Grappas Gespuer Fuer Schnee
an«, meinte ich. »Die hätten ja wenigstens mal eine Leiche für Sie besorgen und auf Deck auslegen können.«
»Na ja, die Leichen habt ihr ja jetzt hier.« Brinkhoff deutete aufs Tageblatt.
Die Bäckerin brachte das restliche Frühstück. Wortlos.
»Danke, Frau Schmitz.«
Wortlos verschwand sie.
»Sie ist eingeschnappt«, stellte Brinkhoff fest.
»Das gibt sich wieder«, sagte ich und machte mich über das Spiegelei her. »Ihre Erziehungsmaßnahmen mir gegenüber gehen oft ein bisschen zu weit.«
»Und? Wie läuft es so mit meinem Nachfolger? Macht er seine Sache gut?«
»Ja, das schon«, antwortete ich. »Er hat allerdings immer noch ein gestörtes Verhältnis zur gesellschaftlich wichtigen Aufgabe der Presse als Kontrollorgan der Exekutive in einem demokratischen Staat.«
»Toll, dass Sie diesen Satz auf die Reihe gekriegt haben, Frau Grappa. Und was heißt das übersetzt, sodass es ein Pensionär auch versteht?«
»Er will nicht so, wie ich wohl will.«
»Schon besser!«, lachte er. »Aber als Hauptkommissar ist er doch ganz erfolgreich. Mobby Madig sitzt in U-Haft, die Ermittlungen gegen die Stadt- und Verwaltungsspitze laufen. Was kann man nach gut zwei Wochen mehr erwarten?«
»Mobby Madig ist zwar ein elender Bursche, aber er ist nicht der Hochzeitsmörder«, stellte ich meine Sicht der Dinge dar. »Auch, wenn das Gewehr an seinem Arbeitsplatz gefunden wurde. Der bringt doch nicht seine Mitarbeiterin und ihren Mann um und lässt die Mordwaffe im Parteibüro rumliegen. Und schon gar nicht, wenn er der Frau vorher dreißigtausend Euro bezahlt hat und es darüber einen Kontoauszug gibt. Der ist zwar blöd, aber so blöd nun auch wieder nicht. Außerdem hat mich der Mörder angerufen.«
»Wissen Sie, was ich tun würde, wenn ich einen Mord begehen wollte?«, fragte der Hauptkommissar außer Diensten. »Ich würde entweder dafür sorgen, dass es nicht eine einzige Spur gibt, die auf mich hindeutet. Und wenn das nicht möglich ist – wie in diesem Fall, denn die Tote und Madig kannten sich ja –, dann würde ich die Indizien so anordnen, dass sie auf mich hinweisen. Und zwar in dem Maße, dass jeder über mich sagt: So blöd kann der doch nicht sein!«
»Okay. Dummheit als große Kunst der Täuschung. Eine brillante Inszenierung also.«
Ich überlegte. Was Brinkhoff sagte, klang logisch. Aber ich schüttelte den Kopf. »Ich kann einfach nicht glauben, dass Madig seine Sinne so beisammen hat. Eine solche Nummer überfordert ihn.«
»Abwarten«, meinte Brinkhoff. »Kleist ist ein erfahrener Polizist. Der schaut auch hinter die Indizien. Der lässt sich von einem Mobby Madig nicht täuschen.«
Ich blickte auf meine Uhr. »Ich muss jetzt in die Redaktion«, stellte ich fest. »Bleiben Sie die nächsten Wochen in Bierstadt? Oder wollen Sie den Himalaja besteigen oder über die Alpen paragliden?«
»Da wäre ich wenigstens vor alten Schachteln sicher«, parierte er. »Aber ich plane erst mal nichts. Warum?«
»Dann darf ich Sie anrufen?«
»Sicher dürfen Sie das. Und das Frühstück geht auf mich.«
»Danke, Herr Brinkhoff«, lächelte ich. »Und ich lasse auch nicht mein Taschentüchlein fallen – versprochen!«
Was ist eigentlich ein Dienstwagen?
Einigermaßen guter Stimmung kam ich in die Redaktion. Brinkhoff hatte mich auf andere Gedanken gebracht. Ich erzählte Jansen von der Auseinandersetzung mit Gies und dem gefälschten Foto.
»Ich zeige den Kerl an!«, ereiferte er sich.
»Das macht Milva Grandi schon. Und Nagel werde ich eine E-Mail mit den Informationen schicken. Aber zuerst informiere ich Kleist.«
Er war im Präsidium erreichbar.
»Nur eine kurze Info«, sagte ich sachlich. »Das Foto, das zu Nagels Rücktritt führte, ist von Rudi Gies gefälscht worden.«
»Danke, Maria. Aber das weiß ich schon. Frau Grandi hat mich informiert«, entgegnete Kleist.
»Ach! Wann denn?«
»Heute früh. Ich habe bereits die Staatsanwaltschaft verständigt.«
»Das hört sich gut an. Darf ich dich mal was fragen?«
Er lachte. »Seit wann fragst du denn, ob du mich was fragen darfst?«
»Okay. Benutzt du deinen Dienstwagen auch privat?«
»Sehr selten. Obwohl ich das dürfte – gegen eine entsprechende Kostenbeteiligung. Mir ist es aber zu kompliziert, ein Fahrtenbuch zu führen. Warum interessiert dich das?«
Ich fühlte mich plötzlich unwohl. »Vergiss es. Ich dachte, ich hätte den Wagen gestern Nacht gesehen. Aber ich habe mich wohl getäuscht. Gib es etwas Neues von Mobby
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