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Grappa Und Die Seelenfaenger

Titel: Grappa Und Die Seelenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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zu viele Leute nach Hause geschickt«, meinte Kleist. »Die, die nichts beobachtet haben. Darunter wird auch der dritte Täter sein, schätze ich. Wir haben zwar die Personalien aufgenommen, aber nicht alle hatten einen Ausweis dabei. Also müssen die Namen auch nicht stimmen. Ist dir sonst noch irgendetwas aufgefallen, was uns weiterbringen könnte?«
    »Nee. Nur dass die Entführer Fantasie, Mut und den Schalk im Nacken haben müssen. Die Tanznummer nach dieser Schnulze von Last Eternity war grandios.«
    »Du kannst übrigens gehen, wenn du willst«, sagte Kleist. »Du musst doch bestimmt noch arbeiten.«
    »Erst morgen«, entgegnete ich. »Für die Montagsausgabe. Das Extrablatt macht ein Kollege.«
    »Oh«, machte er. »Darf ich heute Abend auf ein Glas Wasser bei dir vorbeischauen?«
    »Klar, Schnuggi. Wenn ich Wein trinken darf und du allein kommst«, säuselte ich.

Vom Pop-Titan zum Pop-Thetan
    Während ich einen Imbiss vorbereitete, lief die Kiste. Alle Fernsehanstalten berichteten in Sondersendungen über die Entführung des Pop-Titanen. Die Nation war erschüttert. Was waren dagegen schon Schlammlawinen in Brasilien, Cholera in Haiti oder Selbstmordattentate in Afghanistan?
    Irgendwann wiederholte sich alles und ich stellte das TV ab. Wo blieb Kleist? Er war schon zwanzig Minuten überfällig.
    Prompt klingelte es an der Tür.
    »Tut mir leid, Maria.« Er stürzte ins Haus. »Ich hasse Verspätungen.«
    »Macht nichts. Gibt es was Neues?«
    »Wir haben ein Bekennerschreiben erhalten. Darum kümmern sich nun die Kollegen. Allerdings sollte mein Handy auf Empfang bleiben.«
    »Von wem ist das Schreiben?«, fragte ich. »Oder ist bei der Kripo wieder das große Schweigen ausgebrochen?«
    »Nein, die Pressestelle hat eine Mitteilung vorbereitet, die in einer Stunde an alle Medien verschickt wird. Für dich habe ich eine Kopie des Bekennerbriefes mitgebracht. Hier!«
    Er zog ein Blatt Papier aus der Innentasche seines Leinenjacketts. Ich riss es ihm aus der Hand.
     
    Wir, die Kirche der Erleuchteten, übernehmen die Verantwortung für die Entführung der unterdrückerischen Person Pitt Brett. Wir stellen keinerlei Forderungen. Seelenverbrecher Brett wird erst dann wieder freigelassen, wenn er bereit ist, seine antisoziale Persönlichkeit hinter sich zu lassen
     
    »Kurz und knapp«, stellte ich fest. »Und hört sich nach einem längeren Aufenthalt Bretts bei der Sekte an. Gehirnwäsche inklusive. Vom Pop-Titan zum Pop-Thetan. Wie hat euch der Brief erreicht?«
    »Er wurde von einem Fahrradkurier gebracht und an der Pforte abgegeben. Leider war in der Kurierzentrale niemand in der Lage, den Aufraggeber auch nur halbwegs vernünftig zu beschreiben.«
    »Nun gut, dann lass uns jetzt mal zum gemütlichen Teil des Abends kommen«, schlug ich vor und schob ihn in die Küche.
    »Lecker!« Kleist schnitt sich ein Stück Pecorino pepato ab und versenkte es in seinem Mund.
    »Serviert dir deine Clara keine Leckereien?«, konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen.
    »Die ist grad nicht da«, gab er zurück. »Sie sieht nach ihren Kindern.«
    »Ach ja, die lieben Kleinen«, säuselte ich. »Wie hießen die beiden noch gleich?«
    »Kevin und Justin.«
    »Kevin und Justin – wie originell. Jedes zweite Kind in Prekariatsfamilien heißt Kevin oder Justin.«
    »Sind aber echt sehr nette Jungs«, kaute Kleist – sichtlich amüsiert.
    »Du kennst die Kinder?« Ich leerte das Glas Sauvignon.
    »Ich habe Fotos gesehen.«
    »Und? Holt sie die Kinder nach Bierstadt?« Mein Ärger wuchs.
    »Sicher. Ist doch ganz natürlich, dass sich eine Mutter nach ihren Kindern sehnt.«
    »Wie willst du denn in deiner kleinen Wohnung noch zwei Kinder unterbringen?«
    Kleist sah mich mit großen Unschuldsaugen an. »Ich dachte dabei an dich, Maria. Dein Haus ist doch groß genug. Und du bist doch eigentlich eine ganz liebe Frau – wenn du dir etwas Mühe gibst.«
    Ich schnappte nach Luft, griff nach der Schale einer ausgedrückten Zitrone und bewarf ihn damit. Geschickt fing er die gelben Hütchen auf.
    »Machst du mit Clara abends auch solche Wurfspiele?«, kicherte ich dann.
    »Eher nicht. Ich komme sehr spät nach Hause und dann schläft sie meistens schon«, antwortete er.
    »Wie lange soll das so weitergehen?«
    Er lächelte, wurde aber schnell wieder ernst. »Sie hat jetzt eine Wohnung in Aussicht. Und einen Job. Bei der Stadtverwaltung.«
    »Ach, hat das geklappt mit dem Politessen-Job?«, strahlte ich.
    »Nein. Clara wird in der

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