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Grappa und die Toten vom See

Grappa und die Toten vom See

Titel: Grappa und die Toten vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Wollenhaupt
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das Vernehmungsprotokoll.
    Motte stritt nicht ab, David Cohn gekannt zu haben. Der Journalist habe ihn vor Monaten angerufen und um ein Gespräch gebeten.

    Frage: Um was sollte es in dem Gespräch gehen?
    Antwort: Um meine Geschäftsverbindungen zur israelischen Regierung. Ich informierte mich über David Cohn und erfuhr, dass er die Politik des Staates Israel kritisch begleitete. Ich wollte da einiges richtigstellen.
    Frage: Wie sehen Ihre Geschäfte mit Israel aus?
    Antwort: Die Motte GmbH verkauft Panzer und Waffen. Auch nach Israel. Alles legal und im Rahmen des Kriegswaffenkontrollgesetzes. Wir stehen ständig unter behördlicher Aufsicht.
    Frage: Warum fand das Treffen mit Cohn in Italien statt?
    Antwort: Er war auf Dienstreise – so sagte er mir. Und ich habe genug Zeit, seit mein Sohn die Firma leitet. Also verabredeten wir uns am Lago Maggiore. Doch leider meldete sich Herr Cohn nicht bei mir. Im Hotel erfuhr ich, dass er ermordet worden war. Ich blieb noch einige Tage und reiste dann ab.
    Frage: Wo wollten Sie sich treffen?
    Antwort: Das stand noch nicht fest. Herr Cohn wollte mich telefonisch kontaktieren.
    Frage: Kannten Sie die Familie Mahler?
    Antwort: Nein, die Leute sind mir völlig unbekannt. Ich war überrascht, als ich las, dass Cohn sich nicht allein am Lago aufgehalten hatte.
    Frage: Warum waren Sie am Tatort?
    Antwort: Was meinen Sie?
    Frage: Streiten Sie ab, dort gewesen zu sein?
    Der Zeuge schweigt.
    Frage: Ich wiederhole: Was haben Sie im Wald von Pisano gesucht? Man hat Sie am Tatort beobachtet und fotografiert.
    Dem Zeugen werden entsprechende Fotos gezeigt.
    Antwort: Ich war dort, weil ich in der Zeitung gelesen hatte, dass es dort passiert war. Ich war neugierig.
    Frage: Welche Verbindung besteht zwischen Ihnen und dem Ehepaar Golombeck?
    Antwort: Ich kenne Heinz Golombeck seit meiner Jugend. Wir sind zusammen zur Schule gegangen.
    Frage: Sie wissen, dass Golombeck ein bekannter Rechtsradikaler ist?
    Antwort: Davon weiß ich nichts. Ich halte ihn lediglich für konservativ. Seine Familie kommt aus Ostpreußen und ist vertrieben worden. Da bleibt eine solche Haltung nicht aus.
    Frage: Wo stehen Sie politisch?
    Antwort: Ich halte mich aus der aktuellen Politik heraus.
    Frage: Seit wann gibt es die Firma Motte?
    Antwort: Wir haben uns nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet. Ich bin vor Kurzem aus der Geschäftsführung ausgestiegen. Mein Sohn Max führt jetzt das Unternehmen.
    Frage: Und warum hat sich dann nicht Ihr Sohn mit David Cohn getroffen, sondern Sie?
    Antwort: Cohn kannte die Firmeninterna nicht und hat sich direkt an mich persönlich gewandt. Ich wollte meinem Sohn einen Gefallen tun. Ich habe ja als Privatier Zeit genug. Und ich war neugierig, was der Mann von uns wollte. Leider habe ich das nicht mehr erfahren.
    Frage: Cohn recherchierte das Schicksal seiner Familie in der Nazizeit. Seine Vorfahren wurden von den Nazis ausgeraubt und ermordet. Wissen Sie etwas darüber?
    Antwort: Damals nicht. Inzwischen schon. Ich lese Zeitungen.
    Frage: Waren Sie bereits in Italien, als David Cohn ermordet wurde?
    Antwort: Nein, ich sagte ja bereits, dass ich von dem Mord erst in Stresa erfahren habe. Meine Familie kann meinen Reisebeginn bezeugen.
    Motte hatte sich gut aus der Affäre gezogen. Natürlich werden wir alle Angaben überprüfen – so schrieb Kleist in der Mail.
    Jemand will sich nicht finden lassen
    Parallel zu den Morden an der Familie Mahler und David Cohn wurde bundesweit noch immer wegen der Terrormordserie des Nationalsozialistischen Untergrunds ermittelt. Tag für Tag kamen neue Enthüllungen zutage. Meistens Fakten, welche die Unfähigkeit und die Rechtsblindheit der Ermittlungsbehörden und des Verfassungsschutzes aufdeckten.
    Am Tag, an dem öffentlich bekannt wurde, dass der Altnazi Eddi Schaberl in derselben Straße wohnte wie ein Mordopfer der Zwickauer Terrorzelle, kam Bierstadt einmal mehr in den Fokus der internationalen Aufmerksamkeit. Hatte SS-Eddi seinen Kumpanen in Ostdeutschland einen Tipp gegeben, welchen Türken sie in Bierstadt hinrichten konnten? Spielte der Oldie eine bedeutendere Rolle im rechtsradikalen Milieu, als bisher angenommen?
    Die Zeitungen überschlugen sich in Spekulationen. Schnack und Bärchen Biber übernahmen die Berichterstattung.
    Schließlich hatte Biber einen Geistesblitz. Er schlug vor, sich doch einmal um die freien Mitarbeiter des Verfassungsschutzes zu kümmern. Diese Spitzel standen ob ihrer obskuren Rolle immer mehr im

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