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Grappa und die Toten vom See

Grappa und die Toten vom See

Titel: Grappa und die Toten vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Wollenhaupt
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regeln. Sagen Sie mir doch bitte, wer den Wagen zurzeit nutzt.«
    Ich gab das Autokennzeichen durch.
    »Das lässt sich sonntags nicht klären. Ich habe hier nur Telefondienst«, sagte die Frauenstimme. »Rufen Sie bitte morgen wieder an.«
    »Ich glaube, ich melde die Fahrerflucht dann doch lieber der Polizei«, entgegnete ich. »Aber Ihr Mitarbeiter soll sich nicht beschweren, wenn er eine Strafanzeige bekommt. Ich wollte nur freundlich sein.«
    »Moment. Hier liegt eine Liste der Fahrzeuge, die unterwegs sind.«
    Prima, mein Bluff schien zu funktionieren.
    »Das ist der Mercedes vom Seniorchef«, teilte die Dame mir Sekunden später mit. »Herrn Motte persönlich.«
    »Sehen Sie!«, sagte ich triumphierend. »Was hätte der Chef wohl gesagt, wenn plötzlich die Polizei bei ihm auftaucht? Haben Sie eine Idee, wie ich Herrn Motte erreichen kann?«
    »Seine Handynummer kann ich aber nun wirklich nicht rausgeben!« Die Stimme der Frau bekam eine leicht hysterische Note.
    »Wie Sie meinen. Dann gehe ich wohl doch den offiziellen Weg. Vielen Dank jedenfalls.«
    »Warten Sie. Hier habe ich ihn. Manfred Motte.« Sie gab mir die Nummer.
    Na also, geht doch, dachte ich.
    Ich rief Friedemann Kleist an. »Ich muss dich dringend sprechen. Hast du Lust auf ein Mittagessen?«
    »Du hast doch gar nichts im Kühlschrank«, entgegnete er. »Ich bringe zwei Pizzen mit. Einverstanden?«
    »Ja. Und ich hole die letzten Tomaten aus dem Garten und mache einen Salat.«
    »In dieser Geschichte gibt es zu viele rätselhafte Leute. Da ist zuerst Fellner. Den müssen wir allmählich mal finden«, meinte Kleist, nachdem ich ihm alles erzählt hatte. »Und das mit Manfred Motte ist ja höchst undurchsichtig. Ich mag solche Zufälle nicht. Der taucht zuerst in Italien auf, im Hotel und dann auch noch am Tatort. Und dann wohnt er bei den rechtslastigen Nachbarn unserer lieben Frau Schmitz. Die hat aber mit den Mahlers bestimmt nichts zu tun. Oder hatte sie den als Steuerberater? Den Motte lass ich mal durchleuchten. Und was ist mit David Cohn? Auch höchst rätselhaft. Weißt du, was mich bei dem so unruhig macht?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Es ist so wenig über ihn zu erfahren. Angeblich hatte er außer den Mahlers keine nahen Verwandten. Und auch kaum Freunde.«
    »Das kann doch gut sein«, sagte ich. »Sein Onkel ist samt Familie von den Nazis ermordet worden. Seine Eltern sind in Amerika gestorben, ganz normal.«
    »Ich habe einige der Artikel übersetzen lassen, die er in israelischen Zeitungen veröffentlicht hat. Er stand politisch links und hatte häufig Ärger, weil er die Palästinenserpolitik der israelischen Regierung kritisierte. Er musste sich sogar mehrere Male vor Gericht verantworten, kam aber immer mit einem blauen Auge davon. Bestimmt sind einige Leute recht froh, dass er ihnen nun nicht mehr in die Suppe spuckt«, fuhr Kleist fort. »Ich hab Condi übrigens gefragt, ob sie in Davids Habseligkeiten den Originalbrief von Samuel Cohn gefunden haben. Oder andere schriftliche Aufzeichnungen. Sie hat es verneint.«
    »Glaubst du ihr?«
    »Ja. Er hatte doch den Stick. Darauf hätte er doch alles Wichtige gespeichert, wenn da noch mehr gewesen wäre als der Brief an seinen Vater.«
    Das leuchtete mir ein. Warum sollte David Originalpapiere nach Italien mitnehmen, wenn er sie als Datei handlich dabeihaben konnte?
    »Ich kann dir noch etwas erzählen: Schatto hat das Geld selbst eingezahlt«, erklärte Kleist. »In bar. Der Bankbeamte konnte sich genau erinnern und der Einzahlungsbeleg trägt seine Unterschrift. Ein Testament hat er auch gemacht – zugunsten seiner Freundin.«
    »Wie putzig«, lachte ich. »Auftragskiller macht Testament und raucht am Tatort, sodass man an seinem genetischen Fingerabdruck nicht vorbeikommt. Wie blöd ist das denn?«
    »Vielleicht hatte Schatto vor, die Kippen einzusammeln«, trug Kleist zur Ehrenrettung des Mörders vor und schob sich das letzte Stück seiner Pizza in den Mund. »Aber der andere Killer war schneller.« Er schaute auf die Uhr. »Dann wollen wir mal los.«
    »Wohin?«, fragte ich verdattert.
    »Zuerst zu Frau Schmitz und dann zu Manfred Motte. Ich will wissen, was dieser Mann mit dem Fall zu tun hat. Er ist mindestens ein Zeuge. Und du bist eine Zeugin dafür, dass er am Lago war.«
    Mausefallen gegen Kater
    Ich druckte die Fotos aus, die Wayne Pöppelbaum in Italien geschossen hatte: Manfred Motte, wie er im Hotel in den Aufzug stieg und wie er das Waldstück bei Pisano

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