Grappas Gespuer Fuer Schnee
Mails.«
Ich war noch verwirrter. »Aber ich bin gar nicht in meiner E-Mail, ich bin im Bildarchiv auf dem Redaktionsrechner!«
Er lachte. »Dann schau doch in deiner E-Mail nach. Oder hast du alles gelöscht?«
»Nein.«
Ich rief meine alten E-Mails auf und Bingo! Dort war die Bilddatei, die auf dem Redaktionsrechner fehlte.
Meine Vermutung was richtig gewesen. Das Foto enthielt genau die Dinge, die auf dem Nagel-Bild zu sehen waren. Nur der Oberbürgermeister fehlte. Dafür war jemand anders da.
Es klopfte. Es war Harras. »Kommst du heute Abend mit zum Pressestammtisch?«, fragte er. »Wir haben eine neue Kneipe aufgetan.«
»Du weißt doch, dass ich Kollegen nicht im Rudel ertragen kann«, wehrte ich ab. »Die können nur über eins reden: ihren tollen Job. Und schöntrinken kann ich mir auch niemanden, weil ich noch fahren muss.«
»Grappa, du wirst eine komische Alte, wenn du so weitermachst!«
»Das war immer mein Ziel, Süßer«, lächelte ich. »Und ich arbeite jeden Tag daran. Davon kann mich auch kein noch so toller Stammtisch abbringen.«
»Die letzten Male ist sogar Milva Grandi gekommen. Sie ist weit weniger übel als das Blatt, für das sie schreibt. Und verdammt trinkfest.«
»Wahrscheinlich kann sie mit geschlossenen Augen zehn Biersorten voneinander unterscheiden«, mutmaßte ich.
»Sie hat letztes Mal nach dir gefragt.«
»Ach ja?«
»Ja. Also – kommst du? Acht Uhr in der Stechuhr. Neben dem Landgericht.«
»Die Grandi kommt auch dahin?« Plötzlich hatte ich einen Plan im Kopf.
»Bestimmt.«
»Gut. Dann sehen wir uns heute Abend.«
Die Nachricht über das Ergebnis von Nagels Haaranalyse war schnell geschrieben.
EX-OB NAGEL SIEHT SICH ALS OPFER EINER POLITISCHEN VERSCHWÖRUNG. HAARANALYSE BEWEIST: ICH HABE NIEMALS DROGEN GENOMMEN!
Ich zitierte aus dem Gutachten und erwähnte die Anzeige gegen unbekannt. Das sollte reichen.
Zufrieden ging ich ins Großraumbüro, um ein paar gegnerische Zeitungen zu lesen. Es war beruhigend zu sehen, dass Sekretärin Susi ihren Ausflug ins Landleben gut überstanden hatte. Sie saß mit Stella und Sarah zusammen und erzählte mit hochrotem Kopf von ihren Erlebnissen mit dem gemütlichen Getreidebauern Georg. Ich stellte meine Ohren scharf.
»Wieso haben die dich eigentlich romantische Redaktionsassistentin genannt?«, fragte Sarah.
»Wieso nicht? Ich bin doch romantisch«, wehrte sich Susi.
»Aber keine Redaktionsassistentin«, stellte Sarah klar. »Du bist Sekretärin. Wie wir. Nicht mehr und nicht weniger.«
»Die Leute beim Fernsehen übertreiben immer«, mischte ich mich ein.
»Der Getreidebauer war ja auch alles andere als gemütlich.« Susi lächelte mich dankbar an. »Die machen das wegen der beiden selben Buchstaben am Anfang.«
»Das nennt man Alliteration«, spielte ich die Oberlehrerin. »Oder auch Stabreim. Mich würden die dann wohl als ›zickige Zeitungsredakteurin‹ oder ›peppige Polizeireporterin‹ bezeichnen.«
»Wie war der Typ denn so?«, fragte Stella. »Bisschen viel auf den Rippen, oder?«
»Da sagst du was!« Susi seufzte. »Bei dem wurde aufgetischt, als wäre es der letzte aller Tage.«
»Ich dachte, du hast dich in sein Herz gebrutzelt«, grinste ich. »So stand es jedenfalls in der BILD-Zeitung.«
»Alles gelogen«, stellte Susi klar. »Die Buletten hat seine Mutter gemacht und er hat sich gleich zehn Stück von den Dingern zum Frühstück reingepfiffen. Und zum zweiten Frühstück noch mal welche. Ekelhaft, sag ich euch. Das Fett triefte an seinen dicken Backen runter. Und dann wollte er, dass ich mich auf seinen Dicken setze.«
»Auf seinen Dicken?«, fragte Stella mit großen Augen. »Nennt man das auf dem Land so?«
»Manno, nicht, was du denkst!« Susi war eingeschnappt. »Der Dicke ist sein Schwein. So ein grunzendes Riesenteil. Da bin ich zu der Moderatorin gegangen und hab gesagt: Ich bin kein Star, aber holt mich trotzdem hier raus!«
»Ich dachte, der Georg wäre ein gemütlicher Getreidebauer«, lachte ich. »Wie kommt denn ein Schwein auf den Hof?«
»Grappa, ich hab keinen blassen Schimmer. Und abends wollte er mir an den Arsch fassen, der Widerling! Als ich ihm eine scheuerte, ist er auf seinem versifften Sofa heulend zusammengesunken. Und dann kam die Alte und ging mit dem Schürhaken auf mich los«, empörte sich Susi. »Ich bin so froh, dass ich aus der Nummer raus bin.«
»Haben die wenigstens die zweihundertfünfzig Euro gezahlt?«, fragte ich.
»Das bisschen
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