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Grappas Gespuer Fuer Schnee

Titel: Grappas Gespuer Fuer Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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streng da drin«, sagte ich. »Wird die Besenkammer abgeschlossen oder hat jeder Zugang?«
    »Keine Ahnung. Aber gerade war die Tür ja offen. Warum sollte man Schrubber und Besen einschließen?«
    »Das bedeutet also, dass jeder das Gewehr hier abgelegt haben kann«, schloss ich messerscharf. »Das entlastet Madig.«
    Eine Frau kam auf uns zu. Das bringt hier nichts, dachte ich.
    »Guten Tag, Herr von Elberberg«, grüßte sie.
    »Von Elberberg?«, fragte ich.
    »Ich kann nichts dafür«, lächelte der Student.
    »Ein Adelsspross bei den Sozis? Wie ungewöhnlich. Wie kommen Sie denn mit einem Proleten wie Mobby Madig klar?«
    »Der Herr Parteichef beachtet mich kaum. Aber das ist ganz gut so. Soll ich Ihnen noch was zeigen?«
    »Madigs Büro.«
    »Das ist abgeschlossen«, antwortete er. »Und von der Polizei versiegelt. Was wollen Sie in einem Zimmer finden, das der Erkennungsdienst schon durchgebürstet hat?«
    »Die sehen auch nicht immer alles. Und wissen Sie warum?«, sagte ich. »Weil ihre Wahrnehmung nur auf das gedrillt ist, was sie finden müssen, um einen Beschuldigten dranzukriegen. Warum kann zum Beispiel eine verwelkte Rose auf einem Schreibtisch keinen Hinweis auf Täter oder Motiv geben? Es muss ja nicht immer die qualmende Knarre oder das blutige Messer sein.«
    »Womit wir bei den objektiven und subjektiven Beweisen wären«, meinte Elberberg.
    »Lassen Sie uns zu Madigs Büro gehen und nachschauen, ob das Siegel noch klebt!«, schlug ich vor.
    »Dann müssen wir eins höher.«
    Ich stieg hinter von Elberberg die Treppe hoch. Ein ungewöhnlicher junger Mann! Ich erinnerte mich an die Studenten, die ab und zu beim Tageblatt hospitierten. Fast alle gehörten in die Abteilung Schlaffi. Der hier nicht. Er machte trotz seiner vertraulichen Art einen offenen, freundlichen Eindruck.
    Wir waren da. Das Siegel klebte noch, war aber durchtrennt worden. Ich drückte die Klinke runter. Der Raum war abgeschlossen.
    »Wahrscheinlich war die Polizei noch mal da«, sagte der Student. »Und wo der Schlüssel ist, weiß ich nicht. Ich bin ja hier nur das Mädchen für alles.«
    »Schade«, meinte ich. »Aber da kann man nichts machen.«
    »Wollen Sie nicht doch in die SPD eintreten?«, grinste er. »Würde der Partei sicher guttun, mal ein bisschen aufgemischt zu werden.«
    »Danke für die Blumen«, lächelte ich. »Aber gerade in Bierstadt gibt es zu viele dumme Männer in der SPD. Gucken Sie sich die Leute doch mal an!«
    »Ich weiß. Ich habe schon bei so einigen Vorstandssitzungen Kaffee gekocht und Schnittchen geschmiert. Es war schon Hardcore, was da manchmal abgesondert wurde.«
    »Und warum müssen Sie sich durch so schmutzige Arbeit Geld verdienen?«
    »Der Verdienst ist unerheblich, das sind nur ein paar Euro«, erklärte Elberberg. »Ich hab wegen meiner Abschlussarbeit hier angeheuert. Die handelt von bürgerlichen Parteien und ihren Programmen.«
    »Hört sich ja sauspannend an. Ich dachte, Sie studieren Jura und nicht Politikwissenschaften.«
    »Das hängt doch letztendlich alles zusammen«, behauptete er. »Den genauen Titel meiner Arbeit müsste ich nachlesen – mein Professor hat sich was ganz Kompliziertes ausgedacht.«
    »Lassen Sie mal stecken. Und danke, dass Sie mir behilflich waren. Wollen Sie das Parteiprogramm zurück?«
    Von Elberberg schüttelte grinsend den Kopf. »Wir haben noch viele Tausend davon im Haus. Und die liegen wie Blei in den Regalen.«
    Ich reichte ihm die Hand zum Abschied. Dabei fiel mein Blick auf ein Abzeichen, das er am Revers seines Jacketts trug: ein winziger schwarzer Reichsadler in einem dreieckigen Ordensspiegel. Das Wappen derer von Elberberg?

    Brinkhoff hatte seinen Teil des Jobs erledigt und wir trafen uns am Mittag in der Redaktion.
    »Wenn ich hier mal aufhören sollte«, sagte ich, »machen wir zusammen eine Privatdetektei auf. Für die ganz schwierigen Fälle.«
    »Wirklich?« Er sah mich zweifelnd an. »Ich glaube nicht, dass Ihnen das liegt.«
    »Und warum nicht?«
    »Detektive müssen verschwiegen und unauffällig sein. Sie aber brauchen eine Bühne. Und die heißt Tageblatt. Aber das ist nicht alles: Ihre roten Haare machen verdeckte Ermittlungen unmöglich und Ihr Einparkverhalten ist so verräterisch wie ein Fingerabdruck.«
    »Meine Haare lasse ich umfärben«, meinte ich. »Oder kehre zur Naturfarbe zurück. Die dürfte inzwischen einem dezenten Mausgrau ähneln. Außerdem gibt es heutzutage Autos, die automatisch einparken. Sogar Cabrios. Jetzt

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