Grappas Gespuer Fuer Schnee
hat kaum eine.«
»Ausstrahlung? Meinst du nicht eher, dass deine Fantasie stimuliert wurde? Du weißt ja, dass sie käuflich ist, und dann stellst du dir vor, was sie mit dir anstellt.«
»Stimmt«, gab er zu. »Ihre Wohnung ist übrigens ganz bescheiden. Zwei Zimmer, Küche und Bad. Balkon zum Innenhof. Sieht nicht aus wie eine Lasterhöhle.«
»Wayne! Lady Cora arbeitet für einen Escort-Service. Die geht mit Männern mit, aber lädt sie nicht zu sich ein.«
»Wie auch immer. Ich soll ihr die Fotos übrigens zumailen.«
»Du hast ihre Mail-Addy?« Mir fiel plötzlich etwas ein.
»Klar.«
»Her damit.« Pöppelbaum reichte mir die Karte. Ich schrieb die Adresse ab.
Anschließend suchte ich die Fotos aus, die meinen Artikel begleiten sollten. Und da große Bilder schnell geschrieben sind, nahm ich sie dreispaltig.
Jansen war zufrieden. Er ließ sogar eine Händlerschürze drucken, auf welcher der Exklusivbericht am nächsten Morgen angekündigt wurde. Rathaus Bierstadt: Laster, Lust und Lügen – Lady Cora packt aus.
»Hat sich Gies inzwischen gemeldet?«, fragte ich.
»Nein. Aber das ist mir auch egal.«
»Wenn der Gies da so tief drinsteckt, wie ich vermute, kriegt er Ärger mit der Polizei«, sagte ich. »Ich will unbedingt rauskriegen, wer die Frau ist, die die Partys organisiert hat. Und deshalb ruf ich den Kerl jetzt an.«
Jansen blieb, um das Gespräch bezeugen zu können. Doch Gies hatte nur den Anrufbeantworter geschaltet.
Ich suchte das Jugendbildnis der Jessica Brühl heraus, das in der BILD veröffentlicht worden war, scannte es ein und mailte es Lady Cora mit der Frage: Könnte das die Frau gewesen sein, die Sie engagiert hat? Schließlich wählte ich ihre Handynummer, doch auch bei Lady Cora meldete sich nur die Box. Ich sprach die Bitte darauf, mal in die Mails zu schauen.
»Lass uns Feierabend machen«, sagte Jansen. »Morgen wird es hoch hergehen.«
Auf dem Weg nach Hause sah ich die Händlerschürzen an den Scheiben der Kioske und der Bushaltestellen. Ich liebe meinen Job, dachte ich. Mittendrin zu sein im Geschehen – das hatte was!
Miese Drohungen
Am nächsten Morgen fand ich Lady Coras Antwort vor: Nein, die Frau auf dem Foto, das ich ihr geschickt hatte, war nicht die Organisatorin der Rathauspartys. Dann hatte Rudi Gies Jessica Brühl nicht gekannt? Schade, ich hätte mir den Pornofilmer außer Diensten so gut als Mörder vorstellen können.
Es war noch so früh am Morgen, dass ich mir Zeit lassen konnte. Vor elf Uhr brauchte ich in der Redaktion nicht zu erscheinen. Da ich den Rechner schon einmal hochgefahren hatte, las ich die Online-Ausgaben der Tageszeitungen. Nicht viel Neues. Der Hochzeitskiller hatte den Mord an Jessica Brühl auf die hinteren Lokalseiten verbannt.
Milva Grandi von BILD überraschte mich allerdings. Ihr war es gelungen, ein Interview mit dem Mann zu machen, der für die Aufklärung beider Mordfälle zuständig war: Dr. Friedemann Kleist. Auch ein Foto fehlte nicht – natürlich zusammen mit der BILD-Reporterin.
Wütend schaltete ich den Computer aus. Wie konnte er mir das antun?
Nach der zweiten Tasse Kaffee war meine Wut immer noch nicht verraucht. Grandi bezeichnete ihn als hochklassigen Ermittler mit akademischem Hintergrund, als attraktiven Kriminalisten und erfolgsgewohnten Chef der Mordkommission.
Nur dass seine Erfolge in Bierstadt noch auf sich warten lassen, grummelte ich eifersüchtig.
Das Handy meldete sich. Am anderen Ende schnarrte mich der hochklassige Ermittler an: »Warum hast du mir diese Zeugin unterschlagen?«
»Wen meinst du?«, fragte ich mit unschuldiger Stimme zurück.
»Nun tu nicht so, Maria! Ich meine Lady Cora.« Er wirkte ausgesprochen ungehalten.
»Weißt du, ich habe mir das gut überlegt«, entgegnete ich. »Aber ich wollte verhindern, dass meine Exklusivstory in der BILD steht.«
»Was soll das denn heißen?«
»Deine Beziehung zu Milva Grandi scheint enger zu sein, als ich bisher dachte«, dehnte ich. »Da ist wohl Vorsicht angebracht. Ich recherchiere mir den Kopf blutig und du gibst der Dame ein Interview. Zeit, die du besser genutzt hättest, deine unaufgeklärten Fälle zu lösen.«
»Es reicht, Maria. Wie heißt diese Lady Cora mit richtigem Namen und wo kann ich sie finden?«
So nicht, dachte ich grimmig. »Zeugnisverweigerungsrecht und Informantenschutz«, antwortete ich. »Fest verankert in Artikel 5 Grundgesetz. Aber das weißt du ja.«
»Allerdings. Ich weiß allerdings auch, dass diese
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