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Grappa und die keusche Braut

Grappa und die keusche Braut

Titel: Grappa und die keusche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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haben.«

    Sie zögerte plötzlich und schwieg. Mein Gefühl sagte mir, dass ich einen empfindlichen Punkt getroffen hatte. Nur nicht weiterbohren, dachte ich.
    Mir kam ein Verdacht. »Dieses Projekt der Theatergruppe. Wer kann denn bestätigen, dass das nur Unterricht war?«

    »Frau Lindenthal. Die anderen sind ja alle tot.«

    »Und wenn Sie nicht da wären, gäbe es niemanden, der das Video richtig einordnen könnte?«, fragte ich.

    »Genau«, nickte sie. »Für Frau Lindenthal ist es ziemlich schlimm, dass ich am Montag nicht in dem Kurs war.«

    »Wo waren Sie eigentlich?«

    »Ich hatte Französisch«.

    »Oh. Wie denn das? Ich dachte, Sie gehörten mit in die Klasse.«

    »Nein«, stellte sie klar. »Die Opfer – das ist der Leistungskurs Deutsch von Frau Lindenthal, ich habe Deutsch bei Herrn Schubert. Bei Lara bin ich nur im Theaterkurs. Der bestand aus ihrer Deutschgruppe und mir.«

    »Seltsam. Haben Sie nicht vorhin gesagt, Sie hätten Deutsch bei Frau Lindenthal und Zeitungsartikel analysiert?«

    »Ja, das war vor einem Jahr. Die Kurse sind am Beginn des Schuljahres neu zusammengestellt worden.«

    »Wenn Frau Lindenthal wirklich geschossen hat, ist sie eine sehr gefährliche Frau«, stellte ich fest.

    »Allerdings. Sie hat sechzehn Menschen erschossen und ich habe sie dessen angeklagt! Sie wird alles dransetzen, mich aus dem Verkehr zu ziehen.«
    »Am besten wird sein, Sie bleiben vorerst hier. Hier sind Sie sicher. Niemand weiß, dass Sie bei mir sind.«
    »Ich bin noch nicht volljährig«, wandte sie ein. »Und Dr. Lerchenmüller hat das Aufenthaltsbestimmungsrecht über mich.«

    »Das stehen wir durch, Caroline. Außerdem – lange kann es ja nicht mehr dauern, bis Sie achtzehn sind.«

    »Noch drei Monate.«

    »Na also. Das Gästezimmer ist hergerichtet und im Bad liegen frische Handtücher.«
    Wir begossen unsere Wohngemeinschaft mit einem Fencheltee.

Die Kämmerin hängt auf der Insel

    Jansen schellte mich gegen neun Uhr aus Morpheus’ Armen. »Hier kommt gerade eine Mitteilung der Kripo rein. Caroline von Fuchs ist seit gestern Abend verschwunden.«

    »Ach, ja?« Ich war noch nicht ganz wach.

    »Hast du eine Ahnung, wo sie sein könnte?«

    »Wie kommst du denn darauf?«, fragte ich.

    »Ich habe Brinkhoff angerufen. Er hat so eine leise Andeutung gemacht.«

    »Na toll«, entgegnete ich. »Ist seine Tarnung als Hausmeister jetzt aufgeflogen?«

    »Nein, ich bin ja kein Elefant im Porzellanladen. Wann bist du hier?«

    »In anderthalb Stunden. Zur Redaktionskonferenz. Plane bitte sechzig Zeilen von mir ein. Auf der Eins – unbedingt.«

    »Also weißt du doch was«, hakte mein Chef nach.

    »Nicht am Telefon bitte. Sechzig Zeilen.«

    Ich duschte und ging in die Küche. Caroline von Fuchs hatte sich eine Tasse Kaffee gemacht. Vor ihr stand ein Netbook.
    »Guten Morgen!«, begrüßte ich sie. »Gut geschlafen?«

    »Ja, gut. Aber ungewohnt. Kann ich hier irgendwie ins Internet? Ich hab schon nach einem Funknetz gesucht und zwei gefunden.«

    Ich bereitete mir ebenfalls einen Kaffee zu und setzte mich an den Tisch.

    »Die Polizei sucht Sie«, teilte ich mit. »Es ist deshalb nicht besonders schlau, mit Ihrem Rechner meinen Internetanschluss zu nutzen. Die Behörden können zurückverfolgen, wem dieser Anschluss zugeordnet ist.«

    »So schnell kriegen die das nicht raus«, murmelte sie.

    »Na gut, schauen wir mal«, gab ich nach und schaute auf ihren Bildschirm. Da war das übliche Bild. Mein Wireless LAN wurde angezeigt und das zweite, das irgendeinem Nachbarn gehören musste. Ich verriet Caro das Passwort und sie stellte die Verbindung her.

    »Ich muss doch meinen Freunden mitteilen, dass alles in Ordnung ist.«

    »Sie wollen Mails schreiben?«

    »Nein. Ich gehe in den Live-Chat bei ausstieg.de «, erklärte sie. »Unter meinem Nick, das ist ein Pseudonym.«

    »Ich weiß«, lachte ich. »Ich hab auch schon mal gechattet. Darf ich Ihnen über die Schulter gucken? Mich interessiert dieses Forum.«

    Sie hatte nichts dagegen. Ich schob meinen Stuhl auf ihre Seite.

    »Wir haben bei ausstieg.de ein Forum, in dem nur Waldensteiner schreiben. Das Forum heißt Philosophische Fragen. «

    »Patrick war auch Mitglied dort?«

    »Ja, natürlich. Er hat das Forum doch gegründet. Sein Nick lautete Paranoia. «

    »Patrick hatte wohl Sinn für Humor.«

    »Hatte er.«

    Sie gab etwas ein und der Bildschirm zeigte die Seite über den Chatter Paranoia. Alter, E-Mail-Adresse, Geburtsdatum,

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