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Grappas Gespuer Fuer Schnee

Titel: Grappas Gespuer Fuer Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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beiden wunderbaren Schlupflöcher für Journalisten außer Kraft gesetzt werden können, wenn Gefahr im Verzuge ist.«
    »Dann beweis das mal. Außerdem brauchst du eine richterliche Erlaubnis.«
    »Die bekomme ich. Und dann kann ich dich in Beugehaft nehmen lassen, Maria«, schnaubte Kleist. »Musst du denn immer so ein Theater machen?«
    »Okay. Kein Richter wird mich in den Knast schicken. Aber ich werde die Frau anrufen und sie fragen, ob sie aussagt. Niemand soll mir den Vorwurf machen, ich sei der Polizei nicht behilflich.«
    »Ich erwarte deine Nachricht bis zum Mittag«, sagte er hart.

    Ich rief Anna Wachowiak an. Sie hatte nichts dagegen, mit der Polizei zu sprechen.
    »Bevor ich noch mal bedroht werde, ist es besser, alles zu sagen.«
    »Dann darf ich Ihre Handynummer an die Polizei weitergeben?«
    Ich durfte.
    »Sie heißt Anna Wachowiak«, teilte ich Kleist durchs Telefon mit. »Du kennst sie übrigens.«
    »Ich kenne sie?« Er war verdattert.
    »Erinnerst du dich an unser Essen im Florian? Sie saß neben uns – mit einem Kunden. Du hast mich noch drauf aufmerksam gemacht und sie als Dame des eskortierenden Gewerbes enttarnt. Und als ich mir die Handyfotos von der Rathaus-Orgie anguckte, hab ich das Gesicht wiedererkannt. Den Rest erzähle ich dir später.«
    Er lachte. »Kompliment, Maria. Mir ist das Gesicht dieser Frau völlig entfallen. Wir zwei wären wirklich ein gutes Team, wenn du nicht immer so zickig wärst.«
    »Wir beide ein Team? Das ist ja völlig neu! Bisher hast du mich immer an die Pressestelle abgeschoben.«
    »Immer?«
    »Okay – nicht immer. Aber oft.«
    »Das wird auch in Zukunft passieren, wenn du Fragen stellst, die ich nicht beantworten will«, prophezeite er.
    »Und dir kann passieren, dass ich weiter zickig bin.«
    »Das habe ich befürchtet«, seufzte Kleist. »Ich habe Hunger. Wie wäre es mit einem kleinen italienischen Imbiss?«
    Irgendwie wurde ich nicht schlau aus ihm. Aber Hunger hatte ich auch. Und sobald wir uns gegenübersaßen, entspannten sich alle Bürstigkeiten. Also ja.

    Als ich Luigis Restaurant betrat, war Kleist schon da. Er winkte mir zu und stand wohlerzogen auf, als ich zum Tisch trat. Dann saßen wir uns gegenüber. Sein Blick war offen und meiner wohl auch. Die Missstimmungen des morgendlichen Telefonats waren verflogen. Wir bestellten Antipasti und Wasser.
    »Schön, dich zu sehen«, begann er.
    Ich musste grinsen. »Was willst du?«
    »Wir haben Laborergebnisse. Aber sie sprechen noch nicht zu mir. Darum möchte ich ein wenig darüber plaudern.«
    »Wäre der richtige Ort dafür nicht die Mordkommission?«
    »Nein, die ist zu professionell.«
    Das kam mir seltsam vor. »Ich als die Wand, zu der du sprichst? Na, ob das ein Kompliment ist?«
    Er lächelte mich an und nickte erwartungsvoll. Was wollte er nur? Die Situation war befremdlich. Sein Blick wurde aber immer freundlicher. Dann klingelte ein kleiner, leiser Gedanke. Eine Erinnerung.
    »Ah, du erinnerst dich«, sagte er.
    »Etwas meldet sich«, gab ich zu. Es fiel mir ein. »Die allmähliche …«, ich stockte, »… Verfertigung …«
    »… der Gedanken beim Reden«, ergänzte er.
    »Ja … eine wunderbare Schrift«, nickte ich, »von Heinrich von … Ist das deine Familie?«
    Ein breites, offenes Lachen überzog sein Gesicht. »Ja … Er selbst hatte ja keine Kinder, aber Familie ist es schon. Ein Zweig hat sich der Polizeiarbeit verschrieben. Einer meiner Vorfahren, Justus von Kleist, gehörte in Berlin zu den kriminologischen Experten, als Kriminologie noch Polizeiwissenschaft hieß.«
    »Und dann hat man das von aus dem Namen gestrichen?«
    »Das war mein Großvater. Nach dem Ersten Weltkrieg, als junger Mann.«
    »Eine alte und verdiente Familie«, sagte ich, »und nun hast du das Wappen derer von Kleist nach Bierstadt getragen.«
    »Kein Wappen. Ohne ›von‹ wäre es albern.«
    »Du möchtest herausfinden, welche Gedanken deine Ermittlungsergebnisse dir geben?«
    »Ja genau, wir sollten uns nicht verplaudern.«
    »Ich bin gespannt.«
    »Du wirst aber bitte das, was wir jetzt bereden, sorgfältig daraufhin prüfen, ob es in die Zeitung gehört, ja?«
    Ich beruhigte ihn und meinte es tatsächlich ernst. »Ganz sorgfältig, verlass dich drauf.«
    »Na gut. Wir wissen inzwischen, von wo aus geschossen wurde und mit welcher Waffe.«
    »Ihr habt die Waffe gefunden?«
    »Das nicht, aber den Typ kennen wir. Eine Heckler & Koch SL7. Das ist ein sehr präzises und ganz weit verbreitetes Gewehr.

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