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Grappas Gespuer Fuer Schnee

Titel: Grappas Gespuer Fuer Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Abend hier?«, fragte ich.
    »Vertrauensbildende Maßnahme.« Kleist lächelte und nahm meine Hand.
    »Haben wir die nötig?« Ich zog die Hand weg.
    »Du bist so reserviert in den letzten Wochen.«
    »Du irrst«, entgegnete ich. »Du hast kein Vertrauen zu mir. Sonst würdest du mir bei meiner Arbeit helfen. So, wie es Brinkhoff auch getan hat, als er noch Leiter der Mordkommission war.«
    »Du suchst den Kontakt zu mir, damit ich dir Informationen gebe, die ich dir offiziell nicht geben darf?«
    Ich schüttelte den Kopf. Der Sauvignon blanc war sehr fruchtig und aromatisch. »Brinkhoff kam damit gut klar«, meinte ich. »Und er war ein genauso korrekter Beamter wie du.«
    »Hattest du mit Brinkhoff denn auch eine Affäre?«
    »Hatte ich nicht«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Und wir? Haben wir denn eine Affäre? Oder ist es beendet?«
    Das Paar nebenan füßelte unter dem Tisch. Der Mann und die Dame von Escort-Service waren sich wohl handelseinig geworden. Ungeduldig verlangte er die Rechnung.
    »Ich weiß manchmal nicht, wie ich mit dir umgehen soll«, sagte Kleist. Es klang verletzt.
    Beobachteten Rudi Gies und Milva Grandi uns immer noch? Ich warf einen verstohlenen Blick zu den beiden, doch sie waren in ein lebhaftes Gespräch vertieft. Der Araber und die Escort-Blondine verließen das Restaurant.
    »Lass uns alles vergessen, was gewesen ist«, schlug ich vor. »Es war ja kaum was und was Tiefes sowieso nicht und außerdem und so weiter …«
    »Du hast dich auch schon mal präziser ausgedrückt«, grinste Kleist.
    Ich trank das Glas Wein zu schnell aus. »Würdest du nur noch eine Frage beantworten?« Die Endungen der Worte machten mir leichte Schwierigkeiten.
    »Gerne. Wenn ich kann.«
    »Wer ist auf den Fotos zu sehen? Wer war bei den Drogenpartys im Rathaus dabei?«
    Kleist wirkte ein wenig pikiert. »Wenn ich dir das sage, widerspricht das meiner beruflichen Ethik.«
    »Lass gut sein«, sagte ich leise. »Ich bekomme es auch ohne dich heraus.«

    In der Nacht wurde ich von merkwürdigen Träumen geplagt. Ich sah Oberbürgermeister Nagel und Milva Grandi zusammen in einem Whirlpool – sie amüsierten sich prächtig und gossen sich gegenseitig Champagner auf Haare und Brüste und in sich hinein. Kleist und Brinkhoff steckten in blauen Uniformen und bemühten sich, Mobby Madig daran zu hindern, ins Wasser zu springen. Der Parteichef brüllte wild herum. Ich sah dem Treiben von oben zu – schwebte unter der Decke – und musste ständig dumm kichern. Plötzlich zog Madig eine Pistole und schoss mich ab. Ich plumpste in den Pool. Der OB war verschwunden und ich war mit Milva Grandi allein im Wasser. Musik ertönte. Eine Mischung aus Spiel mir das Lied vom Tod und dem Soundtrack von Das Schweigen der Lämmer. Die Grandi kam auf mich zu und versuchte, meinen Kopf unter Wasser zu drücken. Ich verlor den Halt, rutschte aus und bekam keine Luft mehr.
    Schreiend schnellte ich hoch. Ich war außer Atem. Das Nachthemd war hochgerutscht und hatte sich um meinen Hals gewickelt.
    Ein superstarker Kaffee brachte mich wieder in die Welt zurück. Ich dachte an den vorigen Abend. Kleist hatte mich zu Hause abgesetzt und war sofort wieder gefahren. Das war es dann wohl, dachte ich. In Zukunft würde ich Job und Privates besser voneinander trennen.
    Eine Stunde später saß ich in der Redaktion. Als Erstes schnappte ich mir die BILD-Zeitung. Verdammt! Milva Grandi war es gelungen, ein Foto von Jessica Brühl zu beschaffen.
    Doch so sah keine Frau aus, die achtundvierzig Jahre alt war! Ich las die Bildunterzeile: Mordopfer Jessica B. – ein Privatfoto aus besseren Tagen.
    Die Abgebildete hatte einen unschuldigen Blick und eine dieser grauenhaften Fönfrisuren, die in den Siebzigerjahren die meisten Frauenköpfe zierten. Der Artikel unter dem Bild enthielt nicht viel Neues – Grandi hatte sich in der Drogenszene der Stadt umgetan und nach Jessica Brühl gefragt. Doch keiner der Junkies konnte sich an sie erinnern.
    Kein Wunder, dachte ich. Kokain war die Droge für gehobene Süchtige. Die hingen nicht in Parks oder auf dem Straßenstrich ab, sondern gingen auf Partys, um Linien zu ziehen.
    Wie auch immer: Milva Grandi versuchte – genau wie ich –, die Geschichte ›auf kleiner Flamme am Köcheln zu halten‹.
    Ich legte die BILD beiseite, setzte mich in meiner Einzelzelle an den Rechner und überprüfte die Eingänge in meiner Mailbox.
    Sie enthielt mehrere Nachrichten von Pressestellen und Veranstaltern. Und natürlich

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