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Grappa und die keusche Braut

Grappa und die keusche Braut

Titel: Grappa und die keusche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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mit Kaffee nach und wischte sich den Mund mit einer Serviette ab.
    »Nun sag schon!«, forderte ich ungeduldig.
    »Ihr wisst ja, dass es im Schloss einen Schießstand gibt. Und Waffen.«
    »Sportwaffen«, warf ich ein. »Aber keine Maschinenpistole von Heckler & Koch.«
    »Keine MP5 – richtig, Maria. Aber Patronenhülsen aus einer MP5. Und zwar aus der Waffe, die bei dem Anschlag benutzt wurde. Unsere Spusi war sehr gründlich – auch wenn es gedauert hat.«
    »Dann hat also doch jemand mit der MP5 geübt!«, rief ich aus. »Aber wer?«
    »Genau das ist die Frage«, nickte Kleist.
    »Und? Kannst du sie beantworten?«
    »Ich kann dir nur sagen, wer – aller Wahrscheinlichkeit nach – nicht geübt hat.« Er schwieg.
    »He, spannend machen gilt nicht.«
    »Patrick Sello.«
    »Und wie willst du das wissen?«
    »Weil wir herausgefunden haben, woher die Maschinenpistole stammt – trotz gelöschter Seriennummer.«
    »Wie das?«, fragte ich.
    »Es gibt Möglichkeiten, die Nummer wieder sichtbar zu machen. Den Kollegen vom LKA ist das gelungen. Es ist ein ähnliches Verfahren, wie es Restauratoren bei alten Gemälden anwenden.«
    »Und woher die Waffe stammt, soll ich jetzt bei eurer Pressestelle nachfragen, oder was?«
    Kleist grinste. »Wäre ich dann hier? Kann ich noch eine Tasse dieses köstlichen Milchkaffees kredenzt bekommen?«
    Caros Augen zeigten wieder ihr grünes Feuer und auch ich fühlte mich sehr viel besser als noch kurz nach dem Aufstehen.
    »Die MP5 gehört zur Beute eines Einbruchs in eine Polizeischule in Süddeutschland. Das war etwa vor einem Jahr. Die Täter sind inzwischen ermittelt und befinden sich in Untersuchungshaft. Sie gehören zu einer albanischen Bande mit mafiösen Strukturen. Überfälle, Raubmorde, Frauen- und Drogenhandel. Meine Kollegen vom LKA München haben mir die Vernehmungsprotokolle gefaxt. Einer der Männer hat angegeben, dass ein Teil der Waffen ins Ruhrgebiet verkauft wurde.«
    »Weiß man auch, an wen?«, fragte ich.
    Kleist schüttelte den Kopf. »So einfach ist die Sache leider nicht. Um eine solche Waffe zu bekommen, musst du Kontakte haben und die Orte kennen. Bestimmte Kneipen im Rotlichtmilieu zum Beispiel. Wir haben einige Informanten im Norden der Stadt, die wir anzapfen werden.«
    »Du bist heute so merkwürdig mitteilsam«, wunderte ich mich. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Ich möchte, dass du einen Artikel über die Waffe schreibst. Mit genau den Fakten, die ich dir gerade genannt habe.«
    »Und wen soll ich als Quelle für diese Fakten nennen?«
    Kleist lachte schalkhaft. »Wie schreibt ihr Zeitungsleute immer? Wie aus gut unterrichteten Kreisen verlautet …«
    »Gut«, grinste ich zurück. »Du bist ein gut unterrichteter Kreis. Und was soll mein Artikel bezwecken?«
    »Er soll für Unruhe sorgen. In der Szene und bei Lindenthal.«
    »Wieso bei Lindenthal?«
    »Lindenthal hält privaten Kontakt zu einem ehemaligen Polizeischüler. Er wurde an der Schule ausgebildet, an der die Waffen gestohlen wurden. Wir überprüfen jetzt, ob der junge Mann den Albanern einen Tipp gegeben hat. Dann hätten wir die Verbindung zu Lindenthal.«
    »Nicht schlecht!«, rief ich. »Du sitzt zu Recht auf deinem Posten.«
    »Herzlichen Dank, Maria, du ziehst eben manchmal die falschen Schüsse aus meiner Schweigsamkeit.«
    »Aber wie soll das gehen?«, mischte sich Caro ein. »Die Lindenthal kann sich doch nicht selbst in die Schulter geschossen haben.«
    »Stimmt, junge Dame!«
    »Wer hat auf Lara geschossen?«, brachte ich die Frage auf den Punkt.
    »Bei dem Versuch, das herauszubekommen, haben wir eine Bewegungsmatrix ausgearbeitet.«
    »Was ist das denn?«, wollte ich wissen.
    »Bei den Vernehmungen der Schüler und Lehrer, die am Tag des Anschlags im Schloss waren, haben wir natürlich auch gefragt, wer wann wen gesehen hat. Aus den Angaben macht man Skizzen, auf denen alle Personen eingetragen werden. Bei einer ganzen Internatsbevölkerung und einer Zeitspanne von mehr als zwei Stunden ist so was sehr aufwendig. Darum hat es auch so lange gedauert.« Kleist machte eine Pause.
    »Nun mach es doch nicht immer so spannend«, stöhnte ich.
    »Es gibt eine einzige Person, die während der gesamten Evakuierung der Schule von niemandem gesichtet wurde. Wir haben keine Ahnung, wo diese Person war und was sie getan hat. Und sie wird es uns auch nicht sagen.«
    »Weil sie tot ist«, folgte ich einem Impuls.
    »Lerchenmüller!«, rief Caro.
    »Ganz recht, es ist Lerchenmüller. Aber

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