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Grappas Gespuer Fuer Schnee

Titel: Grappas Gespuer Fuer Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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schon lange her.«
    Ich beäugte die Frau. Sie war hübsch und konnte mit Messer und Gabel umgehen. Mit gespitzten Ohren versuchte ich, etwas von dem Gespräch der beiden mitzubekommen. Er berichtete von seinem Beruf, der mit Technik zu tun haben musste, und sie zeigte in die Richtung, in der sie wohnte.
    Es dunkelte schon. In der Stadt unter uns wurden nach und nach Lichter eingeschaltet.
    Die Aperitifs wurden gebracht. Kein Alkohol für Kleist, wie immer. Aber bei mir durfte ordentlich was drin sein.
    »Der Cocktail heißt Erinnerung an einen Tag in den Tropen «, erklärte der Kellner, »und er besteht aus Lime Liqueur, Batida de Coco, Kiwilikör, Ananassaft und Pfefferminzsirup.«
    Das Zeug sah hübsch aus, duftete hervorragend und war mit einer roten Kirsche plus frischer Minze garniert. Ich nahm einen kräftigen Schluck. Sogleich zog Wärme in mir hoch. Ich entspannte mich.
    Der Kellner verschwand und gab den Blick auf den Eingang frei, der ungefähr alle zwanzig Minuten an uns vorbeizog. Die Tür öffnete sich und zwei Personen betraten das Restaurant.
    »So ein Zufall«, seufzte ich. »Da denkt man an nichts Böses und dann das.«
    »Du kennst sie ja doch«, stellte Kleist fest, der in die gleiche Richtung schaute.
    »Sie?« Jetzt war ich verwirrt. »Ich meine den Mann. Rudi Gies. Ein Kollege vom Tageblatt. «
    »Und ich meine die Frau«, lächelte er. »Milva Grandi.«
    »Bitte?«
    Rudi Gies hatte mich entdeckt und grüßte. Ich nickte kurz und musterte die Frau. Das war sie also! Mitte dreißig, vollschlank, viel schwarzes Haar und schillernd bunt gekleidet wie ein Knallbonbon kurz vor dem Platzen. Die Brüste waren auf Krawall geschnürt und die Stiefel gingen ihr bis weit über die Knie. Das Parfum war Marke Hirnhammer. Neben ihr wirkte Rudi Gies wie die Sparausgabe von Rumpelstilzchen.
    Milva Grandi hatte uns ebenfalls entdeckt. Doch sie grüßte nicht dezent, sondern kam direkt auf uns zu.
    »Dr. Kleist«, strahlte sie. »Welch ein Zufall! Da treffen wir uns schon zum zweiten Mal heute. Beim dritten Mal müssen Sie einen ausgeben!«
    Kleist reichte ihr die Hand. »Vor der Presse ist man aber auch nirgends sicher.«
    Grandi musterte mich neugierig. Ich machte keinerlei Anstalten, mich vorzustellen. Leider wusste Kleist, was sich gehörte, und nannte meinen Namen.
    »Sie sind Frau Grappa?« Sie lachte. Es klang, als würde sich eine Katze erbrechen.
    »Sie arbeiten an denselben Fällen wie ich«, stellte sie fest.
    »Eher umgekehrt. Aber wir werden uns schon nicht ins Gehege kommen. Das Tageblatt hat mit dem Machwerk, für das Sie schreiben, nicht viel gemein.«
    »Die Arroganz der langweiligen Abo-Presse«, grinste sie. »War trotzdem nett, Sie mal zu treffen, Frau Grappa. Und die Zusammenarbeit mit Ihnen, Herr Dr. Kleist, ist ja immer angenehm.«
    Damit stiefelte sie davon. Gies folgte ihr.
    »Musste das sein?«, seufzte Kleist.
    »Sie wird schon keinen Selbstmord begehen«, entgegnete ich und trank den Cocktail aus. »Interessant, dass ihr euch schon zum zweiten Mal an diesem Tag trefft.«
    »Sie hat mich um ein Hintergrundgespräch gebeten. Ich habe sie natürlich an die Pressestelle verwiesen«, entgegnete Kleist lächelnd. »Doch dann stand sie plötzlich in meinem Büro.«
    »Und deine Sekretärin hatte nicht den Mut, die Tussi rauszuwerfen?«
    »Frau Schnippig war wohl gerade eine Zigarette rauchen. Wie viel kostbare Arbeitszeit durch dieses Nichtraucherschutzgesetz verloren geht!«
    »Wie bist du die Grandi wieder losgeworden?«
    »Wir haben eine Tasse Kaffee getrunken und sie erzählte mir von ihrem aufregenden Leben als BILD-Reporterin«, berichtete Kleist. »Tod, Titten und Termine. Und das war es schon.«
    »Was hat sie wohl mit Gies zu besprechen?«
    »Die Neugier ist bestimmt wechselseitig. Die fragen sich sicher auch, was wir zwei zu bereden haben«, sagte Kleist.
    Der Kellner servierte die Vorspeisen. Dazu wählte ich einen südafrikanischen Sauvignon blanc.
    Doch ich konnte mich nicht auf das Essen konzentrieren. Gies und Grandi hatten sich in Sichtweite niedergelassen. Beide warfen uns genauso neugierige Blicke zu wie ich ihnen. Nur Kleist war die Ruhe selbst. Bedächtig löffelte er seine Suppe und genoss die großartige Aussicht.
    Inzwischen war es ganz dunkel geworden. Die Aussicht auf die Stadt mit den vielen Lichtern war sensationell. Nur das Areal, auf dem der Phönix-See geplant wurde, war lichtfrei und wirkte wie ein großes schwarzes Loch.
    »Warum sind wir eigentlich heute

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