Grappa und die keusche Braut

Tussi-de-Luxe und Keusche-Braut.

    Keusche-Braut: wo ist denn der kinderschänder?

    Wurstbrot: wer soll das denn sein?

    Keusche-Braut: na, die Nimmmich16 ist doch ein Kerl älterer Bauart, lach

     
    Der RichterAdam kam mir verdächtig vor. Der klang irgendwie so höflich. Ich schaute auf seine Personalseite. Angeblich zwanzig Jahre alt, und erst seit fünfunddreißig Minuten Mitglied bei ausstieg.de.

    »Der Richter ist ganz neu«, sagte ich zu Caro.

    »Du bist noch viel neuer«, gab sie grinsend zurück.

    RichterAdam? Das war doch der aus dem Zerbrochenen Krug von Kleist. Mir schwante etwas.

     
    Tussi-de-Luxe: Guten Abend Heinrich Adam Richter von K.

    Wurstbrot: sind hier etwa wieder intellektuelle im raum??

    RichterAdam: bestimmt nicht.

     
    »Kann man auch mit einem Einzelmenschen flüstern?«

    Caro erklärte mir, wie das funktionierte, und ich sandte RichterAdam eine private Nachricht:

     
    [Flüstern mit RichterAdam]: komm du mir nach hause!

    [Flüstern von RichterAdam]: gern, mit Brötchen. morgen früh.

    [Flüstern mit RichterAdam]: bring 6.

     
    Caro wunderte sich. »Kennst du den Richter etwa?«

    »Ja. Du kennst ihn auch. Er kommt zum Frühstück.«
    »Ach, der«, stöhnte sie.

    »Und jetzt weiter im Text. Das macht ja richtig Spaß.«

     
    Tussi-de-Luxe: sagt mal … der name des Portals hier … ausstieg … was bedeutet der? Ist das eine suizidberatung mit fröhlichem ausgang oder verabreden sich hier die hartz4ler, die auf malle unter felsen sieben wohnen?

    LostHope: es bedeutet, was es dir sagt, nicht mehr, nicht weniger. kommt nur drauf an, aus was du raus willst. und wenn du aus gar nichts raus willst, hast du hier nichts zu suchen

    Keusche-Braut: kann man auch hilfe finden zum aussteigen? insulin zum beispiel?

    Wurstbrot: bisher haben wir noch keine HALL OF FAME mit erfolgreichen aussteigern

    RichterAdam: täusche ich mich, oder gibt es gerade nicht genug kandidaten dafür?

    Keusche-Braut: du bist aber echt hart druff, RichterAdam

    Tussi-de-Luxe: gibts eigentlich das video noch mit der lehrerin für deutsch und philo?

    Wurstbrot: meinst die Blasmaus?

    Tussi-de-Luxe: Wurstbrot, bist ein helles köpfchen.

    Wurstbrot: willst was lernen, Tussi?

    [Flüstern von RichterAdam]: übertreibs nicht.

    [Nimmmich16 betritt den Raum]

    Keusche-Braut: nimmmich16, grüß mal die Lerche von mir.

    [Nimmmich16 verlässt den Raum]

     
    »Der war aber schnell wieder weg«, stellte ich fest.

    »War er«, nickte Caro. »Wetten, dass der jetzt voll die Panik hat?«

Ein nagelneuer Kandidat

    Kleist erschien am Morgen mit sechs frischen Brötchen und der Nachricht von Lara Lindenthals Freilassung.
    »Es gibt keine zwingenden Beweise«, erklärte er. »Der Film ist zwar peinlich für sie, reicht dem Haftrichter aber nicht aus, um weitere Untersuchungshaft anzuordnen.«

    »Wo ist sie jetzt?«, fragte Caro.

    »Auf Schloss Waldenstein, nehme ich an. Lerchenmüller hat sie abgeholt.«

    »Also stehen wir wieder mit leeren Händen da«, stellte ich fest. »Vielleicht ist sie ja wirklich unschuldig.«

    »Nein! Sie hat es getan!«, rief Caro aus.

    »Wie kannst du nur so verdammt sicher sein?«, fragte ich. »Jetzt brauche ich einen Kaffee. Ich hab die ganze Nacht vom Chatten geträumt. Dieser Richter Adam war ein Lichtblick zwischen all den Rotznasen.«

    Kleist lächelte. » Tussi-de-Luxe – wie kommt man nur auf so was?«

    Beim Frühstück war Caro sehr zugeknöpft. Sie reagierte schnippisch und trotzig.
    »Caro, was ist denn los mit dir?«, machte ich mir Sorgen.

    »Für euch zählt nur, was ihr Beweise nennt. Ihr seid furchtbar. Ich kenne Frau Lindenthal. Und ich kannte Patrick. Ich weiß einfach, dass sie es war.«

    »Ich spotte niemals über weibliche Intuition«, wehrte Kleist das Argument ab. »Aber in einem ordentlichen Ermittlungsverfahren kann sie nur als atmosphärischer Hintergrund fungieren. Ohne Ihre Rede, Caro, hätten wir uns an Patrick festgebissen. Sie haben doch Dinge bewirkt und können stolz darauf sein.«

    »Ich höre immer nur Beweis, Beweis, Beweis. Ich brauche ja auch keinen Beweis dafür, dass Wasser abwärts fließt«, maulte sie.

    »Caroline«, ergriff Kleist wieder das Wort. »Glauben Sie mir: Wir ermitteln umfassend. Wir haben die Vita der Frau durchleuchtet. Es hat sich nicht der geringste Hinweis darauf ergeben, dass sie eine sechzehnfache Mörderin sein könnte. Wir haben versucht, sie mit der Mordwaffe in Verbindung zu bringen. Unser Fazit ist heute: Die