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Grappas Gespuer Fuer Schnee

Titel: Grappas Gespuer Fuer Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Pensionsanspruch«, meinte ich. »Wie geht es weiter mit ihm?«
    »Er plappert wie ein Wasserfall. Ist kaum zu bremsen. Natürlich versucht er, seine Schuld so klein wie möglich zu reden.«
    »Machst du mir noch einen Kaffee, bitte?«
    Er stand auf und bediente die Hightechmaschine. Die Milch zischte und schäumte in die Tasse. Ich überlegte, ob ich jeden Tag einen Mann in meinem Haus ertragen könnte, kam aber zu keinem Ergebnis.
    »Madig behauptet allen Ernstes, dass Jakob Nagel der Drahtzieher hinter allem ist.« Kleist stellte die Tasse vor mich auf den Tisch. »Nagel höchstpersönlich habe Jessica Brühl auf ihn, Madig, angesetzt.«
    »Und sie hat ihn dann mit vorgehaltener Waffe gezwungen, Kokain zu schnupfen und mit Nutten rumzumachen. Klingt ja vollkommen logisch. Habt ihr eigentlich eine Haarprobe von Madig genommen?«
    »Sicher. In der Untersuchungshaft ist mal zufällig ein Haar in seinem Kamm hängen geblieben. Das landete dann ebenso zufällig in der Analyse.«
    »Und?«
    »Du würdest es so ausdrücken, Maria: Der Kerl hat gekokst wie ein Weltmeister.«
    Wir lachten. Kleist nahm meine Hand und hielt sie. Tiefe Blicke. Zum Glück klingelte mein Handy. Ich pflückte meine Hand aus seiner und packte das Telefon. Waltraud Becker.
    »Danke, dass Sie anrufen«, sagte ich. »Sagt Ihnen der Name Jessica Brühl etwas?«
    »Das ist doch die tote Frau, die beim Oberbürgermeister gearbeitet hat. Ich hab davon in der Zeitung gelesen«, antwortete sie.
    »Kannten sich Sandra und Frau Brühl? Vielleicht sogar näher?«
    »Näher? Nein. Thomas war mit ihr besser bekannt.«
    »Ihr Schwiegersohn?«
    »Ja. Frau Brühl war seine Tante. Sie hat dafür gesorgt, dass Thomas den Job bei der Stadtverwaltung bekam.«
    Das war mir neu. Ich hatte Thomas Schulz bei meinen Recherchen völlig vernachlässigt.
    »Wo hat er denn gearbeitet?«, wollte ich wissen.
    »Als Sachbearbeiter beim Rechnungsprüfungsamt.«
    Stimmt, das hatte Frau Becker ja schon mal erzählt. Das passt ja gut, dachte ich. Die Tante unterschlägt Geld aus der Stadtkasse und der Neffe arbeitet in dem Amt, das die Auszahlungen nicht prüft.
    »Mochten sich Sandra und Jessica nicht?«
    »Sie gingen sich aus dem Weg«, antwortete Frau Becker. »Sandra hat Frau Brühl … warten Sie mal, wie war das doch? Sie hatte so einen komischen Spitznamen. Irgendwas mit Frosch. Ich hab’s gleich.«
    »Lassen Sie sich Zeit.«
    »Ah, ja. Froschauge. Frau Brühl wurde Froschauge genannt.«
    »Froschauge?« Ich war irritiert. »Warum das?«
    »Die Frau Brühl hatte so hervorstehende Augen und einen breiten Mund«, antwortete Frau Becker. »Vielleicht deshalb. Sandra hat sich jedenfalls darüber lustig gemacht.«
    Kleist hatte mein Gespräch mit Frau Becker mitgehört und dabei entspannt ein Glas Fruchtsaft getrunken.
    »Habt ihr euch eigentlich um Thomas Schulz gekümmert?«, fragte ich und widmete mich wieder einem Brötchen.
    »Wir haben die privaten und dienstlichen Umstände aller Toten untersucht«, antwortete er. »Das ist die Grundlage jeder Polizeiarbeit. Möchtest du mal ein Praktikum machen bei uns?«
    »Wenn, dann nur in deinem Vorzimmer! Dann weißt du bestimmt, dass Thomas Schulz beim Rechnungsprüfungsamt beschäftigt war und die Brühl ihn dort untergebracht hatte?«
    »Schulz war nur ein kleiner Sachbearbeiter ohne jegliche Kompetenzen«, erklärte Kleist.
    »Aber das hat doch alles miteinander zu tun!«, rief ich aus.
    »Mag sein. Das liegt an den Konstellationen in dieser Stadt. Die SPD ist hier schon so lange an der Macht, dass alle nur denkbaren Posten mit parteinahen Menschen besetzt sind. Und mit ihren Kindern, Nichten und Neffen. Ich habe selten so viel Filz gesehen wie hier. Der Stadtkämmerer wird Chef der Stadtwerke und beerbt den früheren Oberstadtdirektor. Der Geschäftsführer der SPD wird Flughafenchef. Und das sind nur zwei Beispiele.«
    »Für die CDU fällt aber auch mal was ab«, wandte ich ein. »Ein CDU-Politiker war lange Jahre Chef des Bierstädter Hafens. Und zum Pressechef des städtischen Entsorgungsunternehmens hat es sogar ein Grüner geschafft. Selbst willfährige Journalisten können es weit bringen.«
    Kleist lachte. »Weshalb bist du bei deinem Tageblatt geblieben? Hat dir keiner ein Angebot gemacht?«
    »Weil ich nicht willfährig bin.«
    »Schade.«
    »Was?«
    »Ich fände ein bisschen Willfährigkeit jetzt gerade gar nicht so übel«, grinste er. »Ich gehe schon mal vor.«
    Es wurde ein sehr gemütlicher Sonnabend.

Das Leben

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