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Grappas Gespuer Fuer Schnee

Titel: Grappas Gespuer Fuer Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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niemand. Gegen Mitternacht verzog ich mich ins Bett.
    Ein Bild taucht auf
    Die Woche in der Redaktion begann mit zwei neuen Fakten. Die Kriminaltechniker im Polizeipräsidium hatten herausgefunden, dass es sich bei dem Gewehr aus dem Parteibüro um die Waffe handelte, mit der Sandra Becker und Thomas Schulz erschossen worden waren. Das war ein Erfolg für Friedemann Kleist.
    Die andere Mitteilung stammte von Jakob Nagel, dem zurückgetretenen Oberbürgermeister. Er verschickte ein ärztliches Gutachten. Ein unabhängiges Labor hatte festgestellt, dass es keinerlei Spuren von Kokain oder anderen Drogen in Nagels Haaren gab.
    »Das interessiert eigentlich keinen mehr«, meinte Jansen, nachdem er den Inhalt des Faxes studiert hatte. »Er hat das Handtuch geworfen und fertig.«
    »Immerhin beweist es, dass das Foto, das Nagel auf der Party mit Schnee an der Nase zeigt, eine Fälschung ist«, widersprach ich. »Folgerichtig hat er inzwischen Anzeige gegen unbekannt erstattet.«
    »Gut. Chronistenpflicht. Schreib eine kleine Meldung.«
    »Warte mal«, bat ich. »Mir geht da gerade was durch den Kopf. Aber ich muss es erst einfangen.«
    »Sag mir, wenn du es hast, ja? Ich habe einen Termin beim Verleger und muss los.«
    »Oh! Was Wichtiges?«
    »Gies verklagt den Verlag vor dem Arbeitsgericht.«
    »Der hat ja Nerven.«
    »Und kaum Chancen. Er hat uns über seine Vergangenheit belogen und nicht angegeben, dass er mal Schmuddelfilmchen gedreht hat.«
    »Ach ja«, erinnerte ich mich grinsend. »Die Dessous-Bilder aus der Umkleidekabine.«
    Nachdenklich ging ich in meine Einzelzelle. Nagel war unschuldig. Das Foto eine Fälschung.
    Ich holte mir die alte BILD-Ausgabe, in der das Nagel-Foto veröffentlicht worden war, schaltete den Rechner ein und rief das Bildarchiv des Redaktionsrechners auf. Eines nach dem anderen verglich ich die Bilder mit dem Nagel-Foto und suchte nach Übereinstimmungen, doch ich fand nichts. Milva Grandi musste einen Fotoausschnitt vergrößert haben, damit Nagels Gesicht besser zu sehen war. Plötzlich fiel mir im Hintergrund des Bildes etwas auf. Ich nahm eine Lupe zur Hand und betrachtete die Stelle genau. Die Rasterung sorgte dafür, dass auf dem vergrößerten Ausschnitt noch weniger zu erkennen war. Was war das da im Hintergrund?
    Dann wusste ich es plötzlich. Die Kopfhaltung einer blonden Frau im Hintergrund erinnerte mich an Lady Cora. Sie saß dort in genau der Haltung, in der ich sie am Tisch des Millefiori gesehen hatte, bei unserem ersten Treffen. Mir war diese Kopfhaltung schon aufgefallen, als sie noch als völlig Unbekannte am Nebentisch im Florian gesessen hatte.
    Wenn das wirklich Lady Cora war, dann musste das Bild zu der Serie gehören, die mir Kleist zugespielt hatte, denn Lady Cora hatte nur an einer der Rathaus-Partys teilgenommen.
    Wer war eigentlich alles im Besitz der Handyfotos? Die Polizei und das Tageblatt. Wir hatten einige davon veröffentlicht, die Gesichter aber unkenntlich gemacht.
    Die Polizei hatte keinerlei Interesse daran, Jakob Nagel zu belasten. Milva Grandi schon: Sie war so stolz gewesen, den Rücktritt eines Politikers verursacht zu haben. Kleist hatte die Fotos nur mir geschickt – so hoffte ich wenigstens. Wie also war die Grandi an einen Schnappschuss vom Handy der toten Jessica Brühl gekommen?
    Rudi Gies? Er hatte eben im Gespräch mit Jansen in meinem Kopf herumgespukt und wollte sich nicht fangen lassen. Als ich den Artikel damals schrieb, arbeitete Gies noch in der Redaktion und konnte sich ohne Weiteres Zugang zu den Bildern verschaffen.
    Aber welches Bild war genommen worden, um den Oberbürgermeister hineinzukopieren? Es musste ja ein Original geben. Aber ich fand es nicht. Schließlich schaute ich mir die Dateinamen an. Sie hatten vorn einen Buchstabenteil, dann eine Zahl und am Ende die Kennzeichnung des Dateiformats. Die Zahlen waren fortlaufend – und eine fehlte!
    Ich rief den EDV-Spezialisten an und schilderte die Lage. Er konnte nicht helfen. »Die Fotos sind an deine E-Mail angehängt. Die E-Mail ist nicht auf dem Rechner gespeichert, sondern auf einem Server des Mailsystems im Netz. Das wird von unserer nächtlichen Sicherung nicht erfasst, weil die Daten nicht im Hause sind.«
    Ich war verwirrt. »Aber ich habe doch keins der Bilder gelöscht!«
    »Dann hat jemand deinen Mailaccount geknackt. Oder er hat das Bild gelöscht, während du die Mail offen hattest und nicht im Büro warst. Ändere auf jeden Fall dein Passwort für die

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