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Grappas Gespuer Fuer Schnee

Titel: Grappas Gespuer Fuer Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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gesessen?
    Ich hatte eine schreckliche Nacht. Nagende Eifersucht verhinderte ein entspanntes Schlafen. Die Bilder, die mir durch den Kopf gingen, waren nicht dazu angetan, mich zu beruhigen.
    Endlich Morgen. Mein Anblick im Spiegel grauste mich. Ich duschte lange – zuerst heiß, dann kalt –, hielt es zu Hause nicht mehr aus und fuhr zur Bäckerei Schmitz, um mir ein gutes Frühstück zu gönnen.
    Der Geruch der frischen Backwaren versöhnte mich mit dem Leben. Solange ich noch Brötchen mümmeln und die Fragen der Bäckerin parieren konnte, gab es keinen Grund zu meckern.
    »Die Frau Grappa«, rief Anneliese Schmitz. »Auch mal wieder da! Wie isses?«
    »Muss. Und selbst?«
    »Muss.«
    »Wunderbar«, strahlte ich. »Ich hätte gern Ihr bestes Frühstück mit allem Zipp und Zapp.«
    »Gut. Alles außer Marmelade und Fisch. Wie wollen Sie die Eier?«
    »Gespiegelt. Und oben und unten gebraten«, entgegnete ich.
    »Der Herr war neulich wieder da. Der, mit dem Sie nichts haben.« Sie lächelte verstohlen. »Hat vier Brötchen gekauft.«
    Ich sagte nichts.
    »Na, dann gehen Sie schomma rein.« Sie deutete Richtung Bistro. »Da sitzt übrigens einer, den Sie kennen.«
    Hoffentlich nicht Kleist, dachte ich.
    »Nee, der isses nu nicht«, meinte die Bäckerin.
    Jetzt liest die auch schon meine Gedanken, dachte ich, das kann ja heiter werden.
    Im Bistro saß nur ein einziger Mann, der sich hinter dem Bierstädter Tageblatt verkrochen hatte. Ich sah Beine in Feincordhosen, grobe Schuhe und kräftige Hände.
    »Guten Morgen«, sagte ich.
    Der Mann ließ die Zeitung sinken und ich blickte in das Gesicht von Anton Brinkhoff.
    »Herr Brinkhoff! Schön, Sie zu sehen!« Ich ging auf ihn zu, er erhob sich und wir umarmten uns.
    »Wie bekommt Ihnen der Ruhestand? Haben Sie Ihre Traumschiffreise hinter sich? Wie geht es Ihnen sonst?«
    »Sie nun wieder, Frau Grappa! Drei Fragen in drei Sekunden«, lachte er. »Haben Sie Mitleid mit mir. Ich bin ein alter Mann.«
    »So sehen Sie aus!«
    Ich musterte ihn. Exhauptkommissar Anton Brinkhoff, jahrelang Leiter der Bierstädter Mordkommission, war braun gebrannt, trug das Haar länger als früher und schien bestens drauf zu sein.
    »Sie wirken total entspannt und gesund«, lächelte ich. »Erzählen Sie. Was haben Sie die letzten Monate angestellt – außer zu leben.«
    Frau Schmitz kam mit frischem Kaffee.
    »Ist ja wie früher«, meinte sie. »Sieht er nicht klasse aus, der Mann?«
    »Allerdings. Frischer als ich heute Morgen«, räumte ich ein.
    »Tja, Frau Grappa, was soll ich dazu sagen?«, dehnte sie.
    »Alles – nur nicht die Wahrheit, Frau Schmitz«, flehte ich.
    »Zu wenig Schlaf, zu viel Wein – aber das wissen Sie ja selbst.«
    »Falsch, Frau Schmitz«, korrigierte ich. »Zu wenig Wein, zu viel Schlaf und keinen Sex.«
    »Der angenehme Herr neulich …«
    »Frau Schmitz! Hören Sie endlich auf, mich zu verheiraten!«
    Brinkhoff grinste breit. »Ich fühl mich gleich wie zu Hause. Manche Sachen ändern sich nie.«
    Frau Schmitz trollte sich – den Kopf trotzig in den Nacken geworfen.
    »Wer war denn der Herr neulich?«, wollte Brinkhoff wissen.
    »Ein Bekannter. Alles rein dienstlich. Aber Sie wissen ja, wie die liebe Frau Schmitz tickt. Für sie ist die Welt voller Heiratskandidaten. Und alle sind sie für mich.«
    »So was kenne ich. Meine Schiffsreise war eine Totalpleite. Sie sollte sechs Wochen dauern – einmal Karibik hin und zurück«, erzählte Brinkhoff. »Nach drei Wochen hab ich in Kuba einen Flug zurück gebucht. Auf dem Schiff wimmelte es nur so von alten, vertrockneten Weibern, die sich um jeden allein reisenden Mann prügelten. Dabei wollte ich nur meine Ruhe haben, gut essen und trinken und Sonne, See und Sicht genießen. War aber nicht möglich. Hinter jeder Ecke lauerte eine alte Schachtel und ließ ein Taschentüchlein fallen.«
    »Und dann sind Sie einfach abgehauen?«, lachte ich.
    »Ja. Hat mich leider eine Menge Geld gekostet, aber ich konnte die Attacken der älteren Damen auf meinen Astralkörper nicht länger ertragen. Außerdem war es langweilig. Nach einer Woche hatte ich alle Restaurants und Bars auf dem Dampfer durch. Alles schmeckte gleich. Die Bands spielten immer wieder dieselben Oldies. Lieder, die ich schon nicht leiden konnte, als sie neu waren. Und dann dieses betreute Amüsieren! Bingo am Pool, Karaoke auf dem fünften Sonnendeck von rechts oder Minigolf vor der Kinderbetreuungs-Lounge.«
    »Hört sich nicht nach einem Wohlfühlurlaub

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