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Grappa und die keusche Braut

Grappa und die keusche Braut

Titel: Grappa und die keusche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Lerchenmüller hält alle von ihr fern – auch die Polizei.«

    »Darf er sie denn festhalten?«, wunderte ich mich.

    »Sie ist erst siebzehn, also noch nicht volljährig. Ihre Pflegeeltern haben ihm eine Vollmacht gegeben – behauptet jedenfalls Lerchenmüller«, antwortete Brinkhoff. »Es wird übrigens knapp – fast hätte mich ein Kollege von früher erkannt. Ich war gerade dabei, den Zaun zu reparieren, als ein Streifenwagen stoppte. Hab mich grad noch verdrücken können.«

    »Ich muss das Mädchen unbedingt sprechen«, sagte ich. »Kommst du irgendwie an sie heran?«

    »Das wird schwer. Die Zimmer der Schüler befinden sich in einem Nebengebäude, da hab ich normalerweise nichts zu tun.« Brinkhoff dachte nach. »Aber ich könnte ja so tun, als hätte sich eine Katze in den Schülertrakt verirrt.«

    »Was haben die denn gegen Katzen?«

    »Keine Ahnung. Keine Katzen, keine Hunde auf dem Gelände. Überhaupt kein Viehzeug. Was soll ich dem Mädchen sagen?«

    »Dass ich gerne mit ihr reden würde. Gib ihr meine Nummer. Noch besser wäre es, wenn sie herkäme.«

    Brinkhoff versprach, sein Bestes zu tun.

    Lerchenmüller hielt Caroline also unter Verschluss. Tat er es für sie oder gegen sie? Wollte er Lara Lindenthal schützen? War es mehr als Freundschaft, was die beiden verband?

     
    Kleist erschien pünktlich und wirkte entspannt. Er küsste mich auf die Wange und drückte mir die Brötchentüte in die Hand. Sie war warm.

    »Tach auch. Und Grüße von deiner überfreundlichen Bäckerin«, grinste er.

    »Wie isses?«, lachte ich.

    »Muss und selbst?«, spielte er mit.

    »Nun hör aber auf«, führte ich uns in die Normalwelt zurück.

    »Das war ja eine große Aufregung gestern«, kam er zur Sache. »Ein gefundenes Fressen für die Medien. Die Berichterstattung war entsprechend.«

    »Ist es denn so abwegig, was Caroline von Fuchs behauptet hat?«, fragte ich.

    »Schwer zu sagen. Wir müssen uns an die Fakten halten. Du kennst sie doch auch: Sellos Video, die Schmauchspuren an seinen Händen und die Aussage der Lindenthal. Das zeigt alles in Sellos Richtung. Und – welches Motiv sollte die Lehrerin haben, ihren Kurs zu vernichten?«

    Wir setzten uns. Kleist griff nach dem Brotmesser und schnitt die Brötchen auf.

    »Hatte die Lindenthal Schmauchspuren an sich?«

    Kleist schaute irritiert. »Weiß ich nicht.«

    »Ihr habt das nicht überprüft?«

    »Glaube nicht. Sie ist ja sofort ins Krankenhaus gebracht worden. Die Toten haben wir auf Schmauchspuren hin untersucht und welche auf den Kleidern gefunden, was bei der Menge der abgegebenen Schüsse nicht verwundert. Und bei Patrick Sello konnten wir erhöhte Spurenwerte an den Händen feststellen. Typisch für jemanden, der geschossen hat. Damit war für uns die Sache klar. Zumal wir ja auch die Aussage der Lindenthal hatten.«

    Ich strich Frischkäse aufs Brötchen. »Und jetzt? Ändert sich die Lage nach Carolines Anschuldigung?«

    »Wir werden sehen. Noch haben wir das Mädchen selbst nicht sprechen können.«

    »Lerchenmüller hat ihr Zimmerarrest aufgebrummt.«

    »Brinkhoff?«, grinste Kleist.
    Ich nickte. »Was wisst ihr eigentlich über die Lindenthal? Außer – dass sie attraktiv ist, den Lerchenmüller auf ihrer Seite hat und sich prächtig macht als Überlebende eines Massakers?«

    »Das ist in Arbeit«, antwortete der Hauptkommissar. »Auch Caroline von Fuchs und ihr Umfeld werden überprüft. Aber für mich ist nach wie vor Patrick Sello der Täter.«

    Mir kam eine Idee.

    »Sag mal … wir waren doch vor Ort, als die Schüsse fielen. Es gab diese schrecklichen Maschinensalven und dann, nach einer Pause, zwei einzelne Schüsse. Kann man nicht feststellen, welches genau die letzten Schüsse waren?«

    »Nein, das ist unmöglich.« Kleists Gesicht wurde nachdenklich. »Es kann nur Patrick Sello gewesen sein. Er hatte die Waffe noch in der Hand, als wir den Tatort erreichten. Die Fingerabdrücke sind seine und sie passen zu beiden Schusspositionen.«
    »Schusspositionen?«
    »Ja. Wenn du auf andere schießt, hältst du die Waffe so …« Er machte es vor. »Und wenn du dir in den Mund schießt, ist es so.«
    Ich wandte mich ab. So genau wollte ich mir das nicht vorstellen.

    Der Ausdruck in seinen Augen blieb nachdenklich.

    »Du siehst aber so aus, als wärst du selbst nicht ganz zufrieden mit deiner eigenen Sicherheit«, stellte ich fest.

    Seufzend winkte er ab.

     
    Zwei Stunden später meldete sich mein Undercoveragent

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