bei einigen hätte ich es machen sollen. Dann wäre der Welt viel Elend erspart geblieben! Willst du wissen, welche?«

    »Lass lieber stecken, Grappa«, griente er. »Ich will nicht die ganze Nacht hier sitzen. Wir drucken den Text der Videobotschaft komplett ab. In einem Extrakasten neben deiner Reportage.«

     
    In der Nacht prüfte ich mal wieder die Online-Ausgaben der Konkurrenz. Natürlich hatten sich inzwischen auch die überregionalen Zeitungen des Themas angenommen. Eine Wochenzeitung hatte einen Psychologen zu dem Thema befragt. Ich las den Artikel trotzdem. Eine Frage war interessant: Warum sind die Täter meist junge Männer?
    Die Antwort: Kulturell betrachtet, versuchen Männer sich, über die Rolle des Rächers wieder eine Identität zu verschaffen. Mädchen richten Gewalt eher gegen sich selbst, junge Männer meist gegen andere.

Alles paletti in der Backstube

    »Frau Schmitz ist wieder auf dem Damm.« Brinkhoffs Anruf weckte mich um acht Uhr morgens. »Ich hab sie gestern Abend aus der Klinik abgeholt und mit ihr zusammen den Laden auf Vordermann gebracht. Jetzt ist wieder alles wie früher.«

    »Sie sind ein Schatz«, lobte ich.
    »Wir wollten Sie zum Frühstück einladen. Haben Sie Zeit?«

    Sofort zog der Duft von frischen Brötchen in meine Nase und mir lief das Wasser im Mund zusammen.
    »In einer halben Stunde könnte ich in der Bäckerei sein.«

    Ich brauchte dann doch eine Dreiviertelstunde. Dass ich morgens immer mehr Zeit benötigte, um mich im Bad präsentabel zu

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